Jubiläum des Ärztehauses
Ein "revolutionäres" Projekt wird 50 Jahre alt

Dr. Thomas Ehret (stehend) begrüßt die Gäste zur Feier des 50. Jubiläums des Ärztehauses. Darunter befand sich auch Altlandrat Dr. Robert Maus, der kürzlich seinen 90. Geburtstag feiern konnte (mittig im Vordergrund). | Foto: Anja Kurz
  • Dr. Thomas Ehret (stehend) begrüßt die Gäste zur Feier des 50. Jubiläums des Ärztehauses. Darunter befand sich auch Altlandrat Dr. Robert Maus, der kürzlich seinen 90. Geburtstag feiern konnte (mittig im Vordergrund).
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Singen. Mit dem Ärztehaus in Singen gibt es seit dem Oktober 1973 eine zentrale Anlaufstelle für die fachärztliche Versorgung in der Region. Am Freitagabend, 13. Oktober, wurde dessen 50. Jubiläum im Foyer des Gesundheitszentrums mit zahlreichen Gästen und vielfältigen Redebeiträgen gefeiert.

An der selben Stelle wurde auch die Eröffnung des Ärztehauses gefeiert, berichtete Dr. Thomas Ehret, Sohn des Gründers Dr. Robert Ehret und langjähriger Verwalter des Hauses, zum Beginn der Festreden. "Damals war ich 21 Jahre alt", fuhr er fort. "Ich bin mit dem Haus alt geworden und meine Kinder sind damit aufgewachsen." Auch angesichts schwerer Phasen überwiege der Stolz auf das Projekt. Auch eingegangene Risiken hätten sich gelohnt: Bis heute werde das Gebäude komplett genutzt, "vom Keller bis unter die Dachziegel", so Ehret.
Sein Sohn, Dr. Felix Ehret, ist Privatdozent bei der Charité in Berlin, Arzt in vierter Generation und sprach bei dem Festakt als Stellvertreter für die drei Brüder der dritten Miteigentümer-Generation der Ehrets. "Es ist toll, wie das Haus heute dasteht", unterstrich er. Das Singener Ärztehaus sei eine bedeutende Institution der gesundheitlichen Versorgung in der Region. "Auch die dritte Generation will das festigen und vielleicht in Zukunft noch ausbauen."

Im Anschluss ergriff Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler das Wort und zitierte eine Überschrift des WOCHENBLATTs: Das Ärztehaus wurde dort bei der Eröffnung als "revolutionär" bezeichnet. Dass das Konzept vielfach kopiert worden sei, unterstütze diese Wortwahl. Heute sinke die Zahl der Ärzte, die sich selbständig machen stetig, so Häusler, wodurch Gruppenpraxen wie im Ärztehaus anhaltend wichtig seien. Bei Hausärzten etwa sei die Stadt inzwischen unterversorgt, weshalb ein medizinisches Versorgungszentrum geplant sei. Die fachärztliche Versorgung sei noch stabil, doch das werde sich im Laufe der Zeit ändern, ist er überzeugt.

(Über)Regionaler Drehpunkt

Dr. Nadir Ghanem trat an diesem Abend in einer Doppelfunktion auf: Als Teil der Hausgemeinschaft und Vorstand der Ärzteschaft im Kreis Konstanz. Entstanden sei das Haus in einer Zeit, die sich nicht so sehr von heute unterscheide. Insbesondere der vor einer Woche in Israel ausgebrochene Krieg wecke Erinnerungen an den Jom-Kippur-Krieg, der dort im Oktober 1973 ausgebrochen war.
Aktuell verzeichne das Ärztehaus insgesamt über 150.000 Kontakte mit Patienten in den fünf Praxen und decke damit in diesem Bereich über die Hälfte des Landkreises ab. Dass das Haus medizinisch ein "Drehpunkt, regional und überregional" sei, unterstreicht Ghanem auch damit, dass es dort rund 10.000 ambulante Operationen gebe, etwa im Augenzentrum, bei der Orthopädie oder bei den Zahnärzten. 

"Nichts ist schwieriger als Gesundheitspolitik", findet Ghanem, bleibt dabei jedoch positiv. Die "goldenen Jahre" seien nicht vorbei, heute müsse man eben anders wirtschaften und lernen mit der Bürokratie umzugehen. In Künstlicher Intelligenz und anderen technischen Entwicklungen sieht er Chancen und ermutigt die Anwesenden, die Zukunft selbst aktiv zu gestalten. Doch sollte bei Entscheidungen in der Gesundheitspolitik seiner Ansicht nach die Mitsprache insgesamt ärztlicher geprägt sein.

Als Stellvertreter der Gründergeneration sprach Dr. Ulf Degenhard, ehemaliger Kinderarzt in dem Gesundheitszentrum. Anhand der karikaturistischen Plastik von Künstler Peter Lenk, die die Fassade des Ärztehauses ziert, stellte er weitere Kollegen der Gründungszeit vor. Degenhard erinnere sich, wie am 8. Oktober 1973 hier die Praxis eröffnet wurde und schon eine Woche später "rammelvoll" war: "Weil wir gebraucht wurden". Weil ihre Nachfolger mehr Raum brauchten, musste sich mit dem neuen Jahrtausend das Ärztehaus verändern. Hierfür, so hob er hervor, sei Thomas Ehret verantwortlich gewesen, der die Räume mit großem Risiko aufgekauft und weitervermietet hatte. Damit habe er dafür gesorgt, dass es das Ärztehaus auch nach 50 Jahren noch gibt.

Dr. Andreas Kern erinnerte sich an die zwölf Jahre der Zusammenarbeit mit Robert Ehret. Im Andenken an Walter Fröhlich (Wafrö). der unter anderem als alemannischer Mundartautor und Journalist bekannt war, trug Kern seine als Kolumne im WOCHENBLATT veröffentlichte Laudatio zum 30-jährigen Jubiläum des Ärztehauses vor.

Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch das Cello-Duo (rechts) aus Christoph Theinert und Etienne Häusler.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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