Wafrös Alemannische Dialektik vom 26. März 2008

Der Rase hinder unserm Hus isch alles nu it schä. Er isch total vermoost, schtellewiis garnume do, de Rescht isch etz im Winter grau und i dät sage wüescht. Mer sott'en umgrabe und total nei asäe, aber wa sott me it alls, weil me vill z'vill sott. No macht me halt alles ander, wa me au sott und de Rase hinderem Hus, wo me neu mache sott, den macht me it, drum bliibt'er wüescht.Etz isch aber so, dass all Johr ufen Winter wieder ä Früehjohr kunnt und do gschieht all Johr ä Wunder. Etz wäred wieder ä paar sage, etz wird er no gar meschugge (des Wort isch jidisch und bedeitet "gaga"), er schpinnt also etz efange. Dass uf de Winter s Früehjohr kunnt, hot doch miteme Wunder nint z'tued, weil's nix normalers giit wie die Johreszeite. Äbe grad des isch falsch denkt, oder wieder mol it denkt. Grad des Normale schteckt voller Wunder, aber mit de gwähnliche Auge sieht mer des nadierlich it. Die wirkliche Wunder ka me it säeh, weil me mit de gwähnliche Auge nu a d Oberfläche sieht, aber it hinder des, wa a de Oberfläche isch. Wemer des Früehjohrswunder säne will, no moss me mit de Auge vum Herz luege.Etz mach emol ime Mensch vu hüt, wo all Tag im Internet umesörft klar, dass unser Herz Auge hot. Nadierlich hot unser Herz ko Pupille, ko Iris und ko Netzhaut, des woss i au, aber s Herz sieht hinder d Wirklichkeit, weil d Wirklichkeit nu des zeigt, wa me greife ka, aber s wichtigschte isch meischtens sell, wa me it greife ka, wa unbe-greiflich isch. Jessesna hert sich des kompliziert a, debi isches eifacher, wie dass es sich ahört und vill vill schlimmer,wie sich's schriibt.Wenn i etz grad us de Kuche kumm und uf min wüeschte Rase guck, trau i mine Auge it. Z mitte dinne i dere wüeschte Fläche hot's büschelwiis Schneeglöckle, wachst blaue und gelbe Krokus und isch alls voller Schlüsselblüemle. Die erschte Schmetterling flattered scho umenand und fleissige Hummle sind scho Fescht am schaffe. S isch ufs mol Läbe uf mim wüeschte Rase und er isch garnume so wüescht, wie i gmont hon. A de Hecke am Rand blüehed Forsizie und i hol mer als en Schtuehl und lueg mer die Früehjohrsbotschaft i aller Rueh weng länger a. Denn hon i so s Gfiihl, des sei ä Wunder.S isch aber kon's, s isch all Johr s gliich, s isch nix anders als de Wechsel vum Winter ufs Früehjohr. So ka mers au säeh. D Natur isch wieder uferschtande, aber sie hot vorher schterbe mösse, aber grad des kunnt mer vor wie ä Wunder. Debei isch des doch biologisch ganz eifach zum erkläre. Etz moss i aber do dezue sage, dass mi i dem Fall d Biologie iberhaupt it intressiert, weil mi die Frog vill meh intressiert, warum z'rscht alls schterbe moss, wenn's wieder neu voll ufblüehe soll. Debei gschieht des alls ganz leise, ganz unschpektakulär. Mer sieht nix und hört nix und doch gschiehts alle Johr wieder. Do moss me halt die Auge und d Ohre vum Herz offmache, suscht sieht mer nu drana, aber it dehinder.Aber grad des isches äbe, dehinder sieht mer au nie. De Mensch dät gern dehinder kumme, hinder des Geheimnis vum Läbe und Schterbe und vum auferschtande zum neue Läbe. Er kunnt it dehinder. Er ka au mit de Auge vum Herz nu schtaune, aber des Schtaune ka om glicklich mache, wie wenn i min wüeschte Rase sieh, wo wieder auferschtande isch. So ähnlich isch des au mit Oschtere, i sieh it dehinder, i ka nu schtaune.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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