Wafrös alemannische Dialektik vom 28. Dezember 2000

Scho wieder Weihnachte und d Welt isch alleweil no'it undergange, obwohl's vor eme Johr etliche profezeit hond, aber erinneret worre bin i des Johr a min Buechtitel, »s wird all bleder«, wo i etz grad um Weihnachte rum die Diskussione im Fernsäeh iber den »Wertewandel« erläbt hon. Mein lieber Scholli, do wird denn en Hufe Scheiß doheregschwätzt, des haltsch schier im Kopf it aus. Jeder schwätzt no gschieder, meglichscht so, dass es kon andere verschtoht. Debei wär die Sach mit dere Menschheit und dene Werte, wo se all sueched, so eifach, aber s derf heit äbe all's sei nu it eifach, s kännt's am End ebber verschtoh und wa me heut verschtoht, des isch sowieso nint. Zweitaused Johr schleifed mir etz scho die Bibel durch d Gegend und kapiered all weniger vu dem, wa dinne schtoht. Vielleicht au nu deshalb, weil all weniger ine lueged und wenn se ine lueged, no fummled se solang am Text umenand, bis zum Schluss nint meh schtimmt. Do solled, wie de sell Evangelischt Lukas berichtet, Engel erschiene sei. It im Pilatus und it im Herodes und it de Hoheprieschter, sondern de Schofhirte. Wa selle Engel gsunge hond, des hond die gröschte Musiker vum Abendland, vum Palestrina iber de Bach bis zum Mozart und zum Bruckner im Gloria vertont, wo's heißt: »Et in terra pax hominibus, bonae voluntatis.« Des jubled alle Kirchechör und des heißt nint anders als »und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind«. Wenn des die gschuckte Menschheit nu au mol ä klä wengele kapiere dät, no dät die Weltgschicht en mordsmäßige Satz vörsi mache. Nadierlich het des uf de Dau-tschons kon Eifluss und de Akziekurs dät it schteige, aber s Läbe underenand dät uf omol andersch were, wenn mol begriffe were dät, dass de Friede under de Menschheit do devu abhängt, dass de einzelne Mensch »guten Willens« isch. Mit sellene, wo it wänd, mit dene ka me au kon Friede mache. Etz isch scho alleweil und seit jeher die Frog uf em Tisch, wägewarum die oene wänd und die andere it wänd. Do gäb's us dere Weihnachtsbotschaft au ä Antwort druf. »Gloria in excelsis Deo« hond die Engel gsunge und des heißt »Ehre sei Gott in der Höhe«. Des in der Höhe isch ko Ortsangab, do kännt me au sage »iber uns!« Gott, wa isch des eigentlich? Es isch die absolut letschte, wirkliche Inschtanz, vu dere all's isch, wa isch und dere all's undergeordnet isch, wa isch, die iber allem schtoht, wa isch, egal wones isch und wanes isch und do dezue ghört au de Mensch. Wenn de Mensch aber nume glaubt, dass iber ihm ebbes isch, demgegenüber er verantwortlich isch, no isch de Mensch kon Mensch meh, sondern irgendebbes anders und mit irgendebbes anders ka me au kon Friede mache, weil's mit sellene kon gemeinsame Nenner giit. Der gemeinsame Nenner, des isch die Spitze vu allem wa isch. Gott, Allah, Jehova, s absolute Sein oder s Unnennbare. Uf alle Fäll des absolut Gröschte, wo vu jedem Mensch Gehorsam verlangt, Anerkennung verlangt und verlangt, »wa du it witt, dass mer dir duet, des due du au ime andere it!« Und »wa du witt, dass me dir due sott, des due du au de andere!« Isch denn des so schwer zum Kapiere? Und vor zweitaused Johr, so glaubed heut no Christe und hond's alleweil glaubt, hot Er's dere blede Menschheit no leichter mache welle und hot'ere, Mensch worre, hoorscharf erklärt, wie des goht, Friede auf Erden mache. Aber sie hond it ufen gloset, sie sind zletscht wüescht mitem umgange, wie mit allene, wo probiert hond, Frieden mache. Des ganze Gschwätz mit dem Wertewandel hot aber kon Sinn und bliibt Blabla, wemmer it endlich dra gond und sell tönd, wa die Engel gsunge hond und wa Er dene halsstarrige Fischer erklärt hot: Gegeseitig Schuld vergäbe, wie au Er se uns vergibt. Nu känned des halt nu sellene, »die guten Willens sind!«

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.