Auch das geht in diesen Zeiten
Freundschaftlicher Besuch aus der Ukraine im Nellenburg-Gymnasium

Mit Gedichten, Liedern, Lautmalerei wurden von der ukrainisch-deutschen Schülergruppe die Themen »Kunst über Grenzen« und »Die Freiheit der Kunst« nach einigen gemeinsamen Exkursionen thematisiert. | Foto: Fiedler
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  • Mit Gedichten, Liedern, Lautmalerei wurden von der ukrainisch-deutschen Schülergruppe die Themen »Kunst über Grenzen« und »Die Freiheit der Kunst« nach einigen gemeinsamen Exkursionen thematisiert.
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Stockach. Sowas geht auch in der Zeit des Kriegs in der Ukraine. Derzeit ist eine Schülergruppe aus der Partnerschule des Nellenburg-Gymnasiums Stockach, dem Lyceum in Lviv, hier im Hegau zu Gast. Die SchülerInnen der 11. Klasse, die schon Abschlussklasse ist, konnten auch einfach ausreisen aus dem vom Krieg betroffenen Land. Nach diversen Kunstausflügen gab es als einen Höhepunkt des Aufenthalts am Freitagnachmittag eine sehenswerte künstlerische Performance von Gästen und Gastgebern über die „Freiheit der Kunst“, in die auch das Publikum einbezogen wurde. Betrachtungen über den Surrealismus Mirós, ein lautmalerisches Gedicht Schwitters, die Frage, warum es denn „Kunstgrenzen“ eigentlich geben muss, um damit ein friedliches Nebeneinander zu ermöglichen, die Frage, warum ein Konzil eine „Hübschlerin“ wie die Imperia braucht und überhaupt, wie diese zum neuen Wahrzeichen der Stadt werden kann, wurden spielerisch aufgearbeitet. Zusammen mit Martina Hartmann, die schon viele Theaterinszenierungen in der Schule begleitet hat, wurden die verdichteten Szenen innerhalb eines Tages einstudiert.
Die SchülerInnen hatten in der Woche bereits die große Stockacher Miró-Ausstellung mit einer exklusiven Führung besichtigt, waren zur Konstanzer Kunstgrenze gefahren, hatten sich im Zuge der Betrachtung der „Imperia“ mit deren Rolle bei der Papstwahl vor über 600 Jahren beschäftigt und werden nun noch das MAC in Singen besichtigen, um dort mit Thomas Warndorf Einblicke in regionale Kunst zu bekommen, die dort aktuell als „Dolce Vita“ zu bewundern ist. Ein Ausflug in die „Künstliche Welt“ Europa-Park darf auch bei solch einem Besuch nicht fehlen.

Sprachlich gibt es übrigens kaum Probleme. Die SchülerInnen aus Lviv werden am Lyceum bereits ab der ersten Klasse in „vertieftem Deutsch“ unterrichtet, sagte Begleiterin Nadja Holukowych, die die Schüler hier mit begleitet. „Die Schüler gehen hier natürlich die ganzen Tage auch mit in die Schule“, betonte Lehrerin Claudia Weber-Bastong, die für das Nellenburg-Gymnasium den Austausch mit betreut. Deshalb fanden die Kunst-Aktivitäten am Nachmittag statt. Auch ein Treffen mit den hier in Stockach lebenden Flüchtlingen aus der Ukraine gehörte zum Programm. Der Kontrast wurde im Austausch deutlich. „Die Geflüchteten kommen aus dem Kriegsgeschehen im Osten des Landes und sind spürbar traumatisiert“, so Claudia Weber-Bastong. Dagegen geht es den SchülerInnen aus Lviv doch noch viel besser. Dort hat es zwar auch einige Luftangriffe gegeben, doch in den letzten Wochen war es relativ ruhig, bis auf die Flüchtlingsströme in beiden Richtungen, die über die Stadt führen. Die aktuelle Lage war für Schulleiter Ivan Lozenka sehr spürbar: Weil er noch keine 60 Jahre alt ist und theoretisch für den Kriegsdienst eingezogen werden könnte, brauchte er eine spezielle Einladung aus Stockach, um das Land verlassen zu können. Froh über diesen Besuch ist auch Lehrerin Olena Deineko, die die Schulpartnerschaft schon seit 2007 begleitet. Es war die zweite Unterbrechung des Austauschs gewesen. Schon in 2014, mit der Okkupation der Krim durch Russland, mussten die gegenseitigen Besuche ausgesetzt werden, und nun zwei Jahre wegen der Corona-Krise.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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