Das Gehalt unterschiedlicher Handwerke verglichen
Was man im Handwerk potenziell verdienen kann

Quellen in Reihenfolge der Grafik: Südwestdeutscher Augenoptiker- und Optometristen-Verband; Bäckerinnungsverband Südwest e.V.; Landesinnungsverband für das Fleischerhandwerk in Baden-Württemberg; Fachverband Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg; Verband des Kfz-Gewerbes Baden-Württemberg e.V.; Kreishandwerkerschaft Ulm; Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks Baden-Württemberg; Bau-Ausbau-Baden E. V. (Schreiner/In, Stuckateur/In, Zimmerer/In); ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Landesbezirk Baden-Württemberg, Fachbereich D – Handel; ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Landesbezirk Baden-Württemberg, Fachbereich C – Gesundheit Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft; IB BCE- Interessensgemeinschaft Bergbau, Chemie und Energie, Landesbezirk Baden-Württemberg | Foto: Amrit Raj
  • Quellen in Reihenfolge der Grafik: Südwestdeutscher Augenoptiker- und Optometristen-Verband; Bäckerinnungsverband Südwest e.V.; Landesinnungsverband für das Fleischerhandwerk in Baden-Württemberg; Fachverband Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg; Verband des Kfz-Gewerbes Baden-Württemberg e.V.; Kreishandwerkerschaft Ulm; Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks Baden-Württemberg; Bau-Ausbau-Baden E. V. (Schreiner/In, Stuckateur/In, Zimmerer/In); ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Landesbezirk Baden-Württemberg, Fachbereich D – Handel; ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Landesbezirk Baden-Württemberg, Fachbereich C – Gesundheit Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft; IB BCE- Interessensgemeinschaft Bergbau, Chemie und Energie, Landesbezirk Baden-Württemberg
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Das Bild vom Handwerk, ist über die letzten Jahre ziemlich gleichgeblieben: Es ist anstrengend, meistens wird man dabei schmutzig und schlecht bezahlt ist es auch. Aber stimmt das mit der Bezahlung eigentlich?

Zu den Verdienstperspektiven im Handwerk äußerte sich der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) auf Anfrage des WOCHENBLATTs: "Die Spannbreite bei den Löhnen und Gehältern ist groß und es ergibt sich je nach den Gewerken und den Regionen ein recht unterschiedliches Bild - auch aufgrund unterschiedlicher tarifvertraglicher Vereinbarungen." Durch diese berufliche Vielfalt und durch regionale Unterschiede könne nicht generell gesagt werden, was Handwerker/Innen verdienen. Dennoch seien die Aussichten so gut wie selten zuvor: Die Fachkräfte seien für Zukunftsaufgabe, wie Energiewende oder Digitalisierung, unverzichtbar. Das beeinflusse auch die Lohnentwicklung. Mit zahlreichen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, wie der Meisterprüfung, oder auch den guten Voraussetzungen, einen eigenen Betrieb zu führen, lasse sich die eigene Karriere individuell gestalten. Das ZDH beruft sich außerdem auf eine Studie aus dem Jahr 2016, laut der "das Lebensarbeitseinkommen von Meisterinnen und Meistern nach einer Berufsbildung auf Augenhöhe ist mit dem in akademischen Berufen".

Auch im Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit (web.arbeitsagentur.de/entgeltatlas) ist diese "Spannbreite" zu sehen. Das WOCHENBLATT betrachtet das anhand dieser zehn Berufsgruppen: Augenoptiker/In, Bäcker/In, Fleischer/In, Friseur/In, Kraftfahrzeugmechaniker/In, Maßschneider/In, Schornsteinfeger/In, Tischler/In, Stuckateur/In und Zimmerin/Zimmerer.

