Dringender Apell aus den Landkreis-Kliniken an die Bevölkerung
„Tut bitte nicht alles was ihr dürftet“

Klinik | Foto: HBK Singen beim ersten Schnee. swb-Bild: mu
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Singen. Die Kliniken im Landkreis haben einen deutlichen Appell für die anstehende Weihnachtszeit: „Tut bitte nicht alles was an diesen Tagen ausnahmsweise erlaubt ist“, sagen Prof. Frank Hinder vom Hegau-Bodensee-Klinikum wie Prof. Marcus Schuchmann vom Klinikum Konstanz: „Wir befürchten, dass wir sonst die Zahl an Patienten mit schweren Krankheitsverlauf Anfang nächsten Jahren nicht mehr bewältigen können“, so die beiden ärztlichen Leiter.

Das letzte Wochenende sei da schon ein Vorbote gewesen. „Eigentlich hatten wir eine entspannte Situation, weil auch in Radolfzell weniger Patienten waren, aber innerhalb kürzester Zeit kamen so viele Covid 19 Patienten bei uns an, dass wir bei anderen Kliniken wegen freien Intensivbetten anfragen mussten. Dabei haben wir festgestellt, da es die Reserve von 20 Betten, die für eine Klinik angegeben wurden gar nicht da und das als „Erfassungsfehler“ gesehen werden musste“, so Professor Frank Hinder. „Die Intensivbetten sind ohnehin die Achillesferse der Kliniken, bei den Patientinnen mit Covid 19 kommt aber hinzu, dass bei schweren Verläufen die PatientInnen zum Teil zwei oder drei Wochen dort behandelt werden müssen, während es bei andern Patienten meist nur wenige Tage sind um dann in eine reguläre Station wechseln zu können“, so Markus Schuchmann.

Wie im Rahmen der Sitzung des Krisenstabs am Dienstag informiert wurde, sind die Reserven aktuell sehr gering. Am Dienstag waren es in Singen 17 Patienten, entweder in Abklärung oder mit gesicherter Infektion. In Radolfzell seien derzeit 14 von 15 Betten in der Station belegt, in Konstanz 39 Patienten gerade in Isolation. »Bei einer stärkeren Belastung werden wir „Selektivprogramme« ansetzen müssen, mit verschiebbaren Behandlungen oder Operationen.

Derzeit sei man noch nicht im roten Bereich, doch ein Anstieg der Patienten könne die Kliniken im Landkreis schnell in Schwierigkeiten bringen, wurde appelliert. Gegengesteuert muss dabei früh werden, weil bekannterweise die Symptome einer Infektion immer erst einige Tage nach einer Übertragung des Virus auftreten, also die Nachwirkungen von Weihnachten auch bis Mitte Januar auftreten können. Das habe das Erntedankfest in den USA gezeigt, wo nur für einen Feiertag viele Regeln über den Haufen geworfen worden seien. „Wir haben eine Chance die Pandemie gut zu überstehen, aber nur wenn wir alle zusammenhalten“, appellieren Hinder und Schuchmann eindringlich.

Klinik-Besuche nur nach Anmeldung

Wegen der erhöhten Anspannung der Lage in den Kliniken gilt seit Montag eine neue Besuchsregelung. Besuche bei den Patienten, auch bei Kindern, sind nur noch nach Absprache mit dem jeweiligen Stationsarzt möglich, informierte der Gesundheitsverbund. Das heißt, dass der Besuch vorbereitet werden muss. Ein Ampelsystem ermöglicht dann den Eingang. „Wir wollen natürlich trotzdem die Situation der Patienten berücksichtigen“, wurde dabei betont. Maximal bleibt es bei einem Besuch pro Patient pro Tag, außer bei Sterbebegleitungen.

Weitere Todesfälle

Neun Personen sind an oder mit Covid 19 in den letzten sieben Tagen verstorben, einer der Patienten sei unter 70 Jahre alt gewesen, bestätigte Phillip Gärtner als erster Landesbeamte und Vertreter des Landrats in der Sitzung. Wie Dr. Hannes Winterer vom Gesundheitsamt sagte, sind derzeit 9 Pflegeheime von Corona-Infektionen betroffen, drei mehr als in der letzten Woche. Der Inzidenzwert im Landkreis hat durch 402 neue Infizierte in den letzten 7 Tagen 119,1 erreicht.

Rückkehr der Helferkreise

Angesichts der Ausgangsbeschränkungen und für die Unterstützung von SeniorInnen und in Quarantäne gesetzten Personen werden erste Helferkreis wieder aktiv. »In Rielasingen-Worblingen wird das im ersten Lockdown bewährte Team mit dem derzeit nicht genutzten Bürgerbus als Transporter ab Montag reaktiviert«, informierte Bürgermeister Ralf Baumert am Dienstag nach einer Besprechung mit den Team. »Wir haben aktuell 17 positiv auf das Virus getestete, aber noch rund 50 Kontaktpersonen dazu in Quarantäne«, so Baumert. Wer das Angebot wahrnehmen möchte kann sich mit dem Kulturamt der Gemeinde unter 07731 9321-54 melden.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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