Wafrös alemannische Dialektik vom 2. November 2005

S wär nadierlich en schiere Bledsinn, wenn i sage dät, d Bolidik dät mi iberhaupt it intressiere. Klar sag i menkmol, des sei doch mir egal, wa die do dobe mached, weil i doch nix dra ändere kännt, weil se sowieso mached, was se welled. Des isch nadierlich bloß saudumms Gschwätz, damit d Leit z friede sind, wenn se om froged, wa sagsch etz au du zu dem Schröder oder zu dere Merkel. Weil i ganz genau woss, wa der oder die fir ä feschtgfressene Meinung hond, halt i lieber mei Gosch und sag, des sei doch mir egal. Uf die Art hon i scho vill Zeit gschpart. Wenn i aber ehrlich bin, no intressiert mich die Bolidik scho saumäßig, weil mir unser Land it gleichgiltig isch und weil i am Morge bim Kaffee min tägliche Adrenalinschtoß bruch, dass de Kreislauf in Schwung kunnt. I mach kone Liegeschtütze und kone fufzg Kniebeige, i les lieber mei Zeitung, no kumm i au in Fahrt. Grad etz mit dere große Koalizion bin i mordsmäßig gschpannt, wie des wiiter goht. I hon mi eigentlich gfreit iber den Wahlausgang, weil mer etz nämlich sage ka, d Hälfte wänd halt die Rote und d Hälfte wänd die Schwarze und etz kunnt mer des vor, wie selle zwei Nochbere, wo dauernd mitenand gschtritte hond, bis se vor de Kadi kumme sind und der hot beide mit Arrescht gschtroft, aber sie hond beide mitenand i die gliich Zelle möße. Etz känned se zeige, wa se zum Wohle des Volkes z Weg bringed. Etz ka kon meh zum andere sage, dass der nu Scheiß macht. Etz moß jeder sein Scheiß i de Schublad bhalte und des usehole wa beide guet finded. Zu dem saged se Kompromiss. Usserdem wirbleds de ganz Regierungsapparat durenand und s giit vill neie Gsichter, näbe eme Dutzend Alte. Neilich hot en Schornalischt i minere Zeitung gschriebe, dass sich etz die 68er verabschiedet. Ä bekannte Redensart dät heiße, en Alt-68er sei oner, wo i sinere Jugend Leut, wie er etz oner isch, mordsmäßig apöblet hett, wie zum Beischpiel de Fischer, de Trittin oder de Schily. Die gond etz alle in Rente und de Kanzler goht mit. De Kampf gege des Estäblischment und die Bildungsbürger isch vorbei, die graue Parkas und d'Che-Guevara-Poschter hänged zum Teil im Museum. Die Mao-Bibel wanderet etz denn wahrscheinlich au i de Müllschlucker, seit uf de Buechmess z Frankfurt der scho uf de ibrige Welt verbreitete Neue Mao-Report vu dere berühmte Chinesin Jung Chang und ihrem Ma, dem Jn Halliday, mit beinah 1000 Seite erschiene isch. S hot lang gnueg daueret, bis endlich mol hischtorisch ufgschafft wore isch, dass der große Revoluzinär und Filosof meh Mensche umbrocht hot, als de Hitler und de Stalin. Nu derf mer mit däne Seicher vu domols, wo uns die Mao-Bible um d Ohre gschlage hond, it so fescht schimpfe wie mit Hitler-Büeble a la Ratzinger! I mag mi no guet a manche Diskussion erinnere, wo i mit drei Bänd Solschenizyn underem Arm loszoge bin und sie hond mer erklärt, der sei doch geischtesgeschtört und ibrigens inere gschlossene Abteilung vunere Klapsmühle. Schwamm driber, s isch vorbei. Aber freie duet me doch manch's, sogar i de heitige Bolidik.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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