Deutschlandweit reicht hier der Median der monatlichen Verdienste bei Personen unter 25 Jahren von rund 1.903 Euro (Friseur/In) bis zu 3.134 Euro (Zimmerin/Zimmerer). Keine Daten gab es für Maßschneider/Innen dieser Altersgruppe. Auch eine Infografik, die das mittlere monatliche Bruttoentgelt der Berufe unabhängig vom Alter zwischen den Bundesländern vergleicht, ist beim Entgeltatlas zu finden. Hier belegt unter den zehn Berufen Baden-Württemberg in vier Fällen Platz 1. In allen zehn Fällen befindet sich das Bundesland unter den Top fünf.

Um die Zahlen weiter zu konkretisieren, hat das WOCHENBLATT Fachverbände und Innungen der zehn handwerklichen Berufe in Baden-Württemberg befragt. Dabei ging es im Kern um das vorgesehene Gehalt im ersten Jahr nach Abschluss der Ausbildung, also für junge Gesell/Innen. In einigen Verbänden wurden die tariflich vereinbarten Löhne genannt. In einem Tarifvertrag ist zum Beispiel das Gehalt, Urlaubsdauer oder die tägliche Arbeitszeit geregelt. Allerdings sind nicht unbedingt alle Unternehmen oder Betriebe an diesen Tarifvertrag gebunden. Trotzdem konnten alle Verbände einen durchschnittlichen oder absehbaren Lohn nennen.

Um die Gehälter in den verschiedenen Handwerken besser miteinander vergleichen zu können, sind diese hier auch grafisch dargestellt. Um einen weiteren Anhaltspunkt für einen Vergleich zu geben, sind auch die Einstiegsgehälter von drei anderen Berufen aufgeführt.

1. Augenoptiker/In

Hier gibt es laut Sandra Van Heule, Pressesprecherin des Südwestdeutschen Augenoptiker- und Optometristen-Verbands, nur in Bayern einen gültigen Tarifvertrag. Der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) veröffentliche jedoch regelmäßig Tarifempfehlungen. Diese werden "aufgrund der regionalen Gegebenheiten unterschiedlich umgesetzt", so Van Heule. Die aktuelle Empfehlung trat am 1. April 2023 in Kraft. Für das erste und zweite Jahr als Geselle/In werden aktuell 2.330 Euro pro Monat bei 40 Wochenstunden empfohlen. Größtenteils würden laut der Pressesprecherin "die Tarifempfehlungen überschritten und höhere Löhne gezahlt".

2. Bäcker/In

Als Geselle oder Gesellin im Bäckerhandwerk ist aktuell laut dem Bäckerinnungsverband Südwest ein Stundenlohn von 13,70 Euro, beziehungsweise ein Monatslohn von 2.260,50 Euro vorgesehen. Auf diesen Betrag kommen allerdings in der Regel noch Zuschläge für die Arbeit bei Nacht oder an Feiertagen. Da in einer Backstube häufig bei Nacht oder am frühen Morgen gearbeitet wird, sei am Ende des Monats mit etwa 20 Prozent mehr Gehalt zu rechnen, was etwa 2.700 Euro entspricht. Außerdem gebe es besondere Funktionen innerhalb einer Backstube, beispielsweise den oder die Teigmacher/In, für die es teils auch mehr Gehalt gebe.

3. Fleischer/In

Joachim Lederer, Landesinnungsmeister des Fleischerhandwerks in Baden-Württemberg, stellte in diesem Handwerk für Gesell/Innen zwischen 2.600 und 3.000 Euro Verdienst in Aussicht. Der Tarif liege bei 2.800 Euro. Die Ausbildungsvergütung für angehende Fleischer/Innen steigere sich zudem folgendermaßen: 940 Euro im ersten Jahr, 1.120 Euro im zweiten Jahr und 1.300 Euro im dritten Jahr.

