Wafrös alemannische Dialektik vom 11. Juli 2001

Manchmol schtond om d Hoor z Berg, wemer Tagesschau alueget, oder Zeitung liest. I denk etz dodebei it a die alltägliche Schreckensmeldunge vu de Terroranschläg und de Kriegsschauplätz a allene Ecke. Nei i denk a selle Sauerei, wo passiered, wo sich de Friede eignischtet hot, wo's de Leut guet goht, wo se aber au it glicklich sind, weil se moned, s mößt'ene all no besser goh. Ons vu de schlimmschte Laschter, wo sich de Mensch zuelege ka, isch d Habsucht. S isch ä schlimme Sucht, des »Habe«, des all no meh habe und nie gnueg kriege. Des Verruckte a dere Habsucht isch des, dass die, wo am meischte hond, dass die all no meh wänd. Des hot zum Beischpiel de heilige Franziskus begriffe ghet. Drum hot'er vu sine geischtliche Brüeder verlangt, dass se garnint hond. S krasse Gegeteil vu de franziskanische Brüeder sind die Anwält, wo tätig wore sind, wo's um die Entschädigung vu de Zwangsarbeiter vum letschte Krieg gange isch. Die deutsche Firme, wo domols Zwangsarbeiter beschäftiget hond, die hond sich etz bundesweit zeh Milliarde us de Rippe gschnitte. S hot grad knapp glanget und es sind nadierlich au Firme drunder, die hond de Geldbeitel zueghebt, weil se sich saged, mir wared des doch it, des wared selle, wo vor uns dra wared. Mir zahled it fir ebbes, wo mir gar nix defir känned, weil mir domols no garit gläbt hond. Des isch ä alte Schtreitfrog. I mon halt, anschtatt all mit em Finger uf d Vädder zeige, kännt mer doch au mol uf die Idee kumme, dass mer au zu de Familie ghört und ebbes guet mache, wa die Alte verbockt hond, war no nie falsch. Wemer etz die zeh Milliarde umrechnet, no kriegt ebber vu däne ehemalige noch Deutschland verschleppte Zwangsarbeiter im Durchschnitt zehtaused Mark. Etz wa isch des scho fir en Ersatz fir des, wa die arme Lüt erlebt hond. S wird trotzdem knapp bei anderhalb Millione Anträg. Wa die Sach etz au no brenzlig macht, des sind die Anwalthonorar vu hundertfimfezwanzg Millione Mark. Mer hot scho a die Anwält appelliert, sie solled uf en Teil vu ihrene Anwaltskoschte verzichte, aber en Münchner Anwalt hot gmont, des sei »abwegig«. Die einefufzg Anwält hetted sowieso scho uf umfangreiche Honorar verzichtet. Des Komische a dere Sach isch nu des, dass genau seller Münchner Anwalt ä Honorar vu acht Komma drei Millione kassiert. I mueß sage, do ka mer guet demit läbe. Wemer etz iberlegt, dass es under Umschtänd it emol zehtaused Mark fir de einzelne ehemalige Zwangsarbeiter langet, no kännt mer doch grad s große Kotze kriege. Des Dumme a dere Sach isch vor alle Dinge des, dass die Schamröte unsereins is Gsicht schteigt, aber it sellene, wo se is Gsicht schteige sott, aber des isch alleweil und mit allem so. Die habsüchtige Gselle beschädiged doch s Ansähe vume ganze Berufsschtand, wobei mer aber no dezue sage moß, dass ihre amerikanische Kollege it fir fimf Pfennig besser sind, vor allem, wo's um die jüdische Opfer goht. Wemer am Elend vu andere Mensche sich gsundschtoße und abzocke moß, i glaub, dass en Mensch it diefer sinke ka.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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