Doch schon viele Fragen zur Klinikzukunft
Die neue Mitte ist dort, wo dann die Klinik ist

Auf der Bühne der Singener Stadthalle beim Zuhören der Fragen aus dem Publikum: Klinik-Geschäftsführer Bernd Sieber, Landrat Zeno Danner und Singens OB Häusler. In Radolfzell war zusätzlich OB Simon Gröger mit auf der Bühne gewesen. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
  • Auf der Bühne der Singener Stadthalle beim Zuhören der Fragen aus dem Publikum: Klinik-Geschäftsführer Bernd Sieber, Landrat Zeno Danner und Singens OB Häusler. In Radolfzell war zusätzlich OB Simon Gröger mit auf der Bühne gewesen.
  • Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Singen/Radolfzell. Eine erste Runde von Informationsveranstaltungen hat der Gesundheitsverbund, beziehungsweise haben die Gesellschafter des Gesundheitsverbunds zu den geplanten gravierenden Veränderungen und Neustrukturierungen an den drei Hauptstandorten Singen, Radolfzell und Konstanz durchgeführt.

Das Zeitfenster war dabei stramm bemessen zur Information vor den Entscheidungen. Denn schon am nächsten Montag, 16. Mai, wird im Verwaltungs- und Finanzschuss des Kreistags über den Grundsatzentscheid über das weitere Vorgehen vorberaten, bei dem es um das weitere Vorgehen geht. Normalerweise hält sich der Kreistag, der dann Ende Mai entscheiden soll, an die Empfehlungen des Ausschusses, der das Thema auch viel ausführlicher und inhaltlicher debattieren kann. Am heutigen Mittwoch hat der Stockacher Gemeinderat das Thema der geplanten Strukturmaßnahmen des Gesundheitsverbunds auf seiner Tagesordnung, um seine Stellungnahme abzugeben. In Stockach werden die Pläne sehr kritisch gesehen, denn die Stadt hat noch ein eigenes Krankenhaus, das gegenwärtig ausgebaut und um einen kleinen Gesundheitscampus erweitert wird. Im Gegensatz zum Gesundheitsverbund hatte dieses Krankenhaus für 2020 einen Gewinn erwirtschaftet und man rechnet dort auch für 2021 mit einer »schwarzen Null«.

Singen will die neue Klinik unbedingt

Das stärkste Interesse bei den Informationsveranstaltungen bestand mit etwa 120 Präsenzbesuchern und etwa 60 digitalen Teilnehmern am Montagabend letzter Woche in der Singener Stadthalle. Die Diskussionen dabei machten deutlich, dass es zunächst viel um lokale Fragen und auch lokale Befindlichkeiten geht. Das schon aufkommende Gerangel um einen künftigen Standort für ein Klinikum, das bis in etwa acht Jahren die Standorte Singen und Radolfzell des Hegau-Bodensee-Klinikums ersetzen soll und vielleicht später auch das Konstanzer Klinikum, dann als Zentralklinikum für den Landkreis, ersetzen könnte, beantwortete Bernd Sieber als Geschäftsführer des Klinikverbunds ganz offen: Die künftige Mitte des Landkreises werde dann dort sein, wo diese Klinik ist. Diese stellt sich Sieber als »Campus« vor, in dem auch mehr als Klinik stattfindet. Deutlich wurde gemacht, dass man sich jetzt am »Anfang eines Weges« befände, so Sieber. Es gelte jetzt viele Ideen zu sammeln, sonst stehe man vielleicht in zehn Jahren wieder so da wie jetzt, nämlich ohne eine Lösung, die in die Zukunft der Gesundheitsversorgung des Landkreises führe. Und die gebe es ohne praktische und effiziente Strukturen nicht.

Bernd Häusler machte deutlich, dass Singen eben sehr stark von den Ergebnissen des Gutachtens betroffen sei, denn auch die Stadt werde ihr Klinikum verlieren, in einigen Jahren, obwohl gegenwärtig noch viel in den Bestand investiert wird wie in neue Kreißsäle aktuell. Man habe einen Standort für ein künftiges Klinikum anzubieten, machte Häuser bei der Informationsveranstaltung deutlich.

Überall wurden noch einmal die Kernpunkte des Gutachtens vorgestellt, die das Unternehmen »Lohfert & Lohfert« aus Hamburg im Auftrag des Kreistags erstellt hatte. Angesichts der inzwischen großen Defizite des Gesundheitsverbunds, die für 2021 schon bei 26 Millionen Euro liegen sollen, und die seit 2018 immer mehr ansteigen, und auch angesichts des gewaltigen Investitionsstaus für die Hegau-Bodensee-Kliniken aufgrund des schlechten baulichen und strukturellen Zustands von über 200 Millionen Euro, wird darin unter anderem vorgeschlagen, eben die Angebote der Kliniken Singen und Radolfzell an einem neuen Standort zusammenzuführen, um damit Angebote mehr zu bündeln und durch neue Strukturen auch interessanter als Arbeitgeber zu werden.

Radolfzell will Klinik »bis zuletzt«

In Radolfzell herrschte bei der ersten Informationsveranstaltung die klare Sorge, dass die Angebote schon bald heruntergefahren werden könnten, wenn eine Schließung »schon beschlossene Sache« sei.  Deshalb wurde auch vom Gemeinderat die Forderung formuliert, dass das Krankenhaus vor Ort bis zum Schluss auch für die gesundheitliche Vor-Ort-Versorgung zur Verfügung stehen solle. Vor allem die Geriatrie, die in dieser Form in Südbaden ein Alleinstellungsmerkmal ist, sehen die Radolfzeller als sehr wichtiges Angebot, das eigentlich sogar eine eigene Klinik eben hier auf der Mettnau verdient habe. OB Simon Gröger machte deutlich, dass auch in Radolfzell intensiv die Suche nach einem potenziellen Standort des neuen Klinikums begonnen habe und man ein Angebot machen werde. Doch zunächst geht es um die erste Weichenstellung im Kreistag.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.