Wafrös alemannische Dialektik vom 9. November 2005

Sodele, etz isches husse, etz isch die Sach endlich mol klar. Noch dere neie PISA-Schtudie wossmers etz ganz genau, dass nämlich die Schangsen fir d Kinder it gleich verteilt sind, weil nämlich »die soziale Herkunft« bi uns z Deitschland alleweil schtärker iber de Schulerfolg vu de Kinder entscheidet. Etz hond se usebrocht, dass nämlich en fufzehjährige Schüeler vu reiche Eltere, also wo de Vadder oder viellicht au d Modder de Glotter hot, viermol so große Schangse hot, dasser uf ä Gimnasium goh ka und s Abitur macht. Bsunders i de Mathe und i de Naturwisseschafte sind Kinder »aus der Oberschicht«, also wo de Babe ä Führungskraft oder Akademiker, also en Dokter isch, de Kinder usseme Arbeiterhaushalt um hundert Punkt iberläge. Z Bayern sei's bsunders schlimm hot mer usegfunde und wie's bi uns z Bade-Wirtteberg isch, do isch bis etz no nint i de Zeitung gschtande. I kännt mer aber schodenke, dass es bi uns grad so schlimm isch wie z Bayern. I bruch do garit lang rumluege und noch Beischpiel sueche, s langet nämlich scho, wenn i i de Schpiegel guck und mich selber sieh. Etz isches mir wieder mol deitlich vor Auge gfihrt wore, woher mei Bledheit kunnt. Dass i zum bledere Teil vu de Menschheit ghör, des hon i scho lang gwisst, aber dass i do dra it Schuld bi und gar nint defir ka, des hon i etz schwarz uf weiß i minere Zeitung bescheinigt. Warum hond se mi it ufs Gimnasium gschickt, min Babbe und mei Mamme? Weil min Vadder ko Führungskraft war, sondern en hundsgwähnliche kaufmännische Agschtellte inere Konstanzer Textilfabrik, nämlich bim Heros¨. Und wäge wa ischer dert ko Führungskraft wore, de Babbe? Weil er uf de Realschuel it lang gnueg bliebe isch und ko Abi gmacht hot, weil de Großvadder gmont hot, etz dät's eigentlich lange mit de Bildung, no hoter zerscht mol Buechhändler glernt. No hoter möße feschtschtelle, dass ander Leut au bled sind, weil se kone Büecher kauft hond, no ischer noch de Lehr arbeitslos wore und denn i d Fabrik. Und d Mamme hot nadierlich au kon Dokter ghet, sondern vier Johr vor de Hochzeit mitem Vadder ä Kind kriegt, und des war denn i. Und des Kind war denn au no schwächlich und kränklich, uf deitsch gset en Serbling. So ä arms Büeble ka mer doch it uf ä Gimnasium tue, hond se gmont, mine Eltere, und drum bin i halt uf de Volksschuel bliebe, bin bled bliebe, weil des Schuelsischtem mit de Direkters- und mit de Dökterskinder besser känne hot wie mit mir. Und wenn i denn wieder mol en Fimfer hombrocht hon, no hond se Zoff gmacht mit mer, debei hon i als Kind vume Fabrikler garnint defir känne, wie mer hüt feschtschtellt. Sie hond's denn welle wieder guet mache, mine alte Herrschafte, und hond mi zum guete Schluss no uf die »Höhere Handelsschule« gschickt, aber des hot de Brote nadierlich au nume fett gmacht. Ohne Abitur wirsch in Gottsname kon Dokter und mit Führungskraft war's nadierlich au nint. »So isch wore«, hot ons vu mine Büechle gheiße, und wenn i nomol ons schreibe dät, no nu mit dem Titel: »S isch wie's isch«.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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