Bene Müller zu Gast beim Unternehmensforum
Solarstrom als Weg aus der Energiekrise

"Die Branche steht am Anschlag." (Bene Müller, Geschäftsführer der Firma Solarcomplex zur aktuellen Stromsituation in Baden-Württemberg)  | Foto: swb-Bild: Archiv
  • "Die Branche steht am Anschlag." (Bene Müller, Geschäftsführer der Firma Solarcomplex zur aktuellen Stromsituation in Baden-Württemberg)
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Singen. In Zeiten der Energiekrise werden aktuell mehrere Möglichkeiten diskutiert, wie man am besten seinen Strom herbekommt. Bene Müller von der Firma Solarcomplex stellte beim letzten Singener Unternehmerforum von Singen aktiv in der Bildungsakademie Singen am Dienstag, 22. November, klar, dass Solarstrom der Weg aus der Energiekrise sei.

Wind, Wasser, Atomkern – diese vier Arten von Energieversorgung sind bei vielen BürgerInnen stetig in Diskussion. Aufgrund der aktuellen Situation wird jedoch die Solarenergie mehr denn je besprochen. So auch von Bene Müller, Geschäftsführer der Firma Solarcomplex in Singen und somit einer der Fachmänner, wenn es um diese Thematik geht.
Zu Beginn des rund 50-minütigen Vortrags informierte Müller über die Ausgangslage in Baden-Württemberg. Hierbei stehe man vor einer dramatischen Situation, so berichtete er unter anderem von einer wachsenden Stromlücke im Land: „Die Branche steht am Anschlag. Da Baden-Württemberg schon immer ein Importland war, lag der Anteil von Importstrom im Jahr 2022 bei 33 Prozent.“ Seiner Prognose nach werde im Jahr 2023 mehr als die Hälfte des Strombedarfs aus importiertem Strom bestehen. „In diesem Bereich hinkt Baden-Württemberg stark hinterher, so besteht 30 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Dies liegt rund 20 Prozent unter dem bundesweiten Durschnitt.“ Der Landkreis Konstanz liege dabei mit 20 Prozent sogar noch unter dem Wert des Landes Baden-Württemberg. Auch die immer weiterwachsende E-Mobilität ist für Müller ein Grund des erhöhten Strombedarfs: „Waren es 2020 noch 793 Neuzulassungen im Landkreis Konstanz, hat sich diese Zahl 2021 mehr als verdoppelt auf 1.595.“ Des Weiteren führte er die aktuelle Situation in Frankreich als weiteren besorgniserregenden Anlass an: „Rund die Hälfte der französischen AKW’s sind mittlerweile außer Betrieb. Dieser Strommangel kann aufgrund des engen Stromverbunds zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz in naher Zukunft zu einer Verknappung bei uns sorgen.“ Solle die allgemeine Entwicklung des Strombedarfs so weitergehen, sehe er den Börsenstrompreis auf Dauer für energieabhängige Unternehmen nicht machbar. Zudem sehe er einen erheblichen Bedarf an Zubau von Photovoltaik: „Dies ist notwendig, da Wasserkraft ausgereizt ist und Biogas absehbar rückläufig wird.“ Zudem seien seiner Aussage zufolge nach Ende der Umlage des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes nur Anlagen mit Wärmenutzung überlebensfähig. Für Windkraft zeichnete er nur überschaubare Möglichkeiten auf. Ihm zufolge entwickelte sich Solarstrom in den letzten Jahren so gut, sodass sich beim photovoltaischen Effekt der Strahlungswert in Süddeutschland mittlerweile mehr als 1.000 kWh/m² betrage. Man könne seiner Meinung nach mit ungefähren Erzeugungskosten von 1.28 Millionen Euro in 2023 rechnen, was bei einem Gesamtbedarf von 25 Millionen kWh einen Preis von ungefähr 5,1 ct/kWh ergebe.
Im weiteren Verlauf erläuterte Müller die Möglichkeiten von Solarstrom aus volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht. Bei Erstgenanntem stellte Müller in Anlehnung an den zuvor erwähnten Börsenstrompreis die Bedeutung von günstiger regenerativer Energie für den Strommarkt dar: „Jede zusätzliche Kilowattstunde an regenerativer Energie senkt den Börsenstrompreis.“ Dies gelte, so Müller weiter, neben Solarstrom auch für günstige regenerative Energien wie Windstrom. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht lohne sich Solarstrom ihm zufolge ebenfalls, da dieser sehr günstig geworden sei: „Eine Kilowattstunde kostet bei Freiland-Photovoltaik und sehr großen Dachanlagen rund 5 ct/kWh.“ Bei mittelgroßen Dachanlagen können man aktuell mit 7 ct/kWh rechnen, kleine Dachanlagen würden 10 ct/kWh kosten. „Dies ist in jedem Fall günstiger als Netzstrom und kann vorrangig selbst genutzt werden“, erzählt Müller. Bei den Erzeugungskosten für 2023 zog er die Firma Okle in Singen als Beispiel heran: „Da die Grundlast hier am Wochenende von rund 200 Kilowatt auf nahe Null sinkt, gehen dementsprechend die Bezugsspitze und der Leistungspreis runter.“ Für Photovoltaik in und auf Fassaden rechne er aktuell bei rund 1,25 Millionen Euro Kosten mit in etwa 13,2 ct/kWh, was ihm zufolge noch deutlich unter den aktuellen Preisen läge.
Zum Abschluss des Vortrags gab Müller noch einen Exkurs zur Photovoltaik in verschiedenen Bereichen. So sehe er in Sachen e-Mobilität einen klaren Kostenvorteil, da man hier bei rund 7 ct/kWh und 1 bis 1,50€/100 km bei etwa 20 m² Modulfläche gut 26.000 Kilometer fahren könne. Darüber hinaus empfiehlt er in Sachen Wärmen, den Eigenverbrauch zu erhöhen: Solarbatterien, die nur bei regelmäßigem Strombetrieb bei Nacht Sinn ergeben, sowie Heizstäbe und Wärmepumpen sind hier die deutlich besser, da sie deutlich günstiger als Solarthermie sind.“ Auch beim Thema Kühlen bringe PV seiner Meinung nach einen Doppelnutzen: „Hier kann man nach unten verschatten und somit passiv kühlen und nach oben Strom für aktive Klimatisierung ernten.“ Somit könne man, so Müller weiter, unter anderem Bürogebäude, Supermärkte und Gastronomien mit Strom versorgen. Im Exkurs zur Photovoltaik in Verbindung mit Architektur sprach er sich beim Bau von Dach- und Fassadenflächen für Solarenergie aus: „In einem Neubau muss man in Zukunft generell ausnahmslos auf Photovoltaik setzen.“ In der anschließenden Fragerunde sprach er sich auf Nachfrage einer Besucherin klar für die Nutzung von Seewärme aus: „Hier beschäftigen wir uns bereits seit bereits seit zwei Jahren damit. Wenn es die Möglichkeit gibt, sollte man sie in Zukunft auch nutzen!“

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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