Holzwerkstatt von Kinderchancen Singen
Werkeln wie die Großen

In der Holzwerkstatt des Vereins Kinderchancen können Kinder ihre eigenen, kleinen Kunstwerke erschaffen. | Foto: Kinderchancen Singen
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  • In der Holzwerkstatt des Vereins Kinderchancen können Kinder ihre eigenen, kleinen Kunstwerke erschaffen.
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Singen. Der Verein Kinderchancen sorgt sich seit seiner Gründung im Jahr 2010 um das Wohl von Kindern, die unter schwierigen sozialen Bedingungen und in materieller Armut aufwachsen. Unter dem Projektnamen "Kultur in Singen Süd" (KISS) werden seit 2019 unterschiedliche Aktionen angeboten, um den Kindern verschiedene Dinge näherzubringen. Ein Teil davon ist die Holzwerkstatt, welche im Frühjahr 2022 ins Leben gerufen wurde.

"Kinder hier in der Südstadt haben wenig Anregung für das Künstlerische, Handwerkliche, Gestalterische und Musische. Wir haben aber genau solche Angebote für die Entwicklung von Kindern als enorm wichtig empfunden", erzählt Udo Engelhardt, erster Vorsitzender des Vereins Kinderchancen gegenüber dem WOCHENBLATT.

Für den Verein sei es hierbei wichtig, die feinmotorischen Fähigkeiten der Kinder zu verbessern. Durch die Holzwerkstatt und ähnliche Aktionen wird ihnen ein Gefühl gegeben, etwas erschaffen zu haben, worauf man am Ende stolz sein kann. "Ich selbst bin im Jahr 2021 zum Verein Kinderchancen dazugestoßen und habe dort hospitiert. Dann kam von einer Mitarbeiterin die Idee, mal etwas mit Holz zu machen. Wir wollten mehr Jungs ansprechen, weil anfangs schwerpunktmäßig nur Mädchen gekommen sind", sagt Klaus Konzept, der gemeinsam mit Asya Halacheva die Holzwerkstatt leitet. Er selbst habe von seinem Vater, der selbst Handwerker war, noch eine alte Werkbank, welche fortan für das Projekt diente.

Ehrgeiz und Kreativität

"Da wir zu Beginn noch kein Werkzeug hatten, mussten wir dies über den Verein beschaffen und haben es teilweise sogar gespendet bekommen", so Konzept. Das Projekt ist für Kinder von acht bis 14 Jahren, wobei immer donnerstags maximal fünf Kinder mit Werkzeug an ihrer eigenen Holztafel werkeln können. In der Regel haben die Kinder keine Vorerfahrung und es werden auch keine vorausgesetzt. Manchmal erkenne man aber schon nach einer Stunde einen enormen Fortschritt. Die Kinder können dabei immer selbst bestimmen, was sie an diesem Tag basteln wollen. "Der Kreativität", sagt Klaus Konzept, "sind hierbei keine Grenzen gesetzt." Bei manchen Kindern verspüre er nicht selten einen gewissen Ehrgeiz, viele wollen noch vor der Essenspause unbedingt ein bestimmtes Detail fertig bearbeiten.

In der Holzwerkstatt von Kinderchancen gibt es dabei immer mal wieder Kunsthandwerke, die auch den LeiterInnen besonders in Erinnerung geblieben sind: "Wir hatten mal ein Mädchen hier, das unbedingt ein Vogelhäuschen bauen wollte, um es später ihrem Vater zeigen zu können. Das ist ohne Bausatz relativ aufwendig, also haben wir sie dabei über mehrere Kurstage hinweg unterstützt." Ein weiteres Kind war sehr interessiert an Erdkunde. Es bastelte mit einer eigenen Skizze Umrisse von verschiedenen Ländern, angemalt in deren Landesfarben. "Das hat mich ebenfalls sehr beeindruckt", berichtet Konzept.

Der Ablauf in der Holzwerkstatt ist laut dem Übungsleiter klar gestrickt: Man die Dinge vor, ehe die Kinder eintreffen und beginnt nach einer Vorstellungsrunde oft mit etwas Einfachem, wie etwas mit einer Laubsäge auszusägen. "Hierdurch haben sie das Gefühl für das Arbeiten sowie relativ schnell ein erstes Erfolgserlebnis." Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, im Lauf der Kurse einen Werkzeugführerschein zu absolvieren. Hierfür sieht man maximal fünf Abende pro Kind vor.

"Strahlende Kinderaugen als Lohn"

"Meine Kinder selbst waren auf der Waldorfschule und haben dort auch solche Sachen gelernt", erzählt Udo Engelhardt. Das sei unheimlich wertvoll und eine ganz andere Art, der Welt zu begegnen, insbesondere in Zeiten der Digitalisierung. "Solche Dinge fördern enorm die Entwicklung und sprechen andere Gehirnteile an. Man ist auf etwas fokussiert und arbeitet konzentriert daran, solche Eigenschaften und Erlebnisse brauchen Kinder", verdeutlicht Engelhardt. Neben der Holzwerkstatt bietet man bei KISS unter anderem auch Tanzkurse, Bastelaktionen, Theater-, Lese- und Singprojekte an. Zudem habe man ein Fotoprojekt zum Thema 'Mein Lieblingsort' durchgeführt.

"Strahlende Kinderaugen ist für mich persönlich ein großer Lohn. Hierzu gibt es nichts Vergleichbares", sagt Engelhardt. Auch Klaus Konzept sieht in der Holzwerkstatt von Kinderchancen eine große Bereicherung für sein Leben: "Es macht Spaß zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln und freuen." Weil die Kinder eine gewisse Energie mitbringen, seien manche Nachmittage auch mal anstrengend. Doch meist sei das sehr positiv und ansteckend: "Hier ist immer Leben drin, wenn die Kinder da sind."

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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