Gastkommentar zu "Mal nur gute Nachrichten"
Wie stehen die Sterne für unser Miteinander?

Gute Nachrichten: Auch wenn es manchmal so aussieht, dass jede und jeder mit ihren und seinen Sorgen und Ängsten alleine ist, ist die Realität oftmals besser, als sie erscheint. Manchmal reicht es, miteinander zu reden, um das zu erkennen. | Foto: swb-Karikatur: Amrit Raj
  • Gute Nachrichten: Auch wenn es manchmal so aussieht, dass jede und jeder mit ihren und seinen Sorgen und Ängsten alleine ist, ist die Realität oftmals besser, als sie erscheint. Manchmal reicht es, miteinander zu reden, um das zu erkennen.
  • Foto: swb-Karikatur: Amrit Raj
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Gerade in diesen turbulenten Zeiten von Krisen, Krieg und Klimastress ist Vertrauen ein hohes Gut. Vertrauen kann sich entwickeln, wenn unser Gegenüber zeigt, dass wir ihm wichtig sind, wenn wir seinen guten Willen und seine Verbindlichkeit erleben - wenn er handelt, wie er spricht. Dann sind offene Gespräche und grundsätzliche Übereinkommen möglich.

Das Grundvertrauen vieler Menschen in ihre Mitmenschen und unser Gemeinwesen zeigt sich jedoch in der aktuellen Preiskrise erschüttert. Was zunimmt, ist das Misstrauen. Der Glaube greift um sich, dass jeder vor allem an sich denkt, dass man mit neuen Problemen selber fertig werden muss oder gar alleine gelassen wird. Resultat ist ein stärkeres Gefühl der Vereinzelung, während die persönliche Hoffnung auf mehr Zusammenhalt und Solidarität schwindet.

Dies war in der ersten Hälfte der Corona-Pandemie noch ganz anders: Das Virus hatte uns mit tödlichem Erschrecken vor Augen geführt, wie verletzlich der Einzelne wirklich ist und wie eng wir Menschen tatsächlich miteinander verbunden sind. Aber Corona lehrte uns auch, was wir gemeinsam erreichen können, wenn wir uns nicht zurückziehen, sondern uns austauschen, uns verständigen und zusammenhalten. Die Masken bedeckten zwar Mund und Nase, nicht aber Augen und Ohren, geschweige denn unseren Geist und Verstand: Wir (be)schützten uns gegenseitig, hielten uns weitgehend an vernünftige Regeln. Die wichtigste Person war plötzlich der Mensch gegenüber. Man kümmerte sich umeinander, war sich nicht mehr gleichgültig. Erlebt wurde ein soziales Miteinander und Füreinander-Da-Sein. Die Mehrheit der Menschen vertraute darauf, diese große Krise gemeinsam überwinden zu können. Viele erlebten jedoch im Pandemie-Verlauf ein Hin und Her, widersprüchliche Regelungen und tiefe Spaltungslinien rund um das Impfen bis hin zur Abwertung von Mitmenschen. Ursprüngliches Vertrauen in unser Miteinander schwand zusehends, Misstrauen zog ein.

Mittlerweile glauben nur noch wenige, dass sich auch ihre Mitmenschen Sorgen um unseren Zusammenhalt und unsere Zusammenarbeit machen. Es wird ihnen schlicht abgesprochen, dass sie sich ebenfalls Gedanken um unsere Gesellschaft machen. Tatsächlich könnten ehrliche, respektvolle Rückfragen jedoch ein anderes Bild zeigen: „Ich sehe, Du bist traurig, wütend, sauer, aufgeregt - wie geht es Dir gerade?“ oder „Was macht Dir momentan am meisten Sorge?“ oder „Was ist Dir gerade besonders wichtig?“. Das schwerste Problem dieser Tage ist für viele Menschen das Loch in der Hosentasche und die große Sorge um das Abrutschen. Gut, wir Älteren können uns einschränken, denn früher gab es Zuhause auch nicht viel - aber auch wir, wie die Jüngeren, spüren die Wucht steigender Preise, Mieten und Kosten. Die Rückkehr zum Gespräch am Küchentisch scheint in dieser Lage nötiger denn je. Und, deutlich zu spüren quer durch unser Gemeinwesen vor Ort - es gibt einen großen Appetit auf Begegnung und Austausch, auch jenseits großer Feste. Noch wird zu viel übereinander geredet, statt miteinander. Selbst wenn der Anfang schwierig sein sollte - es lohnt, um neues Verständnis und Vertrauen miteinander aufzubauen. Gut, wenn sich Orte dafür finden und Türen öffnen ließen.

Autor:

Bernhard Grunewald aus Singen

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