Wafrös alemannische Dialektik vom 6. Juni 2001

Vill junge Leut freied sich etz scho wieder uf des große Konstanzer Schpekdakel »Rock am See«, wo wieder wie all Johr meglichscht heiße Rock im Schtadion abgoht. Des isch de Underschied vu Musik vu domols und em Rock. Musik »erklingt« und Rock goht ab, weil mer do eigentlich nume vu erklinge schwätze ka. Die Musik, wo bim Rock erklingt, des sind ganz andere Tön, wie se de Mensch bisher gwähnt gsi isch. Des wa us däne elektrische Gitarre iber die riesige Lautschprecherboxe useheult, des hot ä ganz eigene Faszinazion uf die Junge und vermischt mit däne Elektrobäss, wo wummered und bummered, dass mer se z Meersburg hört, des giit denn sellen Saund, wo en richtige Rockfän usflippe loot. Iberhaupt isch die sogenannte Rockmusig ä Welt fir sich. Do giit's en riesige Hufe Schtilarte, vu soft bis hard, also vu weich bis hart, und vu weich bis hart sind au die Musiger aazoge und vu weich bis hart sind au die Text, wo se singed und in Konstanz am Hörnle, äbe bi dem »Rock am See«, do goht ugfähr zeh Schtund die Poscht ab, wobei so schtucke acht bis zeh Bänds schpilled. S giit i de Rockszene au scho richtig nazionale Bänds, wo se in Deutschland wieder aabeted, nocheme neue »Führer« ruefed und wo Ausländerbluet schpritzt. Aber sottige Bürschle derfed z Konstanz kone ufträte. De Veranschtalter hot do all Johr ä gschickt's Händle und des Johr setzt er no ons druf, weil er nämlich uf »Satansmusik« setzt und de Schock-Rocker Marylin Manson als Schtar fir de Rock am See im September verpflichtet hot. Er sei de »Alptraum besorgter Eltern und Sittenwächer«, hon i gläse und hon mer glei debei denkt, dass es wieder mol hekschte Zeit wird, dass die blede alte Eltere zittered, wenn ihre Kinderle sich fir 72 Mark ä Karte kaufed. S gond jo immerhin schtucke 20000 Persone i des Schtadion und des Johr wäered no ä paar meh ine welle, wenn der Schock-Rocker uftritt. Er hot de Vorname vu de Monroe gnumme und als Nochname den vu sellem geischtig umnachtete Killer, wo domols die Sharon Tate, d Frau vum Regisseur Roman Polanski beschtialisch umbrocht hot. Er dät »provozierende Geschmacklosigkeiten« singe, isch i de Zeitung gschtande und zeiteweis hett er's immerhin zum »meistgehassten Mann Amerikas« brocht, aber vor allem bi de pubertierende Fäns dät er de Nerv treffe. Z letscht Ende Januar bi zwei Konzert z Hamburg. Dert hett er miteme kalkweiß gschminkte Gsicht, schwarz aagmolete Lippe und sim vu Narbe übersääte Körper tausenden vu junge Mensche ä »wohliges Gruseln« gschenkt. Des sei es Gfihl, wa sich etz denn au im Konstanzer Bodesee-Schtadion ausbreite soll. I find des ganz toll, dass mer wieder mol ä richtig guete Masche gfunde hot, mit dere mer bi uns däne junge Leut echte Werte vermittle ka. Satansmusig im Schtadion, vum Schock-Rocker Marylin Manson fabriziert, des isches doch, wa de Jugend eigentlich grad no fehlt. Drum muess mer dem Veranschtalter dankbar sei und allene andere mit, wo fir des Schpedakel Mitverantwortung traged. Ä paar Täg schpäter hot sich miteme Leserbrief ä besorgte Mamme gmeldet und gmont, des sei nix anders als ä raffinierte Masseverführung, wo mer anschtatt de junge Mensche zhelfe, uf Koschte vu ihre Seele Geld mache dät. Suscht hot sich niemerd gmeldet, alle finded's prima und die Schtimm vu dere einzelne Mamme wird mer i unsere fantastisch funkzionierende Demokratie sicher leicht verkrafte!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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