Großer Applaus für den ersten Personenzug nach über 50 Jahren von Etzwilen nach Singen
Freude und Hoffnung zum Museumsbahn-Lückenschluss

Museumsbahn Kreisel | Foto: Der historische Augenblick: nach über 50 Jahren fährt erstmals wieder ein Personenzug in Singen ein. Dafür musste die Lücke am Volksbank-Kreisel (im Bild) erstmals geschlossen werden. swb-Bild: of
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  • Foto: Der historische Augenblick: nach über 50 Jahren fährt erstmals wieder ein Personenzug in Singen ein. Dafür musste die Lücke am Volksbank-Kreisel (im Bild) erstmals geschlossen werden. swb-Bild: of
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Ramsen/ Singen. Es war eine historische Fahrt, die angesichts der vielen Reden an den Stationen zwischen Etzwilen und Singen für die 14 Kilometer Strecke gleich auch über zwei Stunden in Anspruch nahm. Der Schlüsselpunkt der Fahrt war da freilich eine Strecke von rund 80 Metern über den "Volksbank-Kreisel" in Singen-Süd, die vor 20 Jahren im Zuge des Baus des Kreisverkehrs ausgebaut wurden und eigentlich das Ende der durchgehenden Bahnlinie bedeuteten, auf der schon über 50 Jahre zuvor der Personenverkehr eingestellt wurde. Es war viel Ausdauer nötig, sagte auch der Stiftungspräsident der Museumsbahn, Giorgio Behr in mehreren Reden. Um so glücklicher sind alle Beteiligten, dass nun der Lückenschluss für die Museumsbahn endlich erreicht ist. Damit sind nicht nur für die Museumsbahn nun Fahrten bis in den Singener Bahnhof möglich. Auch Rundreisen über Schaffhausen rund um den Hochrhein können damit angeboten werden, was eine touristische Attraktion wäre. Und auch die Vision dazu darf nicht fehlen, denn angedacht ist aus der Region, hier wieder einen ÖPNV auf der Schiene starten zu können, der Singen über Rielasingen mit Etzwilen oder gar Winterthur und Schaffhausen verbinden könnte, wie Bürgermeister Ralf Baumert aus Rielasingen-Worblingen und Bürgermeisterstellvertreter Eberhard Röhm in Singen in ihren Reden unterstrichen. Das Potenzial der Strecke zu einer Reaktivierung wird gegenwärtig durch das Verkehrsministerium untersucht.

Manches war trotz der Vorbereitung mit heißer Nadel gestrickt. "Erst zwei Tage vor dem Fest war klar, dass wir auch legal in den Singener Bahnhof fahren können", gestand Giorgio Behr beim Festakt in Ramsen. Und weil die große "01er"-Dampflok zu schwer war für die Brücke über den Rhein bei Hemishofen, musste mit einer Diesel-Rangierlock zwischen Etzwilen und Ramsen improvisiert werden, die alle Mühe hatte, den langen Zug auf Tempo zu bringen. Erst ab Ramsen ging des dann unter Dampf in Richtung Singen weiter. In Ramsen spielte der Musikverein Ramsen auf, in Rielasingen der Musikverein Rielasingen-Arlen, in Singen empfing eine Abordung des Städtischen Blasorchester die Reisenden mit dem "Badnerlied" ganz zünftig. Die Bahn wurde ja zu Badischen Zeiten 1875 in Betrieb genommen.

Viele Hundert Schaulustige waren auf den Bahnhöfen und entlang der Stecke zu finden, die ihre Faszination für Dampf-Eisenbahnen hier leben konnten. Immer wieder wurde in Erinnerungen geschwelgt. Der Ramser Gemeindepräsident erinnerte sich in seiner Festrede, wie er als Schuljunge per Bahn nach Schaffhausen fuhr. Auch entlang der Strecke kam man mit älteren Personen ins Gespräch, die sich noch lebhaft an die Fahrten früher und vor allem den Singener Bahnhof unter Dampf erinnerten.

Initiative Bodensee-S-Bahn sieht wichtiges Signal

Aus Sicht der Initiative Bodensee-S-Bahn (IBSB) gibt es durch den Lückenschluss auch wieder eine realistische Perspektive zur Reaktivierung der gesamten Strecke für den Schienen-ÖPNV. Aus Sicht der IBSB sind zwei konkrete Betriebsvarianten denkbar: eine Verlängerung oder auch Flügelung der bestehenden S29 Winterthur – Etzwilen bis Singen, oder ein separater S-Bahn-Verkehr zwischen Etzwilen und Singen, gegebenenfalls mit modernen Alternativantrieben wie Brennstoffzellen.

Zudem hofft die IBSB, dass das erfolgreiche Engagement der Akteure vor Ort nicht zuletzt auch in Stuttgart, Bern und Berlin positive Reaktionen erzeugt. Nehme man die Vorhaben einer Verkehrs- und Mobilitätswende ernst, sei die Rückkehr des schienengebundenen ÖPNV in die Fläche ohne Alternative. Die zwischen den beiden S-Bahn-Systemen ZVV und Seehas gelegene Strecke Etzwilen – Singen ist nun wieder durchgehend befahrbar, hinsichtlich ihrer Infrastruktur in fast besserer Verfassung als manch aktive Strecke in der Region und eigne sich damit sehr gut für eine Reaktivierung.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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