Kleine Sammlung von Ideen aus der Region
„Machbar“ wäre vieles zum Start ins neue Jahr

Der Narrenvater beim Poppelebrunnen am Singener Rathaus zeigt auf die anderen, die da was machen sollten - ein schönes Bild dafür, selbst nichts anpacken zu wollen. Gut dass es hier in der Region viele gibt, die nicht auf andere zeigen sondern selbst "machbar" machen. | Foto: Fiedler
  • Der Narrenvater beim Poppelebrunnen am Singener Rathaus zeigt auf die anderen, die da was machen sollten - ein schönes Bild dafür, selbst nichts anpacken zu wollen. Gut dass es hier in der Region viele gibt, die nicht auf andere zeigen sondern selbst "machbar" machen.
  • Foto: Fiedler
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Singen/ Hegau. Machbar machen, das ist eine der Preisfragen gerade in diesem Jahreswechsel, der so viel von der Frage belastet ist, was eigentlich anhand der ganzen Probleme – wie zuerst die Corona-Lieferkettenproblematik, dann die durch den Krieg gegen die Ukraine ausgelöste Rohstoff- und Energiekrise inklusive dadurch beschleunigter Inflation und die scharfen Zähne des Klimawandels, der auch immer mehr Versäumnisse durch „nicht mehr machbar“ offen legt – noch machbar ist. Deshalb der Blick auf einige „Machbar-Macher“ zu Beginn des Jahres hier aus der Region – zum Start in das neue Jahr.

Medikamente in der Schweiz organisiert

Lange Schlangen vor den Apotheken an den Wochenenden, die Nachrichten über nicht funktionierende Lieferketten. Konfrontiert sind freilich hier direkt mit den Kunden die ApothekerInnen der Region. Johannes Danassis, Inhaber der Central-Apotheke in Singen, hatte am zweiten Weihnachtsfeiertag rund 250 KundInnen in seinem Notdienst alleine über das kleine Fenster zu bedienen. „Viele musste ich wegschicken, die sogar mit einem Rezept kamen und die dringend Medikamente für die Kinder benötigten. Denen konnte ich nur den Rat geben, nach Konstanz oder Stockach zu fahren und es dort zu probieren.“ Wie groß der Ausnahmezustand dieser Wochen ist, zeige der Umstand, dass über Weihnachten sein Regal für „Aspirin“ leer gewesen sei. So was hätte es noch nie gegeben und Teile des Sortiments seien seit Wochen nicht lieferbar, in den letzten Tage habe es bei anderen Produkten des Herstellers kleine Lieferungen gegeben. Wie er einiges trotzdem machbar machte? Vor den letzten beiden Wochenenden fuhr er nach Stein am Rhein in die dortige Apotheke, um sich mit den Mangelprodukten einzudecken. Und um damit die Hegauer in der Grippewelle versorgen zu können. Klar ist, die Ware aus der Schweiz ist teurer, und das aus gutem Grund. Wirklich machbar wird für ihn die Versorgung mit Medikamenten auch zu solchen Zeiten durch ein Gesetz, dass die Hersteller für die Zulassung neuer Medikamente mindestens einen Produktionsstandort in Europa nachweisen müssen. (of)

Altes Handwerk in der Werkstatt

Heike und Steffen Wagenblast, geschäftsführende Gesellschafter der Firma Widmann Sanitär Heizung Klima und Blechnerei aus Singen, antworten auf die Lieferkettenprobleme in ihrer Branche auch mit „Back to the roots“: „Wir sind noch echte Handwerker im Unternehmen, wenn ein Ersatzteil nicht geliefert werden kann, setzen wir alles daran, die Heizungsanlage oder die Sanitärinstallation nochmals zum Laufen zu bringen, bis die Teile da sind.“ Dazu habe man ein Team aus Individualisten und Spezialisten, die zusammen sehr viel Knowhow und auch die nötige Erfahrung haben, um eine ganze Menge „machbar“ zu machen, wo sonst meist Warten angesagt ist. (he)

