Wafrös alemannische Dialektik vom 3. August 2005

Jedesmol wenn i minere Zeitung en Artikel schtoht, i dem sich's drum handlet, dass ä Krankehaus, oder ä Klinik, wiese heit de zue saged, weil des besser klingt, uf em »Erfolgskurs« isch und schwarze Zahles chriibt, no hon i so ä komisch's Gfiihl im Bauch, weil i nämlich woss, wie's zu däne schwarze Zahle und zu dem Erfolgskurs kunnt. All no weniger Personal, weniger Dökter, weniger Schweschtere, weniger Pfleger, weniger Ziit fir de Patient, weniger schwätze mitem, weniger Zuewendung, aber meh Erfolg! It im mitmenschliche Bereich, dodefir i de Bilanze. Fir die selle, wo glei wieder ä positive Antwort do druf hond, hett i etz grad wieder mol ä schäs Beischpiel: Er hett solle am Sunntig z'Obed i de Klinik sei, weil er denn am Mäntigmorge operiert wird. Er war au am Sunntig z'Obed pünktlich i de Klinik, hot nadierlich bitzele Angscht ghet vor de schwere Operazion, aber er hot am Mäntig de ganz Tag kon Dokter gsäeh, ersch am Obed um fimfe isch on kumme und hot dem Pazient gset, er käm hüt nume dra, weil se en Notfall ghet hetted. Des war dem Pazient klar, dass en Notfall zerscht drakunnt und er hot sich demit abgfunde, dass er etz am Dienschtag, also am Ziischtig operiert wird. Er hot nomol de Träningsanzug azoge und isch i d'Cafeteria, womer au ebbes esse und trinke ka. Weil er woß, dass er ko feschte Nahrung meh zu sich näeh derf, äbe weil er morge operiert wird, hot er sich ä Süpple bschtellt, des isch fir die Operazionskandidate erlaubt. Etz hot aber die Dame im Service zu dem Pazient gseit, er soll sich nu ebbes Rechts bschtelle, er brücht ko Süpple esse, er käm nämlich morge it dra zum Operiere. Dem Pazient isch weng drümmlig wore und er hot die Servicedame gfrogt, woher sie denn des wisse dät, dass er morge it operiert wird. No hot se nu gmont, sie hett jo de Operazionsplan und do dät er it drufschtoh. Etz hett der Pazient eigentlicher wartet, dass en Dokter ihm die Nochricht iberbringt und it die Servicedame vu de Cafeteria. Aber wenn en Dokter miteme Pazient schwätzt, no koscht des vill vill meh, als wenn ä Bedienung den Mensch ufklärtund nu durch Koschteerschparnis kummt hüt ä Klinik zum wirtschaftliche Erfolg. Mer hot'en denn wieder homgschickt, den Pazient, er soll am Sunnitgzobed wieder kumme, am Mäntig dät er denn operiert were. Er war denn au am Sunntigzobed wieder i de Klinik mit dem wirtschaftliche Erfolg und er isch au am Mäntig pünktlich operiert wore. S'war en schwere Eingriff und i mecht au it schriibe wa fir on, weil mer denn glei wüsst, wa des fir ä Klinik war und wo se isch. Er isch denn ufgwacht i de Intensivschtazion und sin erschte Gedanke war, s'isch vorbei und i läb no! Unde am Bett sind zwei Schweschtere gschtande und er hot ghört, wie die ei zu de andere gsagt hot, »Nein, den Katheter lassen wir drin, der Patient wird morgen wahrscheinlich noch einmal operiert!« Der Pazient, wo grad us de Narkose ufgwacht isch, der hot schier en Herzinfarkt kriegt, woner des ghört hot. Er hot verzweiflet gfrogt, »wa hond sie etz grad gsagt, i soll morge vielleicht nomol operiert were?« Do hot die Schweschter gmont: »Ich unterhalte mich gerade mit einer Kollegin und nicht mit ihnen!« Der Pazient hot nix meh gsagt und nu schtill i sich ine gweint. Er hot äbe it begriffe, dass des der Ton isch, wo zu schwarze Zahle fihrt. Entweder er bläret, no losst mer'n bläre, oder er sagt sich, nu nix wie naus us dere Fabrik! No gibt's nämlich Platz fir de Näkscht und je schneller des goht, umso besser fir de »Erfolgskurs!« Vielleicht mösst mer no sage, in Singe und in Radolfzell war des it ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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