Wafrös alemannische Dialektik vom 26. September 2007

Jessesna, etz kunnt der au no hinderher mit dere Schtadthalle, wäred wieder ä paar sage, aber vu dem, wa s Herz voll isch, dem lauft halt d Gosch iber, heißts ime schäne alte Schprichwort und ob mer mirs glaube will oder it, die Halle hot me umghaue. Vierzg Johr hond se drumghändlet, wared defir und wared degege und etz hond ses packt, d Singemer, und hond ebbes anegschtellt, wa mer ne nie zuetraut hett. Wo s Bodesee Simfonieorcheschter bi de Ereffnung den Beethoven gjublet hot, do hond se sicher denkt, die Musiger, des isch denn ä andere Musizierete, als i dem alte Kaschte vu Konzil. Bi allem Reschpekt vor dem Gebeide, aber bi dem neie Singemer Kulturtempel klingt en Beethoven halt so, wiener klinge sott! Also wenn i mol ä wiißes Hemb aazieh, no moss es denn scho ä kolossals Fäscht si. Und die Ereffnung war so ons! I hett jo nie demit grechnet, dass i do au debi si derf, weil i sottige kenn, die wäred würdiger gsi als i, aber etz hot mer de OB die Karte gschickt und ohne die wär i garit inekumme. Schtreng hond se kontrolliert und unsern neie MdB hot s Kärtle vergesse und die Wächter am heilige Tor hond den Andreas Jung it kennt. I hett em beinah helfe mösse und mit Ach und Krach hondsen denn grad no ine lo. Denn bin ich und die andere 899 Geladenen iber den »roten Deppich« geschritten und hinder mir hot en SPD-Stadtrot gmont, »endlich tond se fir uns au mol ebbes!« Schäne Hoschtessen hond noch mim rechte Arm glanget, de Hemdärmel weng zruckgschobe und mir en Bändel ums Handglenk gmacht. Des war de Ausweis fir des Esse noch em Fäschtakt. Mer hot denn no a mim Kärtle en Schtreife abgrisse und denn war i dine im Fojee. Genauer gset, war i beinah dine, aber i bin no weng im Andrang gschteckt. So ugfähr mosses z Bayreuth zuegoh, wenn sed Meischtersinger ereffned. Aber wa sind scho d Meischtersinger gege den Mammutchor, wo denn uf dere versenkbare Bihne gschtande isch. I dem Fojee war ä Mordsdruckete, weil jeder jedere und jede jedem hot »hai« sage welle, wa früener gute Obed oder grüß Gott gheiße hot. Im Zug vu dere allgemeine Razionalisierung isch »hai« kürzer und vor allem modern. Ha des hot nu so gschmatzt vu däne viele Küssle und bi dene Hufe Aale hosch möße saumäßig obacht gäe, dass de a dem Meikap de Hembkrage it glei versausch. Do hots nu so gwumslet vu Professer, Dökter, Direkter und Titelträger. Dezwische vill Nixe, aber en Sauhaufe alte und junge, wunderschäne Nixen. S isch näemerd im Pullower kumme, alle wared fäschtlich aakleit und denn bin i nuff uf d Empore, Mitte links. Mer hot jo fange gnueg gläse, wa loswar, aber dass me alls wa bassiert,links und rechts nomol wie uf riesige Fernsäehschirm sieht, des isch de Hammer. Mer brucht ko Hörgerät und ko Opernglas und uf dere Biehne kännt en Zirkus sei Zelt ufschtelle. Sisch alls nobel und praktisch und so vornehm hond mir Singemer no nie brinzlet, wie i dere neie Schtadthalle. I klammere etz beinah alls us, weils jeder jo scho woss, aber dass se die Senta herebrocht hond, die Senta Berger, do hon i Herzklopfe griegt ...Junge schäne Lüt vu de Steigeberger Hotelfachschuel hond serviert, s war wie Weihnachte im Grohotel. Denn isch de Nochtisch kumme, mitte is Feierwerk. Alle nühundert Gäscht sind is Freie, nu min Freund Karle und i sind hocke bliebe, weil mir beide no im Krieg gsi sind und no gnueg hond vum Glepfe. Dodefir hond uns die schäne Mädle jedem no ä zweite Porzion Eistorte anegschtellt und mir hond feschtgschtellt: »Lond se mache, londs doch krache, mir schlecked lieber feine Sache!« Im Schein vu brennende Fackle bin i uf dem rote Deppich humzues und hon me ufem Hohgarte mol i d Hut pfätzt und hon gseit, hei Maa wach uf! Aber i war tatsächlich z Singe.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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