Post verspricht Zustellprüfung

Aus vielen Rohren wurde seit Sommer gegen die Post wegen der oft stark verzögerten Zustellungen der Briefpost geschossen, zum Beispiel weil auf sie angesichts der Zustellfristen, zum Beispiel bei Briefwahl oder Wahlbenachrichtigungen, kein Verlass mehr war. Kurz gesagt: Viel war da nicht machbar, gerade bei Wahlen, was zum vereinten Protest der Kommunen führte. Das war auch ein Job für die Bundestagsabgeordneten der Region, hier bei der Bundesnetzagentur auf das Problem hinzuweisen. Immerhin hat es die SPD-Abgeordnete Dr. Lina Seitzl mit ihrem Landtagskollegen Hans Peter Storz geschafft, für den Raum Gottmadingen eine sogenannte „anlassbezogene Prüfung'“ durchzuführen, fast ein halbes Jahr nach dem Hilfeschrei, wie Gottmadingens Bürgermeister Dr. Michael Klinger feststellt. Er hat inzwischen auch erfahren, dass das Problem längst nicht nur hier ein ziemliches ist und auch einen guten Tipp bekommen: Mal 100 Briefe als Testlauf an die eigene Belegschaft schicken war leicht machbar, und würde mal zeigen, wie es wirklich steht. Danach wäre viel mehr noch machbar. "Ich denke, unser Beitrag aus dem Hegau war, den Finger in die Wunde zu legen", sagt er. (of)

Nähe macht den Unterschied

Die inhabergeführte Buchhandlung „Bücher am Markt“ von Diana Taddia aus Stockach will durch vielfältige kulturelle Angebote einem generationenübergreifenden Publikum direkten und machbaren Zugang zur Bildung verschaffen. So achte sie in ihrer Aussage dem WOCHENBLATT gegenüber darauf, dass die Veranstaltungen in ihrem Haus immer einen regionalen Bezug haben, der auf das Publikum übertragbar ist. „Neben der Belieferung von Schulen wie der Waldorfschule Wahlwies biete ich darüber hinaus allen Kunden an, drei bis vier Bücher zur Ansicht zu bestellen, wenn sie sich nicht sicher sind, welche sie mitnehmen wollen“, erzählt Taddia. Auch der jährlich mit dem Round Table Stockach-Überlingen veranstaltete Lesesommer bietet ihr zufolge Kindern die Möglichkeit, unmittelbar mit Literatur in Verbindung zu kommen. Das ist ein gemeinsames Machbar-Machen und damit eine Beziehung zu den Lesern, die nur der engagierte Handel vor Ort schafft. (pf)

Tipps für längeres Produktleben

Repair-Cafés, wie sie in der Region in Singen, Gottmadingen, Radolfzell und Engen organisiert werden, haben sich zum Ziel gemacht, beispielsweise kaputte Möbelstücke oder defekte technische Geräte zu reparieren. Dabei sei vieles machbar, berichtet Amande Lorch als Mitverantwortliche des Cafés in Gottmadingen, rund 60 Prozent der gebrachten Gegenstände könne man so vorerst nochmals vor der Mülltonne bewahren.
Aber es gehe dort auch um ganz praktische Tipps, die die Lebensdauer gerade technischer Gebrauchsgegenstände deutlich verlängern können. „Bei kabelgebundenen Staubsaugern sollte man zum Beispiel das Kabel immer vollständig abwickeln. Dann entsteht weniger Hitze in dem Gerät und es kommt weniger schnell Zug auf den Stecker selbst.“ (ak)

Gewinnendes Gesamtpaket

Der Fachkräftemangel stellt viele Betriebe vor eine große Aufgabe und es dauert inzwischen oft deutlich länger, offene Stellen zu besetzen. Im Falle der Firma „Riegel Bioweine“ aus Orsingen-Nenzingen ist laut Tanja Rothmund, die dort für das Personal zuständig ist, deren familiäre Struktur maßgeblich für die Bewerber: „Beim Betreten der Firma sind viele dann schnell angetan von der tollen Atmosphäre.“ Insgesamt gehe es ihrer Auffassung nach weniger um einzelne Vorteile für die Arbeitenden in den Unternehmen, sondern vielmehr um das Gesamtpaket, das sie erwarten können. Auch für den Orsinger Betrieb selbst sei es letztendlich entscheidend, dass die Bewerber zu ihnen passen. (ak)

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.