2009 wurden erste Gespräche geführt
Palliativstation ist wichtiger Lückenschluss fürs Klinikum

Ganz viele Akteure brauchte es für die Einrichtung einer neuen Palliativstation im Singener Hegau-Bodensee-Klinikum, die am Freitag eingeweiht werden konnte. 2009 wurden die ersten Gespräche zur Notwendigkeit darüber geführt. | Foto: Fiedler
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  • Ganz viele Akteure brauchte es für die Einrichtung einer neuen Palliativstation im Singener Hegau-Bodensee-Klinikum, die am Freitag eingeweiht werden konnte. 2009 wurden die ersten Gespräche zur Notwendigkeit darüber geführt.
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Singen. Mit einem besonderen Festakt wurde am Freitag im Hegau-Bodensee-Klinikum Singen im »Blauen Haus« eine eigene Palliativstation offiziell eingeweiht. Sie umfasst zehn Betten als Teil der Inneren Klinik und Onkologie und wird mit 12,5 Stellen von Dr. Michael Kurz geleitet, wie bei der Feier informiert wurde.

Schon im Jahr 2009 habe man die Notwendigkeit einer solchen Station für die Singener Klinik diskutiert, um hier Patienten mit »Barmherzigkeit« in ihren letzten Lebenstagen begleiten zu können, aber erst in 2020 gab es dann das wirkliche »Go« dafür – weil einfach die Notwendigkeit das dringendste Argument war.

Lücke wird geschlossen

Mit Kosten von rund 40.000 Euro für den Klinikverbund, dazu kommen zum Beispiel Spenden von 20.000 Euro von der Singener Bürgerstiftung für die Möblierung der Räume und weitere Spenden der regionalen Rotaryclubs, sind die Kosten überschaubar. Die neue Station wurde aber von Geschäftsführer Bernd Sieber wie vom medizinischen Leiter der Singener Klinik, Professor Frank Hinder, von Michael Kurz und der für das Pflegekonzept zuständigen Claudia Keller und dem Team der Klinikseelsorger wie der Vertretung des Singener Hospizes, Iris Eggenberger, als ungemein wichtiger Lückenschluss gewertet. Auch was die schon seit vielen Jahren etablierte Brückenpflege für die ambulanten Patienten betrifft, wird diese Station als ganz wichtige Ergänzung und als Bindeglied gesehen.

Barmherzigkeit

Für den Leiter der Inneren Medizin mit Onkologie ist es eigentlich auch ein Herzenswunsch, der ganz schön lang auf seine Erfüllung warten musste. Bisher habe man nur ein Zimmer im Blauen Haus des Klinikums gehabt für Patienten, die eigentlich »austherapiert« waren, bei dem es auch die Möglichkeit gab, Angehörige übernachten zu lassen in den letzten Tagen, getreu dem Hospizmotto »Gut leben bis zum Schluss«. Die Station werde auch in einem ganzheitlichen Ansatz geführt. Zuwendung zu den Patienten, die hier oftmals nur wenige Tage, im Schnitt nach Erfahrungswerten rund zwei Wochen verbringen, spiele eine ganz besondere Rolle, weil die Patienten in der schweren Phase des Lebens begleitet werden sollen, in der ihnen auch bewusst werde, dass man sie nicht mehr heilen könne und sie »aus dem Leben« gerissen werden. Der medizinische Leiter der Konstanzer Klinik des GLKN, Prof. Marcus Schuchmann, habe dafür das Wort »Barmherzigkeit« gesetzt, was auch hier in Singen gelten werde, wie der Singener Klinikleiter Prof. Hinder sagte. Im Krankenhaus wurde eine Erhebung mit 1.200 Patienten gemacht, um auch den Bedarf zu ermitteln und auch um einfach festzustellen, dass die Allgemeinstationen die Patienten in ihren letzten Lebenstagen nicht mit der Barmherzigkeit behandeln könnten. Und viele Patienten könnten auch nicht in die Brückenpflege »entlassen« werden. Die Patienten hier in der neuen Palliativstation können bei Bedarf unter anderem Aromatherapien genießen, die Pflege habe oft auch noch lebensverlängernde Auswirkungen, sagte Dr. Kurz in seiner Vorstellung. Die Hälfte der Mitarbeiter hätte bereits eine Zusatzausbildung für die Palliativpflege gemacht, die andere Hälfte werde sie noch machen, auch wenn das keine Voraussetzung für den Einsatz sei. Das zeige aber auch die starke Bereitschaft, sich für dieses Angebot zu engagieren, sagte Claudia Keller.

Alle zehn Räume sind so gestaltet worden, dass sich dort die Angehörigen aufhalten können, auch über Nacht, falls nötig. Es wurde ein kleiner Kaffeeraum geschaffen, für Auszeiten. »Jetzt wäre nur noch ein Sonnensegel ein großer Wunsch, das wir hier im Außenbereich mit Blick auf die Weinberge des Hohentwiels setzen könnten, um auch den Garten beim ›Blauen Haus‹ zur Aufenthaltszone im ›geschützten Raum‹ zu machen«, sagte Jan Harder zur Eröffnung.

»Ich setzte meinen Fuß in die Luft ...«

»Gott sei Dank ist es kein Luftschloss geblieben«, freute sich Klinikseelsorgerin Waltraut Reichle, die mit ihren Kollegen Christoph Labhuhn und Renate Schneider die symbolische Segnung der Station vornahm. Sie stellten ihre kleine Andacht unter den Satz »Ich setzte meinen Fuß in die Luft und sie trug« von Hilde Domin. Die Station solle ein Ort der Würde werden, ein Ort, an dem geweint und gelacht werde, ein Ort des Vertrauens wie des Erfahrens der Endlichkeit und des Abschieds.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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