Wafrös alemannische Dialektik vom 25. April 2007

So ganz allmählich kummed mir Deitsche dehinder, dass de Mensch us Körper, Seele und Geischt beschtoht, wobei me aber glei sage moss, dass vill des wieder it glaubed, weil se sich saged, des mit dere Seele sei nu Eibildung. Etz isches aber so, dass en Hufe Lüt zu de Seeledökter renned, weil se depressiv und suscht ebbes sind. Also moss a dere Sach mit de Seel doch ebbes dra si. Denn ka me hüt fascht ko Heftle meh ufschlage, wo it en Artikel iber Religion dine schtoht, weil des scheint's de neie Trend isch. De Mensch goht nume i d Kirch, aber er isch religiös, er bäschtlet sich sei Religion selber zämme, wie miteme Lego-Baukaschte. Des isch au ä Zeiche defir, dass d Lüt wieder ane Seel glaubed. Die Sach mit dem Geischt macht au Fortschritt. Wemer will, ka me etz grad iberall läse, dass de Mensch sei Hirn träniere sott, denn wenner des it duet, no däted die Nervebahne verkimmere. Mer sott mit »gezielte Übunge« zu de Gehirnhygiene beitrage. Mer soll schwätze mit sim Partner oder mit de Freund, soll Recheufgabe löse und vor allem vill läse. Wer fir sei Hirn nix duet, der derf sich it wundere, wenn er isch, wie'ner isch. Fit im Kopf bliibt mer nu durch Träning, saged und schriebed se, aber i ka beischpielsweis läse, bis i en gschwollene Kopf hon, deswäge falled mird Näme vu de Lüt doch it ei, wenn se vor mer schtond. Aber dass de Mensch ebbes fir sei Hirn tue sott, des leichtet mir scho ei, nu ebbes hon i bis hüt no nie verschtande. I kenn vill, wo it dra glaubed, dass de Mensch ä Seele hot, aber dass de Mensch ä Hirn hot, des glaubed komischerweis alle, obwohl se om jede Tag de Beweis schuldig bliibed. Wa kännt mer mit sim Hirn all's mache, wemer's weng träniere dät, aber wo nix isch, ka mer nix träniere, des isch direkt en Zirkulusviziosus. Des isch au so ä bled's Fremdwort, wa eigentlich blos bedeitet, dass mer sich selber it is Fidle gucke ha, mer ka sich drille und wende wie mer will. Bi Seele und Geischt haperet's also scho weng, aber bim Körper simer voll do. Do homer scho längere Zeit unsere neie Religion gfunde. De Erzbischof vu Freiburg hot a Oschtere deitlich vunere »Gesundheitsreligion« prediget und sine Schäfle wieder mol d Kappe gwäsche. Des blede a dere Sach isch nu des, dass die selle, wo's a agoht, die Predig it höred, weil se it do sind. De Erzbischof hot gmont, es sei scho guet chrischtlich, wemer fir de Leib die nötig Sorg trage dät, aber d Gsundheit dirft äbe it zum eleinige Wert vum Läbe were. Ihn tei's nochdenklich schtimme, dass vierehalb Millione Deitsche id Fitness-Schtudio gond, aber i d Kirch gond z Deitschland am Sunntig kone vierehalb Millione Katholike meh. Des moss nadierlich ime Seelehirt uf de Wecker goh, wenner sich iberlegt, dass die Bande sich mehmols i de Woch i däne Schtudios a däne Maschine schindet, bis'ene de Saft abelauft und se Muskle grieged wie Tennisbäll, aber d Seel verkimmeret dereweil wie en fule Öpfel im Kär, vum Hirn wemer glei garit schwätze. No bäschtled se sich no so ä Wellnessreligion zämme und mached oemeds en Kurs in Unterwasseryoga und des zämme giit denn des neie Menschebild. Guet, i bin kon Bischof und kon Pfarrer, mir kännt des eigentlich scheißegal sei, noch dem Motto, wa gond mi ander Leit a. Des wär aber en Schtandpunkt, den mer sich it leischte derf, weil mer schließlich ä Glied vu dere Gsellschaft isch, no sott mer au wenig denoch luege, dass bi dere Gsellschaft de Schtecke einigermaße grad schwimmt, aber wie soll mer ime Mensch klarmache, dass Fitness mit Muskle mitere verschrumpflete Seel und eme Luftballon im Hirn am End ä Gfahr fir unsere Gsellschaft bedeitet, des soll mir mol ebber erkläre.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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