4. Friseur/In

Am 4. September 2023 wurde erfolgreich ein neuer Tarifvertrag verhandelt, der für Friseure und Friseurinnen rückwirkend ab dem 1. September gilt. Der darin festgelegte Stundenlohn beträgt für Gesell/Innen 12,80 Euro. Für die häufigste Arbeitszeit mit 37 Stunden pro Woche ergebe das 2060,80 Euro im Monat, was eine Steigerung von 28 Prozent zu bisher 1610 Euro ausmache, so der Landesgeschäftsführer des Fachverbands Friseur und Kosmetik, Matthias Moser. Auch wöchentliche Arbeitszeiten von 38,5 Stunden oder 39,5 Stunden seien möglich. Das Ausbildungsgehalt beträgt pro Monat im ersten Jahr 640 Euro, im zweiten Jahr 735 Euro und im dritten Jahr 810 Euro.

5. Kraftfahrzeugmechaniker/In

Der tarifvertraglich geregelte Verdienst in diesem Beruf liegt derzeit noch bei 3.027 Euro im Monat, wie Alexandra Koutrouvi vom Verband des Kfz-Gewerbes mitteilte. Im November dieses Jahres wird das Gehalt dann um fünf Prozent aufgestockt. Der entsprechende neue Vertrag wurde im Sommer abgeschlossen. Ab dem 1. November sind es dann 3.178 Euro als Monatsbetrag. In diesem Beruf erhöhe sich das Gehalt zum Teil durch Zuschläge.

6. Maßschneider/In

Beim Maßschneiderhandwerk gilt in Baden-Württemberg kein Tarifvertrag. Der Mindeststundensatz von 12,06 Euro im ersten Jahr nach Abschluss der Ausbildung "resultiert aus einer Selbstverpflichtung der innungsorganisierten Arbeitgeber", so Florian Fuchs von der Kreishandwerkerschaft Ulm. Bei einer 40-Stunden-Woche ergebe sich ein Monatsgehalt von 2.090,40 Euro. "Da die Handwerksbetriebe allerdings nur in Einzelfällen tatsächlich Angestellte beschäftigen, ist dies lediglich ein theoretischer Richtwert." Sowohl Arbeitszeit als auch der Stundenlohn würden bei einer Anstellung meist einzeln angepasst.

7. Schornsteinfeger/In

Bernd Walter, Leiter Berufsbildung und Qualitätssicherung des Landesinnungsverbands des Schornsteinfegerhandwerks Baden-Württemberg, spricht in seiner Antwort auf die Anfrage des WOCHENBLATTs von sechs Tarifgruppen für Mitarbeiter/Innen in dem Verband. Diese reichen von 2.774,63 Euro bei Tarifgruppe 1 bis zu 3.953,11 Euro bei Tarifgruppe sechs. "Am ehesten würde gemäß Ihrer Anfrage der Durchschnitt von 3.363,87 Euro zuzüglich 40 Euro vermögenswirksamer Leistungen passen", so Walter in seiner Antwort weiter.

8. Schreiner/In

Für das Schreiner- beziehungsweise Tischlerhandwerk gibt Ute Fangmann, Rechtsanwältin des Bau-Ausbau-Baden e.V., einen Stundenlohn von 18,88 Euro an. Mit einer monatlichen Arbeitszeit von 165 Stunden ergebe das ein Monatsgehalt von rund 3.100 Euro.

9. Stuckateur/In

Ebenfalls durch Ute Fangmann vom Bau-Ausbau-Baden e.V. genannt wurde die ungefähre Arbeitszeit und Entlohnung für Stuckateur/Innen. Bei angenommenen 173 Stunden pro Monat ergebe sich bei einem Satz von 20,49 Euro pro Stunde ein Einstiegsgehalt von etwa 3.500 Euro.

10. Zimmerer/In

Hier gelten laut Ute Fangmann bei Berufseinstieg die gleichen Arbeitsstunden und Lohnrichtwerte wie bei Stuckateur/Innen: Bei einem Stundenlohn von 20,49 Euro ergeben sich auch hier bei 173 Stunden pro Monat circa 3.500 Euro Gehalt am Monatsende.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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