Nachgeholtes Jubiläumskonzert gefeiert
Pure Energie vom Madrigalchor für alle Jahreszeiten

Ausgefeilt war die musikalische Kraft des Singener Alu-Madrigalchors nach zehn Monaten proben für diesen einen Abend zum Jubiläumskonzert, getragen von der Südwestdeutschen Philharmonie mit guter Spiellust. | Foto: Fiedler
  • Ausgefeilt war die musikalische Kraft des Singener Alu-Madrigalchors nach zehn Monaten proben für diesen einen Abend zum Jubiläumskonzert, getragen von der Südwestdeutschen Philharmonie mit guter Spiellust.
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Singen. Da konnte man schon sehr gespannt sein, denn das war eines der Konzerte, die schon im Oktober 2021 stattfinden sollten. Doch der 75. Geburtstag des Madrigalchors konnte im letzten Jahr aufgrund der damalig fehlenden Perspektiven nicht vorbereitet werden. Um ein Jahr verschoben hatte es nun aber bestens geklappt und mit Haydns "Die Jahreszeiten" konnte in der Stadthalle mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz wie den Solisten Baika Urka (Sopran), Klemens Mölkner (Tenor) und Michael Marz (Bariton) unter der künstlerischen Leitung von Hartmut Kasper, der inzwischen auch schon 19 Jahre diesen inzwischen sehr einzigartigen Chor - der ja eigentlich ein "Werkschor" ist - leitet, nun gebührend nachgefeiert werden.

Und das im doppelten Sinn: denn nach dem Großen und mit stehenden Ovationen bedachten Konzert auf der Bühne gab es noch eine ausgelassene Zugabe im Foyer der Stadthalle mit ganz volkstümlichen Weisen, dann unter der Leitung von Joachim Böhm, der auch die kleine Ausstellung zum Jubiläum wie auch die im Konzert ausgegebene Festschrift mit seinen typisch "alefänzigen" Zeichnungen garniert hatte. Auch so was hat sonst kein Chor.

Madrigalchor feiert den 75. Geburtstag doppelt nach

Erfreulich groß war der Andrang für diesen musikalischen Abend, wenn auch viele der Zuhörer sich - auch das ist ein Zeichen der aktuellen Lage - doch noch kurzfristig zum Besuch der Stadthalle entschieden hatten und die Schlange an der Abendkasse lang war. Vor vollem Saal und auch besetzter Empore erwachte auch die Musik erst mal wie aus einem Winterschlaf und die - aus heutigem Verständnis doch sehr idealisierte wie romantisierte Geschichte der durch die SolistInnen dargestellten bäuerlichen Familie, bei der der Chor selbst vom bereits gealterten Komponisten Joseph Haydn die Rolle eines "Landvolks" zugedacht wurde, entspannt sich in schönen musikalischen Bögen, so wie nur Haydn das hinbekam, der vielleicht auch mit diesen Jahreszeiten sich schon geistig auf dem Weg seiner berühmten "Schöpfung" befunden haben mag.

Fühlbar wird der Kampf erst noch zwischen Winter und dem Frühjahr, das damals eben die Natur erwachen ließ, in dem die Hoffnung fürs Jahr gesäht wurde und Haydn wird auch in der Musik wie im Text mit seinem "Preis sei dir" an seinen Gott durchaus pathetisch, was freilich auch dem Chor seinen Auftritt gewährt, der - auch durch perfekte Beschallungstechnik - sehr energievoll und klar in den Saal wehen konnte. Der Sommer, der durch einen einzigen Tag zwischen Hahnenschrei von der Oboe, über eine sengende Hitze, in der das Land förmlich glüht und bei die Flöten als spitze Punkte die Rolle der Blitze im mächtigen Gewittersturm übernehmen, bei dem sich das professionelle Orchester und der bestens eingestimmte Chor zur richtigen "Windmaschine" der Kraft vereinen.
Im Herbst fällt das reife Obst von den Bäumen und nach dem damaligen Verständnis gings auf die Jagd und auch die Liebeleien gehören dazu, dem Weine wird auch zugesprochen. Im Winter zieht dann ein einsamer Wanderer auf der Suche nach dem richtigen Weg durch den Schnee und die Solisten verlagern ihre Szenen in die warme Stube, wo die Frauen nun ans Spinnrad sitzen - und Haydn wird hier nochmals dramatisch, das Finale ist dann doch pathetisch, wird aber durch die Musik noch gerettet, die ein wirklicher Genuss an diesem Abend ist. Ein Abend, in dem sich die Energie von zehn Monaten Energie aus den Proben, über lange Phasen unter doch sehr widrigen Umständen, wunderbar komprimierte. Die Erleichterung war richtig spürbar in der Zugabe im Stile eines "Flashmobs" im Foyer der Halle, wo der Freude am Gesang ein schönes Kränzlein gewunden wurde.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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