Elektro-Azubis bei Sondermission im Ahrtal
Einsatz auf der größten Baustelle Europas

Über ihre vielfältigen Eindrücke vom jüngsten Einsatz im Ahrtal berichteten Auszubildende des 2. Lehrjahres der Fachrichtung „Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik“ in einem Pressegespräch an ihrer Hohentwiel-Gewerbeschule im Beisein von Berufsschullehrer Ralf Richter (vorne rechts), HGS-Schulleiter Stefan Fehrenbach (rechts), Handwerkskammer-Geschäftsführer Raimund Kegel (2. von rechts) und Jürgen Kemper von der Elektroinnung Konstanz (hinten rechts).
 | Foto: swb-Bild: Bernhard Grunewald
10Bilder
  • Über ihre vielfältigen Eindrücke vom jüngsten Einsatz im Ahrtal berichteten Auszubildende des 2. Lehrjahres der Fachrichtung „Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik“ in einem Pressegespräch an ihrer Hohentwiel-Gewerbeschule im Beisein von Berufsschullehrer Ralf Richter (vorne rechts), HGS-Schulleiter Stefan Fehrenbach (rechts), Handwerkskammer-Geschäftsführer Raimund Kegel (2. von rechts) und Jürgen Kemper von der Elektroinnung Konstanz (hinten rechts).
  • Foto: swb-Bild: Bernhard Grunewald
  • hochgeladen von Redaktion

Singen. Die Flutkatastrophe Mitte Juli 2021 riss eine 40 km lange Schneise der Verwüstung in das enge Ahrtal und mindestens 140 BewohnerInnen in den nassen Tod. Pegelstände bis zu 5 Metern, teils 9 Metern verwüsteten etliche Gemeinden, beschädigten oder zerstörten tausende Häuser und Gebäude, rissen Brücken und Versorgungssysteme mit sich fort. Groß war die Hilfsbereitschaft bis gegen Weihnachten 2021 – nicht lange darauf beherrschten schreckliche Bilder des Überfalls Russlands auf die Ukraine die Schlagzeilen in der Öffentlichkeit. Doch weiterhin ist Hilfe vor Ort vonnöten. „Noch immer ist das Ahrtal die größte Baustelle Europas“, beschreibt Jürgen Kemper von der Elektroinnung Konstanz im Rahmen eines Pressegesprächs am Dienstag in der Hohentwiel-Gewerbeschule (HGS) die Lage nach einem grandiosen Einsatz.

Gemeinsam mit Schulleiter Stefan Fehrenbach und Handwerkskammer-Geschäftsführer Raimund Kegel zeigte auch er sich tief beeindruckt und voller Respekt vom engagierten Einsatz jener anwesenden 22 Auszubildenden aus dem Hegau, welche in ihrem 2. Lehrjahr als „Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik“ vom 5. bis 10. März direkt in Ahrtal-Gemeinden im Hilfseinsatz standen. Es galt, so HGS-Berufsschullehrer und Organisator Ralf Richter, „Installationen und Reparaturen an geschädigten Elektrogeräten vorzunehmen, denn im Detail ist noch viel zu tun – viele Häuser stehen wie im Rohbau.“

Mit zwei weiteren HGS-Kollegen und der Unterstützung des im Unglücksmonat gegründeten lokalen Vereins „Elektroseelsorge e.V.“ halfen die jungen Azubis vielen Betroffenen im weiteren Umkreis von Dernau, Walportsheim und Heimersheim mit ihrem Fachwissen. Dies geschah oft Hand in Hand mit erfahrenen Fachleuten, Ingenieuren und Architekten von nah und fern, die sich teils seit Monaten immer wieder vor Ort freiwillig engagieren.

„Wir haben unser Bestes gegeben“, waren sich auch Andre Scheffel, Joshua Friedrich und weitere Akteure aus dem Kreis der Elektroniker einig. Größtenteils selbst in Containern untergebracht, lokal verpflegt und in Gruppen regional unterwegs, nahmen sie die Enttäuschung der Ahrtal-Bewohner über das Versagen der politisch Verantwortlichen und über bürokratische Antragsformulare auf Hilfe ebenso deutlich wahr wie die Dankbarkeit der Betroffenen für jede Unterstützung. Ob bei der Verlegung von Kabeln, beim Schlitze klopfen, Steckdosen oder Unterverteiler setzen, der Ingangsetzung von Licht, Heizungen, Küchen, Rollläden, Öfen – es entstanden Funken der Hoffnung für die Katastrophenopfer, welche glücklich überlebt hatten, aber oft vor ihren zerstörten, teils unbewohnbaren Häusern standen „und nach zwei Jahren noch immer ohne Heizung sind“, so Jürgen Kemper.

Raimund Kegel, der diese Hilfsaktion ebenfalls von Anfang an unterstützte: „Hier geht’s ums Helfen und das Handwerk hilft immer!“ – wird als Dank der Handwerkskammer gemeinsam mit Stefan Fehrenbach jedem Teilnehmer ein Zertifikat „für sozial tugendhafte Leistung“ erstellen. Er unterstrich die hohe Bedeutung dieser „operativen Improvisationsleistung“ – teils mit Ingangsetzung „von Maschinen aus den 1960er Jahren“ –, welche mit einem „Wegfall an Hierarchie“ sowie „selbstständigem Denken und Entscheiden“ die besonderen Vorzüge des Handwerks unterstreicht: „Freude, Spaß, Teamfähigkeit und Freundschaft – und Bilder, die ihr noch euren Enkeln erzählt.“

Fehrenbach dankte abschließend nicht nur ausdrücklich seinem Kollegen-Team und den anwesenden Azubis, sondern auch der Handwerkskammer, Elektroinnung und nicht zuletzt den Ausbildungsbetrieben, welche gemeinsam die Fahrtkosten übernahmen, darunter Elektro Grunenberg, Glocker Elektrotechnik, Hegau Energie Anlagebau, Iozzo GmbH, Leiber&Roth Elektrotechnik und Licht+Strom GmbH.

Autor:

Bernhard Grunewald aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.