Einstimmiger Beschluss im Bauausschuss
Der Singener Norden bekommt bald mehr Sonnenenergie

Unmittelbar an der A 81 soll die Agri-PV Anlage nahe des Singener Stadtteils Beuren entstehen. Zur Vollansicht gelangt man mit Klick auf das Bild. | Foto: Baurechtsamt Stadt Singen
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Singen. Die Stadt Singen treibt sein Ziel, einen wichtigen Teil zur regenerativen Energieversorgung beizutragen, weiter voran. So wurden in der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Bauen und Umwelt das "Go" für zwei Photovoltaik-Projekte (PV) in Singener Norden gegeben.

Die geplanten Agri-PV-Anlage in Beuren an der Aach, welche bereits bei einer politischen Radtour im Singener Stadtteil von Ortsvorsteher Stephan Einsiedler angekündigt wurde und laut Baurechtsamtsleiter Christian Denzel angrenzend an die Autobahn A81 geplant sei, könne nach Paragraph 35 Baugesetzbuch ohne Bebauungsplan errichtet werden. "Dies ist auch deshalb möglich, weil die etwa 5,29 Hektar große Anlage in einem Abstand von 200 Metern zur äußeren Fahrbahn entstehen soll."
Die insgesamt 6.972 Module, welche eine Gesamtleistung von 4.183 Kilowatt erzeugen sollen, werden der Beschlussvorlage zufolge von Ost nach West der Sonne nachgeführt. "Somit können die Module je nach Sonnenstand hochgeklappt und damit ein Durchfahren von landwirtschaftlichen Geräten ermöglicht werden", so Denzel.

Beuren treibt die Ortsteilentwicklung voran

Zwei Dinge unter einem Hut

Während der anschließenden Fragerunde wollte Gemeinderat Dietrich Bubeck aufgrund der Art der PV-Anlage wissen, ob durch das Projekt eine landwirtschaftliche Produktion wirklich noch gegeben sei.
"Es wird nicht mehr alles möglich sein, vor allem Mais nicht, der stark in die Höhe wächst", antwortete Oberbürgermeister Bernd Häusler. "Auch wenn hierdurch zehn bis 15 Prozent an Bewirtschaftung verloren gehen, ist diese trotzdem noch im hohen Maße möglich." Diesbezüglich sei man aktuell mit dem Landwirtschaftsamt in Kontakt. Häusler hob dabei auch die Bedeutung eines solchen Projekts hervor: "Es ist eine tolle Gelegenheit, Landwirtschaft und Energieversorgung hiermit unter einen Hut zu bringen." Agri-PV-Anlagen seien für ihn Modelle, die man in Zukunft häufiger sehen werde.
Zustimmung fand die Agri-PV auch bei Gemeinderätin Karin Leyhe-Schröpfer, auch wenn sie dies "mit etwas Bauchschmerzen" tue: "Wir sollten eigentlich mehr Abstand davon nehmen, das beste vom besten für solche Projekte zu blockieren, so brauchen auch Bio-Landwirte für ihre Produktion gewisse Flächen." Hierüber zeigte sich OB Häusler etwas irritiert und verdeutlichte: "Es ist nicht möglich, die Klimawende zu bewältigen, ohne dass andere Belange wie die der Landwirtschaft oder des Natur- und Landschaftsschutzes vollkommen unbeeinträchtigt bleiben."
Darüber hinaus gab es aus dem Ausschuss die Nachfrage, inwiefern die Tierwelt von der Agri-PV-Anlage betroffen seien. "Hierzu soll im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens der Baurechtsbehörde von der Bauherrschaft eine artenschutzrechtliche Einschätzung durch einen Fachgutachter vorgelegt werden", teilte Denzel mit.
Gemeinderat Walafried Schrott bezeichnete das Projekt als "Win-win-Situation", da in einem ein bis 1,2 Meter breiten Streifen seitlich entlang der PV-Module Blühstreifen vorgesehen sind. "Hiervon profitieren die Insekten, so trägt dies zum Erhalt der Artenvielfalt in diesem Gebiet bei." Die Fläche zwischen den Modulen mit Blühstreifen könne von der Landwirtschaft genutzt werden. Unter Umständen profitiere die Landwirtschaft noch von der Anwesenheit der Insekten. "Wenn wir nun noch mehr solcher Flächen finden, hätten wir schon viel für die Ökologie gewonnen."

