Wafrös alemannische Dialektik vom 28. Februar 2001

Die Sach mit dere »Weisheit des Alters« isch denn scho en böse Schwindel. Je meh ältere Leut mer kennt, umso meh kummt me dehinder, dass do nix isch vunere Weisheit, ehnder s Gegeteil. Je älter se wered, umso grätiger wered se und am beschte merkt mer des a sich selber. Mer moß saumäßig Obacht gäe, dass mer ä klä weng d Kontroll iber sich selber bhaltet und des Ufbasse uf sich selber nimmt om ganz schä in Aa-schpruch. Etz kummt aber glei die Frog, wo denn eigentlich s Alter aafangt und do kummt mer ganz schä is Schleidere. Fir die Zwanzg-jährige sind die Dreißgjährige alt und fir d Vierzger d Fufzger und ab de Sechzge rechnet mer sowieso nume mit om, obwohl de Udo Jürgens alleweil no singt »Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an!« S frogt sich nu, wa fir ä Läbe do afangt und genau des isch die eigentliche Frog nochem Alter. Also wemer mi froge dät, i kenn Zwanzgjährige, die läbed no garit, weil se no'it wissed, wa Läbe isch. Denn kenn i en Hufe Dreißg- und Vierzgjährige, des sind alte Lüt, weil ene de Bart inne abewachst, bis hinder de Dickdarm. Des merkt mer am beschte, wenn se verzelled, wo se iberall gsi sind und s war alles nint und eigentlich war näene ebbes los. Denn kenn i Ältere, die sind scho jenseits vu de Sechzge und bi däne isch sowieso all's nint, weil früener all's andersch, und all's besser war, obwohl nint so verloge isch wie die Behauptung, dass früener all's besser gsi isch. Denn kenn i Steinalte, die sind scho iber de Siebzge, aber die hond ä Herz und ä Gmüet wie Zwanzgjährige. Die freued sich jede Tag, wo sie no läbed und sie freued sich a allem, was se erläbed und sie finded des schä und sell nett und sottige Wiiber und Maane mecht mer grad i Arm näe und menkmol mach i des au und sag zu sonere Frau oder zu some Maa, »Mensch bisch du no jung!« Grad etz wieder a de Fasnet, do scheided sich die Geischter ganz bsunders. Bi de oene isch de Narreschpiegel nint meh, de Zunftball scho glei gar nint und die Fasnet am Fernsäeh iberhaupt nint. Der gfallt'ene it, die sell sott dohom bliebe und warum und wieso mer de sell oder die sell Nummer is Programm ufgnumme hot, des verschtond se glei gar nimme. S isch all's nint, wa se säned oder höred, debei sind die Leut meischtens so bled, dass se ufere Bühne vor vill Leut it en onzige Satz schwätze kännted, ohne dass se den no verhaue däted, geschweige dass ene ä kläne Gschicht eifalle dät, wo mer schpille kännt. Aber däne Akteure isch des meischtens egal, die mached's us Spaß a de Freud und s giit all Johr gnueg Leut, wo Freud a all dem hond, wa andere fir sie mached. Ob de Mooshammer oder de Roberto Blanco ebbes mit de alemannische Fasnet z tued hond, wie bi dem Obed z Friedrichshafe, do driber kännt mer scho weng schtreite, aber wenn iber ä Million zuelueget und it abschaltet, und s Fernsäeh griegt s Geld ussem Werbetopf halt noch de Einschaltquote, no isch doch s Publikum dra schuld, wenn mer sich jeden Seich g'falle losst, weil s Fernsäeh nu des zeigt, wa de Leut g'fallt und under de Leut giit's halt in gottsname Junge und Alte und under de Alte giit's vill Junge und under de Junge en Hufe Alte und de Gschmack isch ä Sach vu de Gschmacksach und die hot mit jung oder alt sowieso nint z tued. Mir zum Beischpiel isches egal, wa de Stefan Raab singt und wie hoch im Boris sine Alimente sind. Mir ka's gleich sei, wer sich im Container näckig duscht und warum d Anatol Klibinsky d Bruscht hot vergrößere lo und wievill Santimeter. Aber dass unsere Poppele-Rebwieber uf moderne Musik i Fasnetklamotte fetzig danzt hond, dass selle Elsbeth Janko mit vill Fantasie en Anti-Strip g'macht hot, des hot mi vum Stuehl grisse, mitsamt em ganze Programm und i hon so s Gfiihl ghet, i sei sogar no jünger, als wie i etz grad ussieh!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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