Regisseurin Maria Brendle zu Gast im Cineplex
Ein Hauch von Hollywood unterm Hohentwiel

Maria Brendle (Mitte) nach der Fragerunde mit Mühlhausen-Ehingens Bürgermeister Patrick Stärk (links) und Cineplex-Theaterleiterin Diane Hegyi (rechts).  | Foto: Philipp Findling
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Singen. Auch wenn die dazugehörige Oscar-Verleihung bereits zwei Jahre her ist, so ließ es sich Regisseurin Maria Brendle am 20. März nicht nehmen, ihren nominierten Kurzfilm "Ala Kachuu" im Cineplex Singen vorzustellen. Hierbei stellte sie sich nun auch persönlich den Fragen der ZuschauerInnen im Saal.

"Wenn sich eines nicht geändert hat, dann ist es die Aktualität des Films", bekräftigte Mühlhausen-Ehingens Bürgermeister Patrick Stärk bei seinen Grußworten an den gut gefüllten Saal. "Die Heimat wartet immer auf dich", betonte Stärk außerdem gegenüber Brendle, welche mittlerweile in Zürich lebt. Dabei zitierte er auch den Satz, welchen sie bei ihrem Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde verfasste: "Die Fremde ist immer eine Herrlichkeit, wenn die Heimat auf einen wartet."

Der Titel des Films ist abgeleitet vom kirgisischen Brauch, bei dem Männer Frauen ohne deren Zustimmung entführen und heiraten. Dabei kam Brendle aufgrund von Erzählungen eines guten Freundes, der bei dessen Wanderurlaub in Kirgisistan von dieser Tradition erfahren habe, auf die Idee des Films. Der lebt vor allem von seinen atemberaubenden Bildern und starken Metaphorik wie Schauspielleistungen. "Mich hat das im ersten Moment sehr schockiert", gestand Brendle gegenüber der Singener Cineplex-Theaterleiterin Diane Hegyi. Noch heute sei sie mit einigen Darstellern "sehr verbunden", vor allem mit der Hauptdarstellerin Alina Turdumamatova sei sie "nahezu täglich in Kontakt". Bei insgesamt drei Tagen offenem Casting erschienen der Regisseurin zufolge 180 Menschen, darunter auch Laien. "Bei Alina wusste ich vom ersten Moment, als sie vorsprach, dass sie diese Rolle spielen muss", erzählte Maria Brendle.

Viele Hindernisse beim Dreh

Dabei gab es gerade auch beim Drehprozess selbst einige Herausforderungen, welche Brendle mit ihrem Team aus überwiegend KirgisInnen, meistern musste, wie sie auf eine Frage aus dem Publikum antwortete. "Das Drehbuch mussten wir komplett auf kirgisisch übersetzen." In zahlreichen Proben war es ihr zudem wichtig, starken Wert auf das Inhaltliche der Geschichte zu legen. Auch musste man auf die dort geltenden Hierarchien achten. "Wir haben uns mit der Zeit eingespielt, um am Ende eine gemeinsame Sprache zu erhalten", erläuterte Brendle. Ein weiteres Hindernis stellten teils auch die Sicherheitsvorkehrungen dar, so galt ihr zufolge während des Filmdrehs unter anderem auch ein striktes Social-Media-Verbot. "Zudem haben wir dort erzählt, dass wir eine Art Reisedokumentation drehen würden", berichtete Maria Brendle. Gerade in der Szene, in der die Hauptfigur Sezim von den Männern "geraubt" wird, musste man aufgrund des dabei entstandenen Lärms abschirmen.

Starke Frauenfigur

Anlass dieser Aufführung war der am 8. März gefeierte Weltfrauentag, weshalb Brendle auch viel über die Hintergründe zum Film zu erzählen hatte. So erwähnte sie auch Gespräche, welche sie im Vorfeld in Frauenhäusern führte. "Vielen Frauen wird zwischen 16 und 21 Jahren die Möglichkeit auf eine berufliche Zukunft genommen, ihre Situation ist in diesem Moment sozusagen ausweglos." Dabei sei dieses Problem gerade im ländlichen Raum Kirgisistans am gravierendsten. "Ich habe darauf geachtet, die eigenen Erlebnisse und vielen Geschichten dieser Frauen in den Film mit einzuweben, es damit so real wie möglich wirken zu lassen", erzählte Maria Brendle. "Ihnen war es wichtig, dass ich die Geschichte einer starken Frauenfigur als Vorbild für alle jungen Frauen erzähle." Auch habe sie bei der männlichen Hauptrolle Wert darauf gelegt, diese nicht als "böse" darzustellen. Viele ZuschauerInnen und Brendle selbst hatte so auch ein wenig Mitleid mit der Situation des Ehemanns. Für den Film erhielt sie viel Dankbarkeit und positive Rückmeldung aus der kirgisischen Bevölkerung.

Bericht aus Hollywood

Darüber hinaus berichtete Maria Brendle auch von dem großen Moment der Oscar-Verleihung 2022. "Ich hatte das Gefühl in einem Traum oder Film gelandet zu sein." Es sei sehr aufregend gewesen, mit den vielen Superstars der Branche denselben Gang herunterzugehen und im Saal zu sitzen. Dabei war der "Nominee Luncheon", bei welchem alle Nominierten nochmal für ihre Arbeit gefeiert und auch viel intern ausgetauscht werde, für Brendle "viel spannender als die Verleihung selbst" gewesen. "Wir haben sozusagen ganz normale Arbeitsgespräche geführt an diesem Mittag", erwähnte sie gegenüber dem WOCHENBLATT.
Im Anschluss an den Film erhielten die Gäste im Kinosaal noch einen Einblick in Brendles neuesten Film "Friedas Fall", welcher nach Angaben der Regisseurin voraussichtlich im Herbst 2024 in die Kinos kommen wird.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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