Starke Inszenierung von "tACTlos" über den Krieg
Wenn die Flucht zur Lehre über andere Kulturen wird

Am Schluss das Gefühl  nur eine Marionette zu sein. Das war der "Krieg" von "tACTlos", der Theatergruppe des Wöhler-Gymansium in der Gems in Singen. | Foto: Fiedler
  • Am Schluss das Gefühl nur eine Marionette zu sein. Das war der "Krieg" von "tACTlos", der Theatergruppe des Wöhler-Gymansium in der Gems in Singen.
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Singen. Die Krieg ist zurück in Europa. Aber er fühlt sich, ausser der Wahrnehmung der Flüchtlingssituation und den Bildern im TV doch immer noch ganz ferne an. Wie sich ein Krieg anfühlt, und wie eine Flucht aus der Heimat, dieses Thema hatten die Mitglieder der Schauspielgruppe "tACTlos" des Friedrich Wöhler-Gymnasium aus einer Vorlage der schwedischen Autorin Janne Teller in ihrem "Krieg - stell dir vor er wäre hier" aufgenommen und daraus ein eigenes Stück gemacht, bei dem das Publikum zum Mitspieler wurde. Insgesamt acht Vorstellungen, zwei davon für die Schule selbst, wurden vor den Pfingstferien in der Gems inszeniert, für einige ganze Reihe von SchülerInnen eine zusätzliche Herausforderung trotz Abi-Stress. Der Applaus zum Finale machte freilich deutlich, dass hier ein Volltreffer gelungen war, den die über 20 SchauspielerInnen hier feiern konnten.

Wenn der Krieg zu uns käme - und wir flüchten müssten?

Es gab keine Stühle für die Besucher des Stücks im Saal der Gems und schon der Start des Stücks war mitten im Publikum gewesen. In die Menschenmenge hallten wilde Rufe, auf einmal war die Welt wirklich eine andere. Was tun, wenn die Demokratie unterwandert ist, wenn Gewalt und Terror der neue Alltag werden? Das Publikum wurde von den Schauspielern hergetrieben, wurde in einen symbolischen dunklen Eisenbahnwaggon auf der Bühne hinter dem Vorhang gepfercht, musste dort gefühlt lange verharren. Nach Ägypten sollte die schnelle Flucht gehen, solange dort noch Flüchtende aufgenommen würden. Und angekommen wartete keine Freiheit auf die Gäste, die nun selbst spüren konnten, wie das sein kann, über Jahre hinter Bauzäunen eingeschlossen zu sein. Lagerkoller, Streit, Vorgaben der Lagerleiter, fehlende Sprachkenntnisse, eine völlig andere Kultur, die die Frauen nochmals bestraft fürs Frausein. Eigentlich genau die Umdrehung der Verhältnisse, die andere Menschen aus anderen Kulturen erleben, wenn sie hier ihre Flucht nach Europa antreten. In eine Welt, die dann doch nur die anerkennt, die so werden wie sie selbst.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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