Wafrös alemannische Dialektik vom 25. Mai 2005

Zum sich Verliebe brucht mer it unbedingt jung si, des ka mer, mon i, eigentlich i jedem Alter. Wenn i nu a de Goethe denk, wie der sich no im hohe Alter, allerdings ohne Resonanz, ine Mädle vergafft hot. Do hon i's scho ringer, weil i so s'Gfihl hon, dass mei Liebe scho weng uf Gegeliebe schtoßt. Suscht dät se nämlich it alle Tag fir mich singe, mei Lilli. I woß eigentlich iberhaupt it, wieso i Lilli zunere sag, des hot sich eifach z'mol so gäe und i mon halt alleweil, dass se nix degege hot, dass se demit iverschtande isch, mei Lilli. Wenn se mi als so richtig herzig aalueget, no wirdâ's mer menkmol ganz komisch, wie's halt de Manne so goht, wenn se vu some herzige Gschöpfle aaglueget wered. Wenn se mer nu it alleweil uf de Balkon scheiße dät, no wär mei Liebe no größer, aber au i de Liebe isch äbe nix vollkomme. Sie isch halt ä Amsel, mei Lilli, und scho am früehe Morge hockt se uf dem Lindebom, direkt vor mim Schlofzimmerfenschter und singt, dass d'Maria Callas neidisch wore wär, wenn sie se hett höre känne. Am Afang, wo i se no it so kennt hon, do hon i denkt, dass se mit ihrem G'sang de Schöpfer preist, aber denn bin i all meh dehinder kumme, dass se mich mont, dass ihre morgendlich's Schtändle mir gilt. Suscht dät se doch it all ufem gliiche Bom und usgrechnet vor mim Fenschter singe. Etz wird's wieder heiße, woher woß denn der, dass die Amsel ä Weible isch und ko Männle. Blede Frog, weils' Männle en gäle Schnabel hot und rabeschwarz isch und die Amselweible sind it ganz eso schwarz und hond kone gäele Schnäbel. I blieb nadierlich liege, wenn mei Lilli mir morgens ihre Arie schmetteret, aber wenn i denn azoge und gwäsche bi, no begegned mir zwei uns Aug in Aug. Hinder de Kuche, im Garte zue, hond mir en offene Balkon und uf dem schtoht alleweil s'Katzefuetter fir die vier bis sechs fremde Kätzle, wo bi uns Koschtgänger sind. S'loht sich kone schtreichle, bis uf de General. Des isch de rote Kater vu s Nochbers. Der kunnt sogar i d'Kuche und krageelet, wenn z'wenig im Schüssele isch. Der duldet au ko andere Katz, und wenn one ge esse kunnt, no guckt se zwischedinne ängschtlich, ob de General i de Näche isch. I mach denn die groß Glastüre of und denn kunnt mei Lilli und setzt sich zerscht mol uf des hölzerne Balkongländer. Sie macht ä schief's Köpfle und macht zip zip zip. Denn guckt se mit ihrne sanfte Äugle zu mir her und des sind denn die Augeblick, wo's mir so komisch wird. Denn juckt se uf de Bode und goht as Katzeschüssele, nadierlich nu, wenn de General it do isch. Sie pickt sich ä Brösele use und schwingt sich wieder ufs Balkongländer und wahrscheinlich fliegt se denn i ihre Neschtle zu de Junge, denn sie brüeted jo bis zu dreimol im Johr, die hochbegabte Schwarzdrossle, wo eigentlich ussem ferne Oschte, us Kamtschatka zu uns kumme sind. Bevor se aber vum Balkongländer us wieder is Neschtle schtartet, lupft se no neckisch-graziös ihre Schwänzle und scheißt mer jedesmol uf unser Balkongländer und it emol grad wenig. I hon mer scho oft iberlegt, was ich mei Lilli debei denkt, wenn se so neckisch-graziös ihre Schwänzle lupft und mir ufs Balkongländer scheißt. Etz hon i ime Buech iber Vögel g'lese, dass es nu d'Männle sind, wo so schä singed. Des war fir mi en seelische Tiefschlag. Komisch, seit i des g'lese hon, kummt die Lilli nume uf de Balkon, do duet se au guetdra ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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