Wieder Vesperkirche nach zwei Jahren Stillstand
Das „Gasthaus am Weg“ lädt täglich zum gemeinsamen Mittagsmahl

Ein gemeinsamer ökumenischer Gottesdienst eröffnete die 6. Singener Vesperkirche 2023 am Sonntagvormittag (v. l. n. r.): Pfarrerin Andrea Fink-Fauser (evang. Luthergemeinde), Reiner De Vries (Pastor i. R. der Friedenskirche), Andreas Sturm (Pfarrer der alt-katholischen Gemeinde), Pfarrer i. R. Bernhard Knobelspies (katholische Kirche), Günther Dreher (neuapostolische Kirche), Claudia Graf, Marietta Huntscha und Karin Burger von der katholischen Gemeinde/katholischen Frauengemeinschaft Deutschland. | Foto: Bernhard Grunewald
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  • Ein gemeinsamer ökumenischer Gottesdienst eröffnete die 6. Singener Vesperkirche 2023 am Sonntagvormittag (v. l. n. r.): Pfarrerin Andrea Fink-Fauser (evang. Luthergemeinde), Reiner De Vries (Pastor i. R. der Friedenskirche), Andreas Sturm (Pfarrer der alt-katholischen Gemeinde), Pfarrer i. R. Bernhard Knobelspies (katholische Kirche), Günther Dreher (neuapostolische Kirche), Claudia Graf, Marietta Huntscha und Karin Burger von der katholischen Gemeinde/katholischen Frauengemeinschaft Deutschland.
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Singen. Während sich der Himmel draußen noch grau und bedeckt zeigte, gab es zum Eröffnungsgottesdienst der 6. Singener Vesperkirche 2023 am Sonntagvormittag in der dafür eigens umgebauten Lutherkirche doch mehrheitlich heitere Gesichter bei den vielen Gästen, Geistlichen, Organisatoren, Sponsoren und Helfern. Alle waren froh, sich nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause nun wiederzusehen, darunter auch Willi Steigauf, der bereits seine Taufe, Konfirmation und Hochzeit im Haus erlebt hatte und mit Joachim Fiedler sowie einer Fülle anwesender Ehrenamtlicher zum Helferkreis der ersten Stunde zählt.

Tradition im „Gasthaus am Weg“ in der Freiheitstraße hat auch der ökumenische Eröffnungsgottesdienst, den Pfarrerin Andrea Fink-Fauser als Vorsitzende des Arbeitskreises christlicher Kirchen ACK mit einem Martin-Buber-Zitat eröffnete: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Sie sprach die Spaltung in unserer Gesellschaft in arm und reich, jung und alt, oben und unten an und hofft mit dem Organisationsteam von ACK, Singener Tafel und Ehrenamtlichen, dass sich die Gemeinschaft der Vesperkirche über diese Grenzen hinweg finden kann: „Mögen nun viele Menschen Stärkung an Leib und Seele erfahren.“

Hochzeit zu Kana

Gemeinsam mit Reiner De Vries von der Friedenskirche, Bernhard Knobelspies von der katholischen Kirche und Günther Dreher von der neuapostolischen Kirche sowie Claudia Graf, Marietta Huntscha und Karin Burger von der katholischen Gemeinde und dem katholischen Frauenbund Deutschlands wurde das Gleichnis der Hochzeit zu Kana aus dem Johannesevangelium, in dem Jesu Wasser in Wein für eine unzählige Gästeschar verwandelt, in den liturgischen Mittelpunkt des lebendigen, im Wechsel zwischen Gebet und Gesang gehaltenen Eröffnungsgottesdienstes gerückt.

Andreas Sturm, Pfarrer der alt-katholischen Gemeinde Singens und ehedem katholischer Generalvikar in Speyer, übernahm das Gleichnis als übergreifendes Zeichen auch für die Teilnehmenden an der Vesperkirche: Es ginge im ersten Wunder Jesu nur um Wein, aber auch um die Feier des Lebens. Hieronymus entgegnete einem Mann, der an den unglaublich hohen Zahlen zweifelte: „Ja, wir trinken heute noch davon.“

Das Weinwunder von Kana habe zwei Aspekte, welche auch für die Vesperkirche 2023 gälten: Man könne Menschen völlig bedenkenlos einladen, ohne sich im Vorfeld um irgendwas zu kümmern – oder aber man fände kein Ende der Bedenken und ließe dann lieber gleich die Finger davon. Die Singener Aktiven der Vesperkirche seien aber nun das sechste Mal bereit, Verantwortung zu übernehmen, mit Herz und Leidenschaft, trotz banger Fragen nach zwei Jahren Pause, ob sich Helferinnen und Sponsoren finden ließen. Mutter Maria habe in Kana wachsam die Not erkannt und Jesus davon berichtet, und alle Bedenken hätten sich durch seine Tat in wunderbarer Freude aufgelöst, wie auch heute in der Vesperkirche: „Ich muss mich etwas trauen“, so Sturm, „Ängste werden dann in Mut und Zuversicht umgewandelt und wo ich nicht mehr weiß, wie es weitergeht, ob meine Kräfte reichen – das Wunder von Kana zeigt uns, wir sind nicht allein.“

Wasser für die Ukraine

Mit Beifall wurde auch bedacht, dass mit einer Schale Wasser für den Frieden in der Ukraine und in der Welt, mit einer zweiten Schale für die Menschen mit all ihren momentanen Ängsten, einer dritten Schale für erkrankte und von Verlusten betroffene Menschen und einer weiteren Schale für den Erhalt unseres schönen Heimatplaneten ein Krug auf dem Altar gefüllt wurde, „den Gott in Hoffnung wandeln könne“, so Pfarrer Sturm.

Dankbaren Applaus empfing auch der 15-köpfige ökumenische Posaunenchor der Lutherkirche unter Leitung von Andreas Gerlach mitsamt Martina Bischofberger an der Orgel für ihre klangvolle und einfühlsame Unterstützung des gesamten Eröffnungsgottesdienstes.

Starke Sponsoren

„Schön, dass es wieder losgegangen ist“, freute sich Ulrich Kaiser, zuständig für Finanzen und Spenden, „ich bin wirklich überwältigt von der Unterstützung durch Sponsoren und der angebotenen Hilfsbereitschaft; es gibt sogar eine Warteliste beim Personal und eine sensationelle Kuchentheke!“ Singens OB Bernd Häusler hat hierfür bei Bäcker Auer eigens Linzer Schnitten gebacken und zeigte sich erfreut über die schöne Mischung im Saal: „Es ist richtig voll hier.“

Ab sofort ist die Vesperkirche bis zum 29. Januar täglich von 11.30 bis 14 Uhr geöffnet. „Jeder Gast bekommt das warme Mittagessen, den Kuchen und warme oder kalte Getränke – und jeder Gast gibt dafür, was er kann und will, und alle werden satt“, so Margit Klugkist, die am Eingang Spendenbons ausgab und nun täglich bis zu 45 HelferInnen organisiert. Unterstützung bekommt die Vesperkirche insbesondere von vielen Singener Unternehmen, Stiftungen, der Tafel und der Stadt Singen mit ihren technischen Diensten und vielen weiteren Partnern. Kommenden Sonntag findet ein Familiengottesdienst statt, getragen vom Käthe-Luther-Kinderhaus und der Mini-Gottesdienstgruppe.

Autor:

Bernhard Grunewald aus Singen

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