Wafrös alemannische Dialektik vom 28.Dezember 2006

Nadierlich war früener alls andersch. Mengs war au besser als hüt, aber it alls. S giit en hufe Sache wo minder wared als etz grad. S liit au it a mim Alter, daß etz vill andersch isch als früener, s liit am »Paradigmewexel«. Des isch ä neu's Wort, wo se etz grad vill benutzed. Die meischte wo vu dem Paradigma schwätzed, wissed garit wa des isch. I mim Duden schtoht under dem Schtichwort en Hufe Zügs, aber mer kännts zämmefasse mit dere Definizion, daß ä »Paradigma ä Denkmuschter isch, wo d'Weltsicht vunere Zeit prägt«. Und weil etz grad ä total andere Weltsicht unsere Zeit prägt, kännt me sage, daß etz grad wieder mol en Paradigmewexel schtattfindet. Nu mol ä kläs Beischpiel: A Weihnachte wared früener am meischte d'Pfarrer näb de Kapp, weil do ganze Völkerwanderunge gebeichte kumme sind und denn die viele Gottesdienscht. Do sind denn die Pfarrer seelisch uf de Felge doherkumme. Hüt sind d'Pfarrer fascht normal, dodefir schpinned etz ihrne Schäfle. Weil Weihnachte des Fäscht der Liebe isch, wird bi vill'ne s'Gegeteil drus. I minere Tageszeitung war ä ganze Siite mit Vorschläg, wie mer des Fäscht der Liebe, wo efters umschlet ine »Fäscht der Hiebe«, umwandelt. Do sind sogar Adresse gschtande, womer sich hin wenden ka, bei »Beziehungsproblemen«.S isch halt eifach so, daß vor luter Weihnachtsseligkeit, wo scho im Schpätherbscht afangt, vill Leut der Friede und die Glückseligkeit, mitsamt dere »fröhlichen« Weihnachtszeit wenn se denn do isch, so zum Hals uselampet, daß des ganze Fröhlichkeitsgefihl zum totale Stress wird. Wo früener unsere Pfarrer vum »Feschttagsdeifel« gschwätzt hond, do fahrt der etz mit Karacho i unsere Gesellschaft und des isch der Paradigmewexel. Us dem Fäscht der Familie wird etz de Kampf vu de Familie jedes gege jeden. Dezue kunnt, daß beischpielsweis d Fraue, zumindescht die ältere, daß die vor luter Backe, Kaufe, Renne und Butze so kaputt sind, daß se sich am liebschte näbe des Jesuskindle im Krippele aneliege däted und nu no schlofe, nix als schlofe. Denn kunnt no ebbes dezue: Wie säned hütige Familie zum Teil us? Mer schwätzt jo bereits vu sogenannte »Pätschworkfamilie«. Do isch denn d'Mamme gschiede und de neue Babbe bringt sine Kinder vu sinere gschiedene Frau am heilige Obed mit, aber die ältescht Tochter hot grad de Lover gwexlet und wemer denn nume so richtig drus kunnt, welle Kind etz vu wem sind und wo se aneghöred, des sind denn Pätschworkfamilie. S giit aber sottige, wo grad bi däne de Weihnachtsfriede richtig funkzioniert. Dodefir glepfts denn bi de sogenannte klassische Familie, wo d'Kinderle am heilige Obed froh wäred, wenn se ussem Hus wäred, weil se trotz »Stille Nacht« und »O du fröhliche« deitlich schpüred, daß de Alte ä andere im Kopf hot und d'Mamme des woß und ihm am liebschte de Krage rumdrille dät. Wer etz mont, des gäbs it, der hot ko Ahnung vunere »klassische Familie«. Fir alle die Fäll, wo's a de heilige Täg hinde und vorne it anehaut, giits etz Beratungsschtelle, staatliche und kirchliche. Die kirchliche koschted sogar nint und mer wird it emol gfroget, ob mer katholisch oder evangelisch isch. Des g'hört au zu dem Paradigmewexel. Früener isch mer zum total gstresste Pfarrer no schnell i de Beichtschtuehl und hot möße sage, »ich habe zwei mol wöchentlich den Kindersegen verhinderet« und hüt saged se i de kirchliche Beratungsschtelle: »Mei Frau hot mi a de Weihnachtstag scho zweimol us ihrem Bett gjagt.« So änderet sich d'Weltsicht vunere Zeit, des isch en Paradigmewexel.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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