Singener Sommerausstellung in Schwarz-Weiß
Sehen neu lernen mit den Fotos von Toni Schneiders

Bei der Eröffnung von „Schaut her! Toni Schneiders.“ im Kunstmuseum Singen: Museumsleiter Christoph Bauer, die Tochter von Toni Schneiders, Ulrike Schneiders, Sebastian Lux von der Stiftung F.C. Gundlach, Kuratorin Franziska Meklenburg und OB Bernd Häusler. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
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  • Bei der Eröffnung von „Schaut her! Toni Schneiders.“ im Kunstmuseum Singen: Museumsleiter Christoph Bauer, die Tochter von Toni Schneiders, Ulrike Schneiders, Sebastian Lux von der Stiftung F.C. Gundlach, Kuratorin Franziska Meklenburg und OB Bernd Häusler.
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Singen. Endlich hat es Toni Schneiders wieder ins Singener Kunstmuseum geschafft. Die besonderen Umstände dieser Zeit bescheren freilich auch eine Sommerausstellung in Schwarz-Weiß. Was übrigens keineswegs bedeutet, dass hier die Farben fehlen würden. Denn die kommen „im Kopf“ dazu. 

Schon 2006 waren Fotos von Toni Schneiders zu dessen 85. Geburtstag im Kunstmuseum präsentiert worden. Schneiders verstarb damals leider, sodass die Schau zum ungewollten Nachruf für einen außerordentlichen Lichtbildner wurde. Und die nun gezeigte Ausstellung hatte ihren Vorläufer in München, von wo die Hamburger Stiftung F.C. Gundlach diese absolut beeindruckende Retrospektive eigentlich nach Singen bringen wollte. Wie so vieles, hat das halt in den letzten zwei Jahren nicht geklappt, trotz mehrerer Anläufe. Umso schöner, dass nun die Fotografien von Toni Schneiders die Region hier durch den Sommer begleiten.
Schneiders, der nach dem letzten Krieg in die Region Lindau kam und dort auch ein Fotogeschäft betrieb.
Diese Ausstellung, für die laut Sebastian Lux auch rund 100.000 Negative von Toni Schneiders gesichtet wurden, um die Präsentation, die sonst auf sogenannte „Vintage-Prints“ setzt, also Fotos, die Schneiders noch selbst in seiner Dunkelkammer abgezogen hatte, ist ein wunderbarer Querschnitt des Schaffens. Seine vielen Reisen, seine Arbeiten für die Gruppe „subjektive Fotografie“, für die im Museum gar eine „Black Box“ in der Tradition der damaligen Ausstellungen eingerichtet wurde, seine Landschaften, die so absolut grafisch wirken und doch immer irgendwo einen Menschen zeigen, oder auch seine Makro-Fotografien zeigen das feine Auge, mit dem Schneiders hier die Welt entdeckte, um den besonderen Moment und die Form dieses Augenblicks darin festzuhalten. Das war die Zeit, in der Fotografie noch „pur“ sein wollte, eben auf den Blick des Fotografen konzentriert, der es zudem hervorragend verstand, die Farben in die Grafik zu übersetzen, in der die Menschen eine für sie neue Welt entdecken konnten, nach der langen bitteren Zeit des „Dritten Reichs“, in der Fotografie durch die Herrschenden okkupiert wurde.

Diese neue „subjektive Fotografie“ habe damals eingeschlagen wie eine Atombombe im Komposthaufen, zitierte Lux eine Kritik von damals. Und wie Museumsleiter Christoph Bauer bemerkte: „Mit diesen Fotos kann man das Sehen wieder neu lernen!“ Richtig: denn Toni Schneiders' große Kunst war es, seine Fotos auf das Wesentliche zu reduzieren – und damit viele Türen in den Köpfen der Betrachter zu öffnen. Die Ausstellung ist bis zum 18. September zu sehen und wird von einem umfangreichen Programm begleitet.

Mehr dazu auf der Homepage des Kunstmuseums Singen. Zudem gibt es einen umfangreichen Katalog zur Ausstellung.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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