Färbe-Begründer nach Krankheit verstorben
Trauer um Peter Simon

Der große Theatermacher Peter Simon ist in der Nacht auf Samstag im Alter von 84 Jahren verstorben. Vor 45 Jahren hatte er in Singen mit der "Färbe" eine neue Epoche begründet. | Foto: Archiv / SWB
  • Der große Theatermacher Peter Simon ist in der Nacht auf Samstag im Alter von 84 Jahren verstorben. Vor 45 Jahren hatte er in Singen mit der "Färbe" eine neue Epoche begründet.
  • Foto: Archiv / SWB
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Tengen/Singen. In den letzten Monaten war es schon sehr ruhig um Peter Simon gewesen, der aus gesundheitlichen Gründen "sein" Theater zu den Premieren oder zur Saisoneröffnung nicht mehr besuchen konnte. In der Nacht von Freitag auf Samstag ist der große Theatermacher des kleinen Privattheaters "Die Färbe" verstorben. Zuletzt war er im Pflegeheim Sonnenhalde in Tengen aufgenommen worden, aufgrund des sich verschlechternden Zustands, wie seine Nachfolgerin als Intendantin in der Färbe, Cornelia Hentschel mitteilte. Peter Simon, der ein Weihnachtskind war, hätte am 24. Dezember seinen 85. Geburtstag feiern können. Nun gilt es einem großen Mann des Theaters für die ganze Region und der ganzen Szene der Privattheater im Land zu gedenken.

Der Start war damals spektakulär: Noch vor seinem 40. Geburtstag entschied sich Peter Simon auszusteigen aus seiner Bühnenkarriere, bei der er sich schnell einen Namen gemacht hatte und auch auf den großen Bühnen zu Gast war. Seine Frau Milly van Lit war wiederum in der Ballettszene eine gefragte Größe, was auch in vielen Fällen eine Fernbeziehung bedeutete, wenn die Engagements in unterschiedlichen Städten waren. Zusammen mit ihr hatte er sich die ehemalige Singener "Färberei" als Ziel seiner Zukunft ausgemacht. Die Inhaberin Gertrud Waibel konnte er zum Umbau in ein Kneipentheater mit Ballettschule gewinnen.

Die Region war damals im 1978 ziemlich überrascht, als das plötzlich auf Plakaten das "Warten auf Godot" verkündet wurde und niemand so recht wusste, was damit geschehen sollte. Simon hatte damals das Stück von Becket als dramaturgisch gesetzten Auftakt seiner von der Scheune zu "Färbe" umgebauten Theaterkneipe gesetzt, die ja auch viele Jahre von Gertrud Waibel als Anker in unsicheren Zeiten bewirtet wurde. Man kann es so sagen: die neue Theaterkultur in der Stadt schlug ein "wie eine Bombe", ein neugieriges Publikum wollte auf einmal Theater erleben, das eben auch mittendrinn spielte und nicht aus dem "Guckkasten" kam. Das Theater war damals voll, die Kassen aber leer. Mit den feuerpolizeilich zugestandenen 99 Sitzplätze war das Theater ohne Subvention nicht überlebensfähig, so die damalige Erkenntnis. Gut dass die Färbe den damaligen OB Friedhelm Möhrle als Fan hatte, der es möglich machte, dass das Theater in einer "Lex Färbe" schon nach fünf Jahren zu Landesförderung kam, später wurde dann in der Ära von Lothar Spät mit dem sagenumwobenen Kulturstaatssekretär Wolfgang Gönnenwein eine tragfähige Lösung auf Dauer gefunden. 1980 wurde der Verein zur Förderung des Theaters „Die Färbe“ e.V. gegründet, der das Theater in der Bürgerschaft repräsentiert und finanziell unterstützt.

Beckett hat Simon immer wieder auf die Färbe-Bühne geholt, auch Dario Fo galt seine besondere Leidenschaft, denn der doppelte Boden der Gesellschaft, das war schon ein Thema, das ihn immer wieder beschäftigte und umtrieb. Und auch da wollte er der Gesellschaft immer wieder den Spiegel vorhalten- Dürrenmatt, Tabori, Satre, Goldoni, Thomas Bernhard, Alfonso Sastre mit seiner "Celestina" im damals eigens für die Baden-Württembergischen Theatertage aufgebauten Zelt, George Bernhard Shaw, Peter Turrini, August Strindbergh, was wäre unsere Region ohne die auch immer sehr eigenen Inszenierungen dieser Größen ohne Pater Simon und die Färbe? Die Liste ließe sich noch fast unendlich fortsetzen, so lang wie auch die Liste der Uraufführungen hier auf dem Parkett in Singen ist, das  ab 1998 dann noch um die Basilika erweitert wurde. Peter Simon hat ein gewaltiges Vermächtnis hinterlassen. Und gut ist es, dass der Stab zur richtigen Zeit noch an Cornelie Hentschel als Intendantin weiter gegeben wurde, sie sozusagen in der Färbe groß geworden ist. Und auch sie hat schon Theaterpreise auf Bundes-, wie Landesebene einheimsen können um den Weg mit ihrem tollen Team in die Zukunft aufzuzeigen, für das auch die Stadt Singen mit neuen Verträgen auch zum Bestand des Gebäudes ihren Beitrag leistet.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.