Jugend-Kulturförderpreis 2022
Ein Preis im Zeichen der Filmkunst

Foto: Philipp Findling
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Beuren. Besondere Momente erfordern besondere Orte. Dies galt auch dieses Jahr wieder für das Konzert des BodenseeKammerorchesters, welches zum ersten Mal in der Curana-Halle in Beuren stattfand. An diesem Abend stand jedoch nicht nur die Musik im Vordergrund, sondern in gewisser Weise auch der Film. So wurde der Jugend-Kulturförderpreis des Lions Club Singen-Hegau an Tom Lawrence Franklin verliehen, einem jungen Mann, der sich mit viel Herzblut für dieses Medium engagiert.

Das Bodensee Kammerorchester ist eine Institution. Seit mittlerweile 20 Jahren begeistert der Klangkörper, welcher sich aus Musikern aus ganz Deutschland zusammensetzt und seit seiner Gründung vom Lions Club unterstützt wird, das Publikum in der Region. Zu diesem besonderen Jubiläum offerierte Dirigent Gero Wittich mit dem „Konzert für Violoncello und Orchester“ von Robert Schumann und der „Sinfonie Nr. 2 in D-Dur“ zwei wichtige Werke der Romantik. Nach der Begrüßung durch den Vizepräsidenten des Lions Club Singen Hegau, Andreas Lier, begann der Abend mit dem Opus von Schumann. Dies war, trotz vorhandener Leichtigkeit und Heiterkeit, geprägt von einer leichten Schwere, welche ein stets bedrohtes Glück hervorrief und somit den Zeitgeist perfekt traf. Auch die Sforzati und Triolen kamen stark zur Geltung. Übertrumpft wurde dies alles von Solist Lukas Rothenfußer. Mit einem gefühlvollen Solo, welches pointiert und schwebend zugleich vorgetragen wurde, trug er das Stück mühelos und erntete dafür minutenlangen Applaus. Ein bisschen von diesem angespornt, gab er als Zugabe mit der „Sonate L’Imperatice“ von Luigi Boccherini sowie Johann Sebastian Bachs „6. Solosuite Allemande“ zwei weitere, in Perfektion vorgetragene Vioncello-Soli zum Besten.

Ein Leben für den Film

Bevor das zahlreich erschienene Publikum in die Pause verabschiedet wurde, folgte der eigentliche Höhepunkt des Abends. Zum bereits 25. Mal verlieh der Förderverein des Lions Club Singen-Hegau den Jugend-Kulturförderpreis, womit auch hier ein weiteres Jubiläum gefeiert wurde. Der Name des Preisträgers blieb, wie in den Jahren zuvor üblich, bis zu diesem Abend streng geheim. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt ein junger Mann, der sich mit seiner empathischen Art sowie kreativen Energie seit mehr als 13 Jahren dem Film widmet: Tom Lawrence Franklin. Der 22-Jährige aus Wangen hatte früh ersten Kontakt zum Bewegtbild, als er mit sechs Jahren eine kleine Digitalkamera bekam und begann, mit seinem besten Freund zur eigenen Unterhaltung erste geskriptete Filmchen zu drehen. Seitdem war es ein stetiger Teil seiner Freizeitbeschäftigung. Laudatorin Margit Schenker, Lehrerin an der Schlossschule Gaienhofen, lobte ihn darüber hinaus sehr für seinen unermüdlichen Einsatz in der Theater-AG. So bewies er stets Mut mit seinen Vorschlägen und führte durch sein filmisches Engagement sowie eine über die Jahre angeeignete Professionalität ein Theaterprojekt zum vollen Erfolg, obwohl er selbst die Schule längst erfolgreich abgeschlossen hatte. „Bereits hier erkannte man seine eigene Handschrift sowie seine Begeisterung für die Musik, das Schauspiel und visuelle Medien“, erzählte Schenker. Franklin, der nebenbei früh begann zu musizieren und in der Schulkantorei zu singen, ging es in der Freizeit vor allem auch um die Fotografie. So sei sie ihm zufolge ein Hobby, welches wenig Zeit in Anspruch nehme und er durch seine Neigung zur Bildgestaltung sehr mochte. Dem ursprünglichen Plan, Fotografie zu studieren, folgte er jedoch nicht und zog daraufhin im September 2020 nach Köln, um als Assistent der Aufnahmeleitung und Regieassistent in und um Köln sowie als Teil des Filmstabs diverser Kino-, Fernseh- und Serienprojekte in der Branche Fuß zu fassen. Diese Erfahrung nutzte er gut anderthalb Jahre später im März dieses Jahres zur Widmung seines ersten selbst geschriebenen Kurzspielfilms „LOUANNE“. Ein Projekt, welches er sich genau so erträumt hatte und ein wenig von dem Film „Inception“ seines Lieblingsregisseurs Christopher Nolan inspiriert ist. Innerhalb von fünf Tagen abgedreht, bezeichnete er vor allem die Vorproduktion als große Herausforderung: „Die Leute sowie Sponsoren dafür zu finden und das Ganze finanziert zu bekommen war nicht einfach, da ich so etwas zuvor noch nie gemacht habe“. Hinzu kam, dass einige Crewmitglieder krankheitsbedingt absagten und er aufgrund dessen sogar die Hauptdarstellerin neu besetzen musste. In naher Zukunft möchte er sich noch stärker seiner Leidenschaft widmen, so hat er das Ziel, sich an der Filmhochschule Ludwigsburg für einen Studienplatz im Fach Regie zu bewerben, um weiter Erfahrung zu sammeln und mit Filmen für die große Leinwand das Publikum zu bewegen.

Ein Ausflug an den Wörthersee

Nach der Pause folgte die „Sinfonie Nr. 2 in D-Dur“ von Johannes Brahms, die in Anlehnung an Beethoven auch Pastoralsymphonie genannt wird. Schon direkt zu Beginn im ersten Satz fühlte man sich durch das von den Posaunen verstärkte Gefühl von Harmonie und Sinnlichkeit direkt in die malerischen Landschaften des Wörthersees, wo der Komponist dieses Werk schrieb, hineinversetzt. Es hatte etwas von Aufbruchstimmung und, ideal zur Aktualität passend, dem Eintauchen in sommerliche Gefilde. Wer ganz genau hinhörte, konnte das ebenfalls von Brahms komponierte Wiegenlied „Guten Abend, gut‘ Nacht“ erkennen. Im zweiten Satz spürte man eine Schwerelosigkeit, welche die allgemein heitere Stimmung des Werkes trotz melancholischer Wendungen wundervoll widerspiegelte, um dann im dritten Satz in einen Flug der Unbeschwertheit zu münden. Der vierte und letzte Satz begann fulminant und hielt dies mit schmetternden Oktavgängen sowie einer düsteren Version des Seitenthemas der Basstuba und Posaunen bis kurz vor Schluss, um dort fanfarenartig und meisterhaft gespielt in der Coda abzuschließen. Ein Abschluss, der wie bereits bei Schumanns Vioncello-Konzert vom Publikum gefeiert wurde. Nach einigen Danksagungen, unter anderem an die Familie Zander aus Gaienhofen, bei der das Orchester jedes Jahr probt, wurde der sehr unterhaltsame wie unvergessliche Abend in der Curana-Halle beschlossen. Ein Abend, der dem Publikum in Beuren noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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