Die HTWG kommt mit Reallabor an den Hohentwiel
Forschung für die »Dekabonisierung« bei Fondium gestartet

Auf dem Fondium-Pylon am Werkseingang in Singen steht schon HTWG drauf. Im Bild Wilfried Trah, Dr. Joachim Maier, OB Bernd Häusler, HTWG-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Rein, Matthias Blumentrath, Claudia Kessler Franzen, Prof. Dr. Gunnar Schuber und Dr. Gerd Springe. | Foto: swb-Bild: of
  • Auf dem Fondium-Pylon am Werkseingang in Singen steht schon HTWG drauf. Im Bild Wilfried Trah, Dr. Joachim Maier, OB Bernd Häusler, HTWG-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Rein, Matthias Blumentrath, Claudia Kessler Franzen, Prof. Dr. Gunnar Schuber und Dr. Gerd Springe.
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Singen ist eine der ganz wenigen Mittelstädte im Land, die noch ohne Hochschule sind. Ein Zustand, der schon sehr lange bemängelt wird. Vor allem weil die Stadt als »Jobmotor« der Region ein entsprechendes wirtschaftliches Umfeld für eine Hochschule hätte und nicht umsonst aufgrund der guten Verkehrsanbindung die Bildungsakademie der Handwerkskammer unter dem Hohentwiel angesiedelt wurde.

Doch ein erster Schritt könnte nun durch eine Vereinbarung der HTWG Konstanz mit der Stadt Singen und dem Unternehmen Fondium über die Einrichtung eines Reallabors getan sein. Im Juni konnte die Vereinbarung unterzeichnet werden, nachdem zu Beginn des Jahres der Gemeinderat einstimmig die Unterstützung dieses Kooperationsprojekts vorerst für zwei Jahre beschlossen hatte.

Prof. Dr. Sabine Rein, seit 2020 die neue Präsidentin der HTWG Konstanz, unterstrich zur Vertragsunterzeichnung, dass man hier die »Dritte Mission« starte, eben zu Lehre und Forschung nun noch die Verflechtung mit der Welt, in der die HTWG sich befindet. Klar sei, dass zum Beispiel das Problem des Klimawandels gar nicht aus irgendeiner Fachrichtung gelöst werden könne, weil es viel zu komplex sei und interdisziplinärer Verflechtungen bedürfe. Man wolle die Transformation der Wirtschaft sowohl vor Ort und außerhalb der Hochschule begleiten und anschieben. In dieser Hinsicht werde die HTWG nun noch viel aktiver werden, versprach Prof. Rein und Prof. Dr. Gunnar Schuber von der HTWG, der die Idee für das Singener Reallabor hier mit Achim Schneider und Matthias Blumentrath von Fondium Singen wie Dr. Joachim Maier von der WEFA Singen entwickelt hat. Er sieht in dem Labor eine sehr bedeutende Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis, die auch die HTWG bereichere. Wilfried Trah, der Vorsitzende von »singen aktiv« hofft, dass durch die Projekte auch viele kluge Köpfe in die Region kommen, die dann auch hier in den Unternehmen bleiben. “Ziel ist es, die HTWG näher nach Singen zu holen und Studierenden verstärkt die Möglichkeit zu geben, vor Ort in den Singener Betrieben Projekt-, Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten zu schreiben und die Studierenden im Idealfall als Fach- und Führungskräfte zu gewinnen«, sagte Claudia Kessler-Franzen zur Vertragsunterzeichnung. Aber jetzt wird erst mal gestartet. Der Singener Part dabei ist ein Projektmanager, die die Studierenden hier in dem Reallabor, das bei Fondium eingerichtet wird, betreut.

Die Stadt Singen und die HTWG möchten damit gemeinsam die Herausforderungen vor allem in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Mobilität und Werkstoffe annehmen und angehen. Diese sind mit dem traditionellen Problemlösungsverständnis, also in institutionellen Grenzen verbleibend, überwiegend disziplinär organisiert, überwiegend regional abgegrenzt, nicht hinreichend lösbar, so der Ausgangspunkt. Es bedarf einer Herangehensweise und einer innovativen Steuerungsstruktur, die Institutionen, Disziplinen, Akteure, Sektoren usw. der Region integriert. Dazu wird ein Reallabor definiert, das durch die HTWG wissenschaftlich betreut wird, um mit innovativer Methodik wissenschaftlich, ökonomisch und politisch tragfähige Lösungen zu finden. Den Kern bilden komplexe Probleme („Wicked Problems“), für die innovative Lösungen erarbeitet werden.

Beispiele für Fragestellungen in dem Reallabor sind das für viele Industrie unausweichlich anstehende Thema einer nachhaltigen Mobilität für die Stadt; der Einsatz von Digitalisierung und Methoden der künstlichen Intelligenz zur Effizienzsteigerung, wie auch die Prüfung und Entwicklung neuer Werkstoffe für neue Anwendungen, also eigentlich ein weites Spielfeld für die Studierenden der HTWG. Die Zusammenarbeit der Partner erstreckt sich dabei auf die Bereiche Forschung und Transfer, Lehre und Weiterbildung, um unter dem Stichwort »future skills« die Transformation in die Zukunft nachhaltig zu tragen. In den Bereichen Forschung und Transfer geht es dabei um transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den WissenschaftlerInnen der HTWG und den Singener Akteuren aus der Industrie, dem Mittelstand, wie der Stadt, um gemeinsam mit innovativer Methodik an Lösungen zu arbeiten und ein innovationsfreundliches und inspirierendes Umfeld zu schaffen. Und vielleicht wird aus dieser »Keimzelle« ja doch noch mal eine Hochschule für Singen.

Oliver Fiedler

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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