Wafrös alemannische Dialektik vom 31. Januar 2007

S'Läbe nocheme große Geburtstag isch saumäßig schpannend, weil mer alleweil denkt, es sei nix meh wie früener. Des isch zwar en Bledsinn, weil all's wiitergoht wie bisher, aber mer denkt's halt. S hot aber au komisch agfange. Min Freund Fritz und die Sei, wo  mi und die Mei scho lang känned, hot me zume noble Esse eiglade, i den Gurmehtempel z Schiene. Do hon i so feine Sache griegt, wo i itemol woß, wie mer se schreibt. Vum zwelfe bis um viere simer gsesse, wie im Himmel, denn hond sich de Fritz und die Sei i sin schneeweiße 500er Mercedes gsetzt und i bi zu de Mei uf de Friedhof und hon'ere verzellt, was i erläbt hon. I bin denn wieder z Fueß a de Parkplatz und hon mei Autole aufgschlosse, hon de Kofferraum offgmacht und de Wintermantel ine tue. Denn hon ide Kofferraumdeckel zuegmacht, aber nume dra denkt, dass de Autoschlüssel no im Mantelsack isch. Etz mach mol ä Auto off, wenn de Schlüssel im abgschlossene Kofferraum isch. Gottlob hon i mei Händi im Kittelsack schtecke ghet und nie meh i mim Läbe sag e ebbes Dumms iber die Händi! Mit dem hon i min Freund, de Franz, aagruefe. De Franz wohnt i unserm Hus obe dinne, isch also min Mieter, aber er isch eigentlich kon Mieter, sondern er isch de Schef im Haus. Wenn i ihn it scho iber zwanzg Johr hett, wär ich längscht verschimmlet. De Franz war dohom und isch au glei uf de Parkplatz am Friedhof kumme, aber bis er do war, hon i ganz schä gschlotteret mit mim dünne Kittele und mei Krawatt hot mer au it warm gäe. War i froh, wo der Franz do war und denn simer hom gfahre und i hon i mim Schreibtisch min Ersatzschlüssel gholet und denn simer wieder a de Friedhof uf de Parkplatz gfahre. De Franz hot im Auto gwartet, bis i offgschlosse hon. Gott sei Dank hot'er gwartet, denn mei Autoisch it off gange, weil i de Ersatzschlüssel vum Auto vu mim Jüngschte ghet hon, weil der mei alt's Auto no fahrt. Weil aber bime Auto Schlüssel it Schlüssel isch, isch mei Auto au it offgange und min Franz isch mit mir wieder hom gfahre und denn isch mer underwegs eigfalle, dass min Ersatzschlüssel jo im Schreibtisch vu min Arbeitszimmerle im oberschte Schtock isch. Won i dobe war, hon izerscht mol möße zweimol uf min Nitro-Spray drucke, weil des Herz bummeret hot wie bi de Pauke-Mess. Mer sind denn nomol uf de Parkplatz vum Friedhof gfahre, de Franz und i, und denn isch mei Auto wieder offgange und i bin ä zeitlang ganz ruhig dinne gsäße, bevor i de Motor eigschalte hon. Bim Nochdenke hon i mir iberlegt: Sind etz des no d Nochwehe vu dim Geburtstag und bisch du no bitzele durenand oder sind des etz scho die erschte Alterserscheinunge jenseits vu de achtzge. I hon mer denn aber gsagt, des ka doch it sei, dass mer innerhalb vu vier Tag nochem Geburtstag schlagartig so verbledet, des moß doch scho früener i om gschteckt hon. Und mit dere Erkenntnis, wo i mir selber vermittlet hon, bin i ganz zfriede homzues gfahre, hon no ä Päärle Wienerle is Pfännle gworfe und ä Fläschle Sekt uffgmacht. I woß nime, wenn i is Bett bi, aber i biglei eigschlofe und hon träumt, dass i die Schreibtischschublad it offbrocht hon, wo min Ersatzschlüssel fir mei Auto dinne isch. Der wüeschte Traum hot ersch ufghört, woni ufgwacht bi, weil i bim Sueche vu dem Schreibtischschubladeschlüssel ufem Nachttisch min Radiowecker abegworfe hon ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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