Abgeordnete formulieren Forderungen zur Gäubahn
Die Gäubahnstrecke darf nicht unterbrochen werden

Die Liste der Proteste gegen die drohende Abhängung der Region durch eine gekappte Gäubahn ist lang. Hier stehen die Grünen-Kreisrätinnen Saskia Frank und Nina Röckelein und Markus Tittelbach vom VCD im September letzten Jahres vor dem plakativ in Szene gesetzten "Connecting Europe Express". | Foto: Heide
  • Die Liste der Proteste gegen die drohende Abhängung der Region durch eine gekappte Gäubahn ist lang. Hier stehen die Grünen-Kreisrätinnen Saskia Frank und Nina Röckelein und Markus Tittelbach vom VCD im September letzten Jahres vor dem plakativ in Szene gesetzten "Connecting Europe Express".
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Singen/ Stuttgart. Das Thema Gäubahn und deren Zukunft als Verkehrsweg in Europa wird immer mehr zum politischen Tauziehen gegen die Bahn AG. Die Ankündigungen der Bahn, die Strecke voraussichtlich ab 2025 zu kappen und für mehrere Jahre, vielleicht sogar für ein Jahrzehnt noch noch als S-Bahn auf den Stuttgarter Hauptbahnhof, beziehungsweise Stuttgart 21 mit den Fernbahnanschlüssen zu führen, führt zu immer mehr Entrüstung. Es gab schon einmal ein Schreiben der Abgeordneten fast aller Parteien entlang der Strecke an die Bahn, nun wurde nochmals ein Forderungskatalog von insgesamt 32 Abgeordneten aus Land- und Bundestag, darunter aus der Region Dr. Lina Seitzl, Dr. Ann-Veruschka Jurisch und Andreas Jung, wie aus dem Landtag Hans-Peter Storz und Dorothea Wehinger.  »Uns geht es um nichts weniger als die Frage, ob künftig eine leistungsfähige Magistrale zwischen Berlin und Italien mit einer wichtigen Teil-Verkehrsachse Richtung Zürich, Gotthard und Mailand existiert und so die Region Stuttgart an die Schweiz und die Region entlang des Neckars bis zum Bodensee anbindet, oder ob das südliche Baden-Württemberg mit zahlreichen Weltmarktführern und Mittelständlern vom Bahnverkehr in Richtung Norden abgehängt wird«, so die Abgeordneten in der gemeinsam unterzeichneten Erklärung. Sie zielt in Richtung der anstehenden Konferenzen zum Theme Gäubahn in den nächsten Tagen (siehe der Artikel der Oberbürgermeister entlang der Gäubahnstrecke)

Sie stellen die folgenden Forderungen:
1. Die Gäubahnstrecke darf nicht unterbrochen werden. Eine solche Unterbrechung widerspräche den Versprechungen zum Zeitpunkt des Volksentscheids zu Stuttgart 21, die zwar eine halbjährige Unterbrechung enthielten, aber eine klare Zusage für einen Anschluss an den Stuttgarter Flughafen und eine Einschleifung in den neuen Tiefbahnhof enthielt. Die Bürgerinnen und Bürger entlang der Gäubahn haben sich mit deutlicher Mehrheit für Stuttgart 21 entschieden, auch wegen dieser Zusage. Die jüngst erfolgte Absage der Deutschen Bahn AG bezüglich eines vorübergehenden Weiterbetriebs der sog. Panoramastrecke bis zu einem Zusatzhalt im Norden Stuttgarts bricht mit diesem gegebenen Versprechen.
2. Die Planungen für den langen Pfaffensteigtunnel zwischen Stuttgart-Vaihingen und dem Flughafen Stuttgart müssen rasch vorangetrieben und die bisherigen Planungen zum Planfeststellungsabschnitt PFA 1.3b eingestellt werden. Die Entscheidung des Lenkungskreises zu Stuttgart 21 von Anfang Mai 2022 ist hierzu ein wichtiger Schritt. Planung und Bau müssen jetzt verbindlich finanziert und eine schnellstmögliche Realisierung sichergestellt werden.
3. Sämtliche Beschleunigungsmöglichkeiten sind zu nutzen, um den Zeitpunkt der direkten Unterbrechung der Gäubahn an den neuen Tiefbahnhof zu minimieren. Wir fordern ein Konzept für den mehrjährigen Zeitraum zwischen der Inbetriebnahme des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs und der Inbetriebnahme der Anbindung der Gäubahn über den Bereich auf den Fildern zum neuen Stuttgarter Hauptbahnhof. Eine jahrelange Unterbrechung der Strecke durch einen Umsteigehalt in Vaihingen macht die Strecke für den ICE/IC Fernverkehr noch unattraktiver und ist inakzeptabel. Demgegenüber müssen Alternativstrecken wie bspw. die Panoramabahn als Überbrückung für die Bauphase genutzt werden.
4. Den Erhalt des ICE-Halts in Böblingen und den Halt Singen Hauptbahnhof. Der ICE-Halt Böblingen wird der herausragenden wirtschaftlichen Bedeutung sowie des Siedlungsumfangs des Raums Böblingen/Sindelfingen gerecht. Böblingen ist der wirtschaftsstärkste Landkreis in der Region und im Land. In Böblingen gibt es ein tägliches Fahrgastaufkommen von ca. 40.000 Personen. Singen ist ein wichtiger Umstiegspunkt auf die Nahverkehre am Bodensee mit einem Fahrgastpotential von ca. 46.000 Einwohnern plus Umland bis hin nach Konstanz. Der Halt der Gäubahn im Hauptbahnhof Singen und damit ein direkter Anschluss der Gäubahn an das Fernverkehrsnetz über den Flughafenbahnhof ist dringend erforderlich. Ein Halt an der Landesgartenschau ist aufgrund der Umstiegshindernisse nicht akzeptabel.
5. Weiter fordern wir einen leistungsfähigen Südzulauf über die Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn, um den Süden Baden-Württembergs umstiegsfrei über die Gäubahn erreichbar zu machen. Die Eingleisigkeit in Teilen der Strecke stellt momentan dafür ein enormes Problem dar, weshalb die Pläne für verschiedene Doppelspurinseln zwischen Horb und Singen unbedingt weiterverfolgt werden müssen.
Die Deutsche Bahn muss die digitale Sicherungstechnik mit elektronischen Stellwerken auf allen Streckenabschnitten, insbesondere aber im südlichen Abschnitt bis zur Schweizer Grenze in die Gegenwart vorziehen und nicht erst zum Zeitpunkt der Gleisarbeiten in die 2030er-Jahre verschieben.
6. Die Gäubahn muss in den Deutschlandtakt der Deutschen Bahn eingebettet werden, um den Fahrgästen eine gute Anbindung an das restliche bundesweite Schienennetz zu gewährleisten.
Die Planung und Umsetzung der Gäubahn darf nicht weiter verzögert werden. Um die Mobilitätswende und eine attraktive Alternative zum Individualverkehr zu schaffen, muss der Ausbau der Gäubahn vorangetrieben und zeitnah abgeschlossen werden.
Eine Kopie des Schreibens ging auch an den Verkehrsminister Wissing und seinen parlamentarischen Staatssekretär Theurer, so die Abgeordneten in ihrem Schreiben.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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