Wafrös alemannische Dialektik vom 12. November 2008

"Grad guet, dass i sie triff," saged immer wieder Leit zu mir und denn kummt meischtens no der Satz; "I hon ihne scho lang mol schreibe welle, aber se wissed jo, mer will all und duets no doch it." No lach i immer und sag ganz ehrlich, do ging's wie mir. I sott all Brief schriibe, denn hock i mi ane und denn liit wieder irgend ä Buech ufem Schreibtisch, mit dem Resultat, dass der oder die Brief wieder it gschriebe wäred. Debei frei i mi wie verruckt wenn wieder mol ebber schriibt. Die meischte Brief sind lieb, weil die Briefschreiber mir eifach sage wänd, dass se mei Dialektik gern läsed, des schtellt mi denn richtig uf.

Grad guet, dass i sie triff," hot se gset, die nett Frau, wo me agschproche hot vor de Praxis vu mim Dokter. Denn hot se mer verzellt, dass se alle mineArtikele us-
schniedet und ihre Schweschter noch Amerika schickt. Die sell liest se und schickt se 200 km weiter ane Singemere, wo au en Ami ghürote hot und so hond die beide durch die Dialektik ä Fätzele Hoemet, durch d "Muetterschproch" und des duet om scho weng guet, wemer wiit furt isch vu dohom.

Etz wo se grad am verzelle war, selle nette Frau, hot se's no vu de Jugend ghet, wo numme Dialekt schwätzt, weil'ene der scho im Kindergarte ustriebe wird. I de Schuel hosches mit em Dialekt sowieso verschisse, es sei denn de hosch no ä Lehrerin, oder en Lehrer mitere sogenante "Heimatverbindung," aber die selle sind selte wore, weil me zu dere Verbindung hüt kone Wurzle meh brucht, weil die Blüete, wo die moderne Heimatvermittler erzeuged, sowieso us Plaschtik sind.Sie hot denn no vu de eigene Jugendzeit verzellt, die nett Frau, dass nämlich bi ihre dohom de Dialekt verpönt gsi isch. Sie hot mösse noch de Schrift schpreche. Wenn se obends vu de Gass homkumme isch und gset hot, "n Obed Mamme," no hot se glei one gfange: Wie heisst das?" No hot des Kind brav gsagt, "Guten Abend Mutter!" Drum dät se hüt bi jedere Glägeheit Dialekt schwätze, nu ihrne Kinder dirfted noch de Schrift schpreche, wenn se wänd, damit se i de Schuel kone Schwierigkeite grieged.

So langsam hon i des Gfihl, dass des mit dere Muetterschproch ä todernschte Sach isch, dass me allmählich scho drum kämpfe moss, obwohl i alles bi, nu ko Kämpfernatur. I will au ko Religion us em Dialekt mache, aber s freit mi saumässig, wenn mi en Leser oder ä Leserin us Pommern, us Schlesien us Hamburg aruefed, oder mir schriibed, dass se die Dialektik mühsam, aber gern läse däted, weil se do en Zuegang zu de Mentalidät vu de Mensche wo do läbed finde däted. Klinglet doch tatsächlich a Allerheilige am Morge um zehne s Delefon und s meldet sich ä Fraueschtimm, sie rufe mich an aus Brasilien. Ihre verstorbene Mutter, wo z letzscht z Radolfzell gläbt hot, häbe ihr die Büechle vu mir hinderlosse und alleweil, wenn's ihre mies sei, dät se i om vu däne Büechle läse, denn ging's ihre wieder besser. Des häb se mir scho lang mol schriibe welle, aber weil'ere des z'umschändlch sei, hett se mi etz eifach agruefe!

I hon lang iberlegt, weller Heilige a Allerheilige mir do ä Freid hot mache welle, i bi it dehinder kumme, bis i z letzscht druf kumme bi, s kännt am End viellicht doch de Heilige Geischt gsi si obwohl dem sei Fäscht a Pfingschte isch, aber i de Bibel schtoht, "Der Geischt weht wo er will." Sei's wie's will, fir mi isch uf alle Fäll etz klar, dass de Heilige Geischt fir de Dialekt isch. Suscht hett er doch a Alerheilige inere Frau z Basilie it den Gedanke eighaucht, sie soll den Dialektiker in Europa, z Deitschland, in Singe am Hegautauer underem Twiel aruefe. Glaube sott me it nu känne, me moss au glaube welle!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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