Neue Strukturen in Fifa und Gesellschaft
Mit Blatters Sepp alles im Griff

Worum geht es in unserer Welt? Macht? Geld? Angst vor Kontrollverlust? Für Blatter ist FIFA alles. Und IKEA behauptet, es sei einfach „MEINS“! Fremde haben unser Leben im Griff. Uns wird aber vorgegaukelt, alles verlaufe nach unseren Regeln. Selbst die Konditionen unserer Gewichtsabnahme hätten wir im Griff! Aber: Wer hat den DFB-Pokal gewonnen? Wolfsburg oder VW? Die Medien und ihre Vorbeter beeilen sich, den Kernsatz der neoliberalen Volksbeglücker zu wiederholen: „Geld schießt keine Tore!“ Aber mit ihm kann man Meister und/oder Pokalsieger werden. Und Weltmeister kann man bis kurz vor Schluss auf der Bank sitzen lassen! Es reicht doch, wenn Andre Schürle hinterher in die Kamera jubelt, wie glücklich er unter dem VW-Schutzschild sei.

Geschaffen hats der Blatter Sepp! Trotz Rücktrittserklärung regiert er weiter! Er hat Zeit genug, seinen „Nachlass“ zu regeln. Von „Regeln“ versteht er eine Menge, denn sein System lebt weiter. Er hat die Strukturen nicht nur im Fußball verändert, denn statt Sepp Herbergers elf Freunden braucht ein Verein wie RB Leipzig nur noch elf Mitglieder! Und die kaufen auf, was der „Markt“ hergibt. Sie wildern im Nachwuchspark. Zum Nulltarif sind sie nicht im Halbfinale um die Deutsche B-Jugend-Meisterschaft gelandet. Das hat alles mit alten Handelsgrundsätzen zu tun. Ja, im Einkauf liegt der Gewinn. In Singen hat Dr. Artur Sauter den Umsatz und den Gewinn immer dem Kofferraum zugeordnet. Besser noch: Dem Parkplatz möglichst direkt vor der Tür. Oder der Einkauf in der B-Jugend geparkt! Genial ist das aktuelle Marketing generell dann, wenn der Kunde möglichst bundesweit glaubt, das „Schnäppchen“ sei ganz allein für ihn reserviert! Er werde ganz persönlich angesprochen, weil er angeblich mit seinen persönlichen Interessen ganz allein im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handels des Vermarkters stehe.

Besitzanzeigende Fürworte haben Konjunktur. Wer Kreuzworträtsel schätzt, wird ganz schnell darauf gestoßen, denn sie mehren sich. Englische sind inzwischen auch im Kommen. Vorgemacht hat es die Werbung mit einer sozialpsychologischen Studie: Zwei Männer im besten Alter treffen dich wieder und stellen einander ihre Erfolge mit Bildern wie mit Spielkarten vor: Mein Haus, mein Auto, meine Frau, mein Pferd, meine Firma, meine Familie, mein, mein, mein! Vielleicht auch in anderer Abfolge. Eine Liste der Statussymbole muss es sein. Das wurde so penetrant, dass Mehmet Scholl zur Werbeikone mit Dacia wurde: Für alle, die kein Status-Symbol brauchen! Zu „meinem“ Status-Symbol konnte vieles werden – täglich und überall. Im Fernseh-Krimimeldet sich auf jeden Fall „mein Anwalt“. Und zum glücklichen Zuhause gehört „mein Makler“. Selbst Pay-TV-Sender Sky wirbt für dich mit Serien, „über die jeder redet!“ Kurzum: Das Zeitalter der Individualisierung scheint vorbei zu sein. Oder. Will heute wieder jeder zur Masse, zur Herde gehören? Merkt die Werbebranche, dass viele Menschen Angst haben, in ihrer eigenen Identität, ihrer Privatheit nicht wahrgenommen zu werden? Wirken da Pegida-Sprüche, die Bürger würden nicht gehört werden? Deshalb soll Politik oder Programm so gemacht werde, „wie Du es willst!“

Ist der Kunde Herr des Verfahrens? Das ist ein neuer Zungenschlag beim Shopping, eine Reaktion auf den Einkauf im Internet. Einfach zum Nachdenken: Von der Innenstadt zur „grünen Wiese“ – jetzt online im Wohnzimmer!? Grundlegende Dinge haben sich hier in Politik und Gesellschaft geändert. Der real existierende Kommunismus hat mit dem Mauerfall seine Segel gestrichen. Wie weit der staatsmonopolistische Kapitalismus mit untergegangen ist, kann offen bleiben. Das können mit Gazprom nur Putin und Gerhard Schröder kenntnisreich definieren. Als in den späten 60er-Jahren die Wirtschaft in China zu laufen anfing, skizzierte der Spiegel chinesische Wirtschaftsmanager. Sie wurden gefragt, ob sie nicht lieber in Amerika arbeiten würden, wo sie mehr Geld verdienen könnten. Nein, erklang unisono: Aber in China hätten sie mehr Macht! Über Menschenrechte dürfen Besucher auch nicht reden. Im Weltsport sind sie längst angekommen, die Olympiareife haben sie hinter sich. Eine Fußballweltmeisterschaft fehlt noch wie in Katar. Da dürfte man auch nicht über Leiharbeiter reden. Das wäre auch nicht nötig, denn an Menschen mangelt es im Reich der Mitte keineswegs.

Was fehlt den Chinesen zum Ritterschlag in Sepp Blatters Gelddruck-Maschine? Nun, ihre Frauen haben auch schon einmal besser Fußball gespielt. Mangelt es am asiatischen Werbemarkt, der Qualität der Hotelbetten für Funktionäre? Oder einfach an „Bimbes“, Marke Helmut Kohl? Kohl hätte zu allem „MEINS“ gesagt. Oder würden da nur grundverschiedene Marketing-Konzepte aufeinander prallen? Lange Jahre hatte der Chinese ein Auto, ein Haus, ein Lebensmittel verkauft. Da verkauften die USA und Europa damit Geschwindigkeit, Cocooning, Lebensfreude und Umweltqualität! Kurzum: Image und Sozialprestige statt Ackerbau und Blech. Was hält aber das System Blatter am Laufen? Ist es die Egalité? Dass die Fitschi-Inseln eine Stimme im Weltfußball haben wie der DFB? Dass es schwerer ist, Europameister als Weltmeister zu werden? Das kann sich ja in der Wüste von Katar ändern! Warum klammerte sich Blatter so ans Amt? Ist der Sport nicht längst neben Wirtschaft und Politik weltweit zur dritten Karriereleiter geworden, auf der sich eben auch Geld verdienen lässt?! Geld schießt zwar angeblich keine Tore, aber mit Toren lassen sich Millionen verdienen. Zudem gibt es Macht zum Nulltarif. Dass die nicht grenzenlos ist, musste auch ein Uli Hoeneß erkennen. Und selbst der Kaiser muss in der Schweiz jetzt seinen Heiligenschein nachpolieren lassen. Majestätsbeleidigung im Land vom Blatter Sepp!

Von Hans Paul Lichtwald

- Redaktion

Autor:

Redaktion aus Singen

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