Wafrös alemannische Dialektik vom 21. Februar 2007

Ez machemer des mol weng andersch mit dem Aschermittwoch. Hütz' Obed treffed sich i de Wallfahrtskirch in Schiene d Narre und alle wo Luscht hond zume Wortgottesdienscht under dem Thema: »Wenn die Narren fasten«. Do liest de Bruno Epple und i lies au. De Stephan Glunk singt zu sinere Gitarre und de Christoph Theinert und de Rudi Hartman musiziered ufem Cello und ufem Akkordeon. De Johannes Graumann singt und de Pfarrer Reichert und de Diakon Niesporek ibernähmed de geischtliche Teil. Die selle, wo's it so guet mit de Narre und mit de Fasnet moned, fir die isch des Thema »Wenn die Narren fasten« glei erledigt. Des isch doch wieder typisch, wäred se sage, ersch lond se a de Fasnet d'Sau raus, no renned se i d Kirch und lond sich vum Pfarrer Asche uf de Kopf schtreue, no isch so ziemlich alles wieder guet, wa se an den tollen Tagen triebe hond. Die wo so schwätzed, die mached sich die Sach wengele zu eifach. Do moß mer zerscht emol feschtschtelle, dass grad d Narre zu sellere Kategorie ghöred, wo iberhaupt no i d Kirch gond. Mer moß nu mol ame Narretreffe ine Narremess und luege, wer do alles isch. Vollgschtopft sind do d Kirche landuf, landab, wie nu no a Weihnachte, vor allem mit Hästräger. Die meischte vu däne wissed nämlich no, wie eng unsere Fasnet mit de Kirch verbunde isch. Mer moß numol ons vu däne ernschthafte Fasnetbüecher läse, no gond om d Auge ersch richtig uff. Etz isches aber so, dass unsere guete alte Faschtezeit total säkularisiert wore isch, weil die durch das Faschten des Leibes angeblich die Seele erhebt und die Sünde unterdrückt, wie's i de Präfazion heißt. Nu woß hüt kon Mensch meh, wa ä Präfazion isch und bi dem Wort »Sünde« krieged se Lachkrämpf. De Mensch vu hüt hot nämlich gar kone Sünde und die Seele erheben brucht' er au it, weil er kone hot, oder hot ebber scho mol ime Fitnesscenter gsäeh wie one oder oner sei Seele träniert. Nadierlich hond mir Chrischte die Faschtezeit au scho lang lächerlich gmacht. Do homer ko Fleisch gässe, aber anderthalb Pfund Knepfle. Aber der Begriff »Sünde« kunnt allmählich wieder weng in Mode, wo a jedem Eck vu de Welt fange en Krieg usbricht, Millione vu de Hoemet vertriebe wäred, unzählige Kinder am Hunger schterbed und Zeitunge voll sind mit Prozess gege Kinderschänder und Pornohändler, mit Kindermörder und Vergewaltigunge und mit de Verrohung vu de Jugendliche. Dass die Arme alleweil ärmer wäred und die Reiche all reicher, also wenn des kone Sünde sind, wie soll mer denn zu dem alles sage? Gfaschtet wird nadierlich hüt au no, aber nu i de Sanatorie und i de Klinike. Do zahlsch dreihundert Euro am Tag und kriegsch en Öpfel und ä Kännle Tee, oder de zahlsch vierhundert Euro und kriegsch nix als ä Fläschle Schprudel. Des isch intelligenter als ä bissele kürzer träte mit dere Fresserei und ä paar Euro uf d Siite tue, fir die selle, wo it satt wäred, oder ko Dach iberm Kopf hond. S Wichtigsch a dem Aschermittwoch isch aber noch wie vor des Aschekreizle, wo die Pfarrer om uf de Kopf mached. Au des duet guet, wemer wieder mol hört: »Bedenk o Mensch, dass du Schtaub bisch und wieder zu Schtaub wirsch!« De meischte vu uns kunnt des meischtens ersch ufem Friedhof zu Bewusstsein, etz grad sowieso, wo sich 60  Prozent verbrenne lond und wieder zu Asche wäred. Wemer des »Bedenk o Mensch« i sich inesickere loßt, no vergond om vill vu däne Fürz im Kopf, wo mer mont, sie seied so wichtig. »Memento homo, quia pulvis es«, do wird om wieder klargmacht, wa mer in Wirklichkeit isch. Do kriegsch wieder dein Schtellewert. Drum holed mir hüt z Obed in Schiene s Aschekreizle. Vielleicht grad deshalb, weil mir i de Auge vu de Aufgeklärte »Narre« sind.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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