Der Bunte Hund ist wieder da
Nicht mein Haus, zünd andere an

Foto: Redaktion

Nicht heiliger Bimbam, sondern heiliger Sankt Florian…

Um den soll es heute gehen. „Heiliger Sankt Florian / verschon mein Haus, zünd andere an!“, so muss es möglicherweise auf einer alten Tafel geheißen haben. Die dahinterliegende Einstellung allerdings braucht gar keine Tafel und sie ist allgegenwärtig.

Ich war in den letzten Jahren bei der einen oder anderen Betriebsratsversammlung unter dem Tisch gesessen und habe aufmerksam zugehört: Meistens ging es um ungefähr um Folgendes: Die Chefs wollten eine Veränderung, aber die wollten die Angestellten so nicht, weil sie für sich Nachteile ahnten. Als ich neulich durch Gottmadingen schlenderte, kam ich zufällig bei einer Veranstaltung vorbei, bei der drei Anwohner gegen einen geplanten Neubau im Ort rebellierten. 21 dringend benötigte Wohnungen sollen gebaut werden. Aber der Neubau strahlt möglicherweise Zug-Schall in Richtung Heilsberg ab. Dort haben Menschen teils mühsam verdientes Geld in Ihr Häuschen investiert und befürchten nun, dass es lauter wird und dass möglicherweise ihr Hab und Gut an Wert verlieren könnte.

Bei den Betriebsratsversammlungen wie in Gottmadingen geht es darum, dass eine Veränderung von einer Gruppe so nicht gewollt ist, die für andere aber Sinn macht. Ein Interessenkonflikt also. Und die Partei, die „dagegen ist“, sie handelt nach dem St-Florians-Prinzip. Bitte nix bei mir verändern, was mir schadet, sondern lieber beim Nachbarn, in der anderen Stadt, eben irgendwie weit weg von mir.

Meistens können die Parteien zu ihrem inneren Ruf nach dem heiligen Sankt Florian nicht stehen, sondern sie führen dann „objektive Gründe“ an, warum diese Veränderung so natürlich gar nicht geht.

Gleichzeitig allerdings ist es wichtig, dass in solchen Konflikten alle Seiten gehört werden und verstanden werden. Weil meistens ist zwischen den extremen Positionen ein dritter Weg mit guten Ideen versteckt, auf dem es gut weitergeht. Der allerdings will erkundet werden und dazu braucht es verständige Chefinnen und Chefs in den Unternehmen, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und in der großen Welt verständige Politikerinnen und Politiker, die dann zum Beispiel verstehen, dass sich eine dringend notwendige Energiewende nicht einfach durchknüppeln lässt, ohne mit den Betroffenen so zu reden, dass ihre Bedürfnisse mit in der Lösung sind und die Betroffenen ihre Motive ehrlich auf den Tisch legen. So, dass das Tun später von einem tiefen Verständnis der Sache und der Zusammenhänge in der Gesellschaft geprägt ist. Weil dann, nur dann, sind Menschen wie Hunde bereit, vom St.-Floriansprinzip abzuweichen und Veränderung zu akzeptieren. Wenn es sich gerecht und sinnvoll anfühlt.

Puuh, schwieriges Thema…
Aber eben wichtig.

Einfach eine gute Woche,
Euer bunter Hund
bunterhund@wochenblatt.net

Autor:

Redaktion aus Singen

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