Hohe CO₂-Einsparung in Schlatt

Ein wenig anders verhält es sich beim Solarpark Schlatt, welcher gemeinsam mit der Firma Sunovis aus Singen errichtet werden.
Hierbei handelt es sich laut Firma um eine normale, rund 7,1 Hektar große Freiflächennutzungsanlage, welche in unmittelbarer Nähe zum Autobahnkreuz Hegau gebaut werden und die Ziele des Singener Klimaschutzkonzepts fördern soll. "Mit diesem Park soll mit einer Leistung von zehn Megawatt pro Jahr etwa 4.000 Haushalte mit Strom versorgt werden", erklärte ProjektentwicklerLasse Stoltenberg gegenüber dem Ausschuss. Dies entspreche bei einem Zwei-Personen-Haushalt etwa 2.500 Kilowattstunden pro Jahr. Der erzeugte PV-Strom des Solarparks werde ihm zufolge jährlich ca. 6.000 Tonnen CO₂ einsparen.

Solarvorhaben bei Schlatt stark kritisiert

"Die Module werden dabei mit einem Abstand von zwei Zentimetern zueinander errichtet, sodass Niederschlagswasser gleichmäßig versickern kann." Zudem sei durch einen Abstand zwischen Modulunterkante und Geländeoberfläche von mindestens 80 Zentimetern beispielsweise auch die Bewirtschaftung von Schafen möglich. "Zudem werden die umliegenden, schützenswerten Biotope durch die Planung nicht beeinträchtigt, sondern durch die Umwandlung von Acker in Extensivgrünland sowie die Sicherung der Gewässerrandstreifen in deren Entwicklung gefördert", entgegnete Stoltenberger auf Nachfrage von Dietrich Bubeck.
Darüber hinaus wollte Walafried Schrott wissen, inwiefern ein Blendgutachten für das Projekt vorgesehen sei. "Dies wollen wir stellen lassen, sobald die endgültige Belegung steht", so der Projektentwickler.
Wie bei der Beurener Agri-PV-Anlage fallen auch hier für die Stadt Singen keine zusätzlichen Kosten an. "Der Vorhabenträger pachtete die Fläche von einem privaten Landwirt, Sunovis investiert in die PV-Anlage mit allen erforderlichen Anlagenteilen und betreibt diese dann voraussichtlich 30 Jahre", so die Stadtverwaltung auf Nachfrage des WOCHENBLATTs. Zudem wäre bei Insolvenz des Unternehmens der Wert der Anlage Teil der Insolvenzmasse. "Darüber hinaus ist der Rückbau der PV-Anlage nach Ende der Betriebszeit mit einer Bankbürgschaft abgesichert", teilte Projektentwickler Volker Jakob auf Nachfrage von Gemeinderat Klaus Niederberger mit.

Sowohl dem Bebauungsplan zur Agri-PV-Anlage in Beuren, als auch dem zum Solarpark in Schlatt, zu deren genauen Kosten seitens der Stadtverwaltung keine Angaben gemacht werden konnten, wurde vom Ausschuss zur Abstimmung im Gemeinderat am 23. April stattgegeben.

Unmittelbar an der A 81 soll die Agri-PV Anlage nahe des Singener Stadtteils Beuren entstehen. Zur Vollansicht gelangt man mit Klick auf das Bild. | Foto: Baurechtsamt Stadt Singen
Südlich der Straße "Im Grund" bei Schlatt unter Krähen soll in Zusammenarbeit mit der Firma Sunovis eine etwa 7 Hektar große PV-Freiflächennutzungsanlage entstehen. | Foto: Anja Kurz/Archiv
Autor:

Philipp Findling aus Singen

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