Wafrös alemannische Dialektik vom 11. April 2001

S isch jo scho komisch, dass sich des Johr a Ostere all zwä Bilder inenand vermisched und mir nume us em Kopf goh wänd. Uf de oene Siite sind's die Osterlämmle, wo mer ab und zue no inere Konditorei im Schaufänschter säne ka. Sie sind zwar ganz selte wore, bsunders i de Stadt, weil se vu de Osterhase vollschtändig verdrängt worre sind, aber ufem Land wird mer wahrscheinlich die Osterlämmle garnimme säeh, weil's do kone Beck und kone Konditer meh giit. I ka mi no guet dra erinnere, woni als Büeble als so ä Lämmle kriegt hon. S war us Bisquit und im Rucke vu dem Lämmle isch ä Fähnele us farbigem Papier gschteckt. S isch scho wieder lang her und i glaub, dass etz fascht kone Kinder meh wissed, dass des Schäfle mit dem Fähnele des Zeiche vum uferschtandene Heiland bedeitet hot. Des hett solle a des gschlachtete Lamm erinnere, wo »die Sünde der Welt« mit sim Bluet weg-gwischt hot, weil jo scho de Jesaias im alte Teschtament gschriebe hot, dass sein Gottesknecht wie ä Lamm zu de Schlachtbank gfiihrt worre sei und schpäter hot de Johannes Babtischt, also de Täufer, uf Jesus zeigt und gmont, der sei »des Lamm Gottes«, also des Agnus Dei, wie se uf lateinisch saged, wo die Sünden der Welt uf sich, also vu uns wegnimmt. Des alles hot des Osterlämmle bedeite solle, aber des mit dem Fähnele hett bedeite solle, dass »Er« de Sieger iber de Tod war, weil'er auferschtande isch. Iberhaupt war ä Lämm, also ä Schäfle, s Zeiche fir ä reins, argloses Wese, au s Zeiche fir Unschuld. Drum hond's d Israelite au gnumme fir ihr Passah-Fescht, wo immer ä Lämmle gschlachtet worre isch. Etz des Johr aber moß i alleweil, wenn i oemeds so ä Osterlämmle sieh, oder wenn en Chor s Agnes Dei singt, do moß i alleweil a die Bilder denke, wo etz grad wäge dere Maul- und Klaueseuche iberal umenand i de Zeitunge und i de Illustrierte rumgeischtered. Die firchtige Massegräber, wo se z England mached, wo mer zigtaused Schäfle umbringt, i die Gruebe wirft, mit Kalk iberstreut und zueschuflet. Guet, sie wäred au so gschlachtet, die Lämmer, denn s giit jo ko Wirtschaft meh, wo it »Lamm« uf de Schpeiskarte schtoht. S isch aber scho weng en Underschied, ob die Schof im Mensch zu de Nahrung diened, oder ob mer se tausedweis hii macht und verbrennt oder ine Gruebe keit. Au mit em Großvieh goht's om it andersch. Und usgrechnet die Bilder kummed mir sofort i de Kopf, wenn i zuefällig ime Schaufänschter vunere Konditorei die Osterlämmle sieh. Kännt's etz it so sei, dass de Mensch sei Unschuld total verlore hot, vor allem de Kreatur gegeniber, nu weil er, de Mensch, weil er mont, er sei ko Kreatur, sondern ebbes Bessers, obwohl er mit Seinesgleiche umgoht und scho alleweil umgange isch, wie etz grad mit de Schäfle! Könnt's am End it meglich sei, dass des Bluet vum Agnus Dei, vu dem Lamm Gottes, dass des irgendwenn mol ufbraucht isch und de Mensch fir sei Schuld, fir sein Scheiß, woner baut, dass er fir den zahle moß? Des wared nu so paar Oschtergedanke und mer wird doch au no ä weng iber ebbes nochdenke derfe, oder it!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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