Liebe Leserinnen und Leser,

auch wenn wir für diese Rubrik ganz viel Neues hätten gerade, wollen wir diesen Platz jetzt vor Weihnachten für etwas ganz anderes nutzen. Wir wollen innehalten mit Ihnen vor Weihnachten mit dem Text unserer diesjährigen Weihnachtskarte. Diesen schreibt jedes Jahr abwechselnd jemand von uns. Und wir möchten Ihnen vorab unsere Glückwunschbeilage in dieser Ausgabe empfehlen, in der es um das Thema Solidarität geht. Solidarität: Dieses große Wort braucht aus unserer Sicht eine Zutat: Verstehen wollen, sich in den anderen hineinversetzen können.

Wir versetzen uns gerade in die hinein, die mit den unmittelbaren Folgen der Corona-Pandemie zu tun haben, kein Weihnachten haben, das Sterben mitbekommen, mit der Angst ungefiltert konfrontiert werden und zusätzlich noch selbst ihre Gesundheit dabei riskieren, sei es wegen des Stresses oder weil sie natürlich ein höheres Infektionsrisiko haben. Das sind die Ärztinnen, Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger, um die es in dieser Ausgabe auch geht.

Und nun suchen Sie sich vielleicht ein ruhiges Plätzchen für die folgenden Zeilen:

<em>"2020 ging es um alles. Kurz nachdem ein Virus, dessen Herkunft nach wie vor nicht so ganz klar ist, sich angeschickt hat, uns aus unserem üblichen Alltag, aus unserer Sicherheit, aus unseren Gewohnheiten, teilweise aus unseren Beziehungen zu reißen, ging es um Werte wie Gesundheit, Freiheit, Sicherheit, Geld - nach kurzer Zeit um nicht weniger als Würde und das Leben.

Da waren die einen, die Geschäfte, Friseursalons, Kulturstätten, ja das ganze öffentliche Leben geschlossen haben und das auch richtig fanden, weil es ging ja darum, Solidarität zu leben, Leben zu schützen, das Leben der Menschen in Altenwohnanlagen, die fortan nicht mehr oder nur mit sehr starken Einschränkungen besucht werden konnten, es ging um den Schutz des Lebens der anderen, das eigene Leben, um würdiges Miteinander.

Und da waren die anderen, die waren gegen die Maßnahmen, auch gegen den Mundnasenschutz, manche gingen auf die Straße, viele von ihnen argumentierten auch mit dem Leben, mit dem Leben der Wirtschaftsbetriebe, beruflichen Existenzen, die, wenn sie richtig scheitern, auch eine tatsächliche Gefahr für Leib und Leben sind, (Wir werden 2021 die Selbstmordstatistiken sehen), mit dem Leben von Krebskranken, mit Menschen, die aus Angst nicht mehr in die Krankenhäuser gingen oder in Einsamkeit sterben mussten - auch ihnen ging es also letztlich um das Leben und um Würde.

Wenn sich zwei mit völlig unterschiedlichen Positionen gegenüberstehen, die beide sagen, dass sie das gleiche (das Leben und die Würde) verteidigen und sich dann anschreien, dann sind sie so weit entfernt, wie man weiter nicht entfernt sein kann. Wir durften infolgedessen dieses Jahr würdelose Diskussionen erleben, Menschen wurden in unglaubliche Schubladen gesteckt, als Schafe oder Verschwörungstheoretiker beschimpft, je nach »Lager«. Beide Seiten wähnten ihre eigene Einstellung als alternativlos. Jede neue Nachricht, jede neue wissenschaftliche Erkenntnis wurde zur Munition, um den anderen zu verunglimpfen. Die Risse gingen nicht nur durch die sozialen Medien und durch Unternehmen und Vereine, sondern auch durch Familien.

Und jetzt kurz vor Weihnachten, würde ich gerne kurz alles a n h a l t e n, innehalten und eine Kerze anzünden, eine Kerze zumindest in Ihrer Vorstellungskraft. Nehmen Sie sich Zeit, vielleicht hören Sie das leise Knistern und sehen das warme Licht, schauen auf die sanft flackernde Flamme. Und in diesem warmen Licht, an dem wir jetzt sitzen, kann uns bewusst werden, dass wir eigentlich für die gleichen Werte eintreten wollten, für das Leben und die Würde. Weil uns beides wichtig ist, für uns und unsere Nächsten. Und weil wir das Leben mit Sinn füllen wollen und dann sehen wir in diesem Kerzenschein die anderen Menschen und sie sehen uns. Und wir müssen lachen, nicht laut, eher leise und voller Erkenntnis, weil uns gewahr wird, dass wir uns in diesem warmen Licht einmal zusammen hinsetzen sollten und reden sollten, uns dafür interessieren sollten, was der andere unter Leben versteht, unter Würde und wie er seinem Leben Sinn geben möchte. Und dann ist Weihnachten und wir reden, verstehen, fangen neu an und sehen Wege, die es vorher nicht gab, Wege zur tatsächlichen Lebensfreundlichkeit. Das letztere verspreche ich, wenn wir das erstere wagen." he.</em>

In Verbundenheit mit Ihnen und Ihren Familien eine friedliche und kraftbringende Weihnachtszeit

Carmen Frese-Kroll, Verlegerin
Anatol Hennig, Herausgeber
Oliver Fiedler, Chefredakteur

Autor:

Redaktion aus Singen

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