Wafrös alemannische Dialektik vom 2. Mai 2001

De Gustel isch it nu ä gschtandes Mannsbild, er isch iberhaupt ä Prachtexemplar vume Kerle, weil er sei Läbe lang fir Land und Leut engaschiert war und er hot's zu hohe Ehre brocht. Etz ischer nadierlich pensioniert, duet weng weniger und hot meh Zeit fir sei Trudel. Mit dere ischer scho iber fufzg Johr verheirotet, des isch heit au nime modern. Sie isch ä lieb's, gscheid's, gebildet's Weib und koche ka se no dezue wie on mit drei Schtern. Etz aber, wo's weng rüebiger wird bim Gustel, etz räumt er nochenand seine Schränk auf und wirft vill Babier furt, wo früener mol fir andere und ihn wichtig war. Neilich kummt er zu seinere Trudel und behauptet, i seim Zimmer dät's alleweil pfeife und piepse. Er heb de ganz Tag den Pfeifton im Ohr. Sei Trudel isch ä bitzele verschrocke, weil se niemols behaupte dät, dass es bei ihrem Gustel piepst. Sie hot gmont: »Ha, des bildesch du dir vielleicht ei, vielleicht liegt's au a deim Hörgerät!«

De Gustel hot aber schteif und fescht behauptet, dass es mit und ohne Hörgerät pfeife dät, sie könn ihm des glaube, er tei it spinne, er sei völlig fit im Kopf und suscht au. Sie soll doch mit ihm i sei Zimmer kumme und sich selber devu iberzeuge, dass es bei ihm im Zimmer piepse dät. It bei ihm dät's piepse und pfeife, nei im Zimmer und etz soll sie sich selber devu iberzeuge. Also isch die Trudel mit ihrem Gustel i dem sei Arbeitszimmer, wo's denn au so ausgsäeh hot, wie wenn oner am Ufrumme und am Furtwerfe isch.

Sie wared ganz leise, die zwei, und ufs mol hot die Trudel ganz deitlich au Pfeife und Piepse ghört. Augeblicklich hot se i Gedanke ihrem Gustel Abbitte tue defir, dass se ihn sekundelang verdächtigt hot, bei ihm dät's piepse. Wenn nämlich ebber seine siebe Sache im Köpfle nime so richtig beinander hot und weng saudumm rausschwätzt, oder ebbes behauptet, wa nie schtimme ka, no saged mir doch zu dem: »Bei dir piepst's wohl!« Nei die Sach war klar, im Gustel seim Zimmer pfeift's und piept's und sie hot nu ei Wort rausbrocht: tatsächlich! Etz isch aber die Suecherei losgange, wo der Ton herkumme kännt. Hinder de Schränk, under de Schränk und uf de Schränk hot mer glueget, ob do ebbes sei kännt, aber do war näene ninnt. Etz isch mer as Elektrisch gange. De Fernsäher, de Video, s Radio, all's hot mer ei- und ausgschaltet, ob der Ton vu om vu dene Lautsprecher kumme kännt, ob i om vu däne Gerät sich vielleicht ebbes verirrt ho kännt, wo den Ton erzeigt, aber s war nint, s hot weiter pfiffe und piepst im Zimmer.

S war ko Maus und de Gustel und sei Trudel hond au kone Ratte, sie hond iberhaupt ko Viech im Haus, aber pfiffe hot's. De Trudel war's, als dät se sogar ä Melodie höre, sie isch aber it druf kumme, wa fir one des sei kännt und nochdem de letscht Schtuehl undersuecht war, die letscht Schachtel offgmacht, hot die Trudel eifach, weil se inere innere Eingäbung gfolgt isch, de Babierkorb usgleert und i dem Babier uf em Bode rumgschtocheret. Z mol hört se des Pfeiffe und Piepse ganz noh und d Melodie wird deitlich. S war ä Weihnachtsliedle und des isch kumme vunere Glückwunschkarte, wo me offklappe ka, denn spillt die Musig.

Etz isch die Karte vu eilei scheint's offgange und hot agfange schpille, des war der Ton, wo de Gustel all ghört hot und it gwisst, woher er kunnt, der Ton. I war richtig froh, dass i dem Gustel sein Freund sei derf. Des hett me arg traurig gmacht, wemer hett sage möße: »Bei dem piepst's au scho!«

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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