Stadt muss weitere 15 Millionen Euro in zusätzlichem Nachtragshaushalt beisteuern
GVV soll drastisch gesundgeschrumpft werden

Foto: Die Singener städtische Baugesellschaft GVV soll in den nächsten Monaten zur Wohnungsverwaltung gesundgeschrumpft werden. Der Auszug aus dem Hegau-Tower findet bereits am Freitag statt. swb-Bild: of
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Singen (of). „Wir sollten jetzt nach vorne schauen“, machte Frank Bonath, Unternehmensberater und voraussichtlich noch bis zum Herbst Interims-Geschäftsführer der Singener Städtischen Baugesellschaft GVV in der Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschuss am Dienstag Nachmittag deutlich.

Denn das angeschlagene Unternehmen muss zur Sicherung seiner Zukunft einerseits eine weitere Untersützung der Stadt Singen durch die Ablösung von verbürgten Krediten und weitere Unterstützungen nun nochmals 15,4 Millionen Euro beisteuern, andererseits muss die GVV in den nächsten Monaten eine gewaltige Schrumpfkur auf ein Wohnungsverwaltungsunternehmen für dann noch 470 Wohnungen und rund 90 Gewerbeimmobilien durchmachen.

Seit vielen Wochen wurde die Vergangenheit wie auch ein darauf reagierendes Zukunftskonzept hinter verschlossenen Türen von Aufsichtsrat und Gemeinderat beraten, nun muss eine Sanierung gestartet werden. „Wir haben da auch keine Zeit mehr, denn die Kreditgeber warten natürlich ein Signal, das jetzt gegeben werden muss“, sagte OB Bernd Häusler.

Das Zukunftskonzept sieht vor, dass die GVV ihr Bauträgergeschäft abrupt beendet. In der Summe habe die Baugesellschaft dadurch kein Geld verdienen können, wie dies eigentlich in der früheren Zeit prognostiziert wurde. Die GVV wird auch aus dem Hegau-Tower ausziehen und wieder in das DAS1 Gebäude an der Julius-Bührer-Straße zurückkehren, dies aber auch um Platz für eine Anmietung für die Umbauphase der Sparkasse zu machen.

Man werde auch sehen, was an Gewerbeimmobilien veräußert werden könne, um die Liquidität der geschrumpften Gesellschaft zu erhöhen. „Die Hauptaufgabe des Unternehmens wird aber in den nächsten Jahren die Verwaltung und Erhaltung der 470 Wohnungen sein“, unterstrich Frank Bonath. Die GVV der Zukunft werde geringe Überschüsse erwirtschaften um den Bestand weiter und nach und nach auf Vordermann zu bringen. Um weitere Kosten zu sparen, sollen auch viele Dienstleistungen ausgelagert werden. Dadurch wird auch in nächster Zeit die Zahl der Mitarbeiter entsprechend gesenkt, die aber derzeit zur Aufarbeitung noch gebraucht würden, so Bonath. Als eines der Hauptprobleme der GVV wurde ausgemacht, dass das Unternehmen in seiner Organisationsstruktur nicht der Geschäftsentwicklung mitgewachsen war. Letztlich fehlte der Überblick und die Ordnung.

Die seit Monaten von Experten durchleuchtete GVV hat durch die nötigen Abschreibungen ein negatives Jahresergebnis von 15,8 Millionen Euro in der Bilanz stehen. OB Bernd Häusler sagte, dass die Stadt Singen die GVV auch nicht weiter unterstützen könne. Wenn das Konzept nicht funktioniere, stehe auch eine Veräusserung der GVV im Raum. Insgesamt muss die Stadt Singen derzeit mit 21 Millionen Euro ihre städtische Tochtergesellschaft stützen.

„Das Tal der Tränen ist viel größer als viele gedacht haben“, schlug sich Walafried Schrott an die Brust. Er wollte – wie auch Dr. Hubertus Both – die Verantwortung des früheren Wirtschaftsprüfers definiert sehen. Sie hinterfragten auch deutlich das stets positive Rating der Banken.

Veronika Netzhammer forderte in ihrer Rede die Umwandlung in einen Eigenbetrieb, dann könne man auch einen besseren Einblick in die Bücher nehmen. Peter Hänssler beklagte, dass die Aufsichtsräte früherer Zeiten in dieser Sitzung – ausser Regina Brütsch – nicht auftauchten. Er forderte klar, auch den früheren OB und Aufsichtsratvorsitzenden „an die Kandare“ zu nehmen. OB Häusler sagte, dass man in vielen Punkten damals an der „Nase herumgeführt“ worden sei. Regina Brütsch signalisierte ihre Bereitschaft zur Aufarbeitung beizutragen. Der Gesellschaftervertrag müsse dringend geändert werden, nachdem man in den letzten Jahren der GVV immer mehr aufgebürdet habe. Die GVV habe diese Aufgabe damals nicht abgelehnt, konterte Häusler.

Dem nun vorgelegten Sanierungskonzept müssen freilich noch alle Banken zustimmen. Auch der Gemeinderat muss dem Nachtragshaushalt noch zustimmen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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