Verkehrsminister Hermann bei Podium in Singen
Verkehrswende braucht ganz viele Antworten

Auf dem Podium im Autohaus Südstern Bölle: Moderatorin Katrin Plewka (BVMW), Verkehrsminister Minister Winfried Hermann, MdB Andreas Jung (CDU) und Südstern-Bölle-Vorstand Ingo Engel. | Foto: Fiedler
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  • Auf dem Podium im Autohaus Südstern Bölle: Moderatorin Katrin Plewka (BVMW), Verkehrsminister Minister Winfried Hermann, MdB Andreas Jung (CDU) und Südstern-Bölle-Vorstand Ingo Engel.
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Singen. „Mobilität der Zukunft – wie gelingt uns die gemeinsame Wende im Individualverkehr?", zugegeben ein recht hoch gegriffener Titel. Zu diesem Thema hatte der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft (BVMW) zusammen mit dem Auto- und Nutzfahrzeughändler Südstern Bölle mit Verkehrsminister Winfried Hermann als prominenten Gast eingeladen. Im Kreis von Kunden und auch von Vertretern lokaler Wirtschaft ging es dabei um ganz viele Perspektiven der geforderten Verkehrswende in Richtung Klimaneutralität und wie man das gemeinsam hinbekommen könnte. Denn nur so werde das auch gehen, machte der Verkehrsminister in seiner Ansprache wie auf dem Podium deutlich, wo er unter der Moderation von Katrin Plewka (Landesbeauftragte Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft) mit dem Singener OB Bernd Häusler, dem Bundestagsabgeordneten Andreas Jung und Südstern-Bölle-Vorstand Ingo Engel diskutierte.

Das Thema E-Mobilität ist natürlich eines, das zwar noch zu wenige Kunden antreibt, aber doch im Autohandel für einige blanke Nerven sorgt. Nicht nur die Kunden, auch die Autohändler seien sehr verunsichert. Die Kunden, weil sie mit den Leistungen und der Reichweite der Fahrzeuge keine erfahren hätten und immer die Angst mitspiele irgendwo "stehen zu bleiben" angesichts noch unterentwickelter Lade-Infrastruktur, die Händler auch, weil Liefer- und Preisprobleme derzeit das Geschäft enorm belasten, die Kunden ein Auto verkaufen sollten, bei dem sie nicht genau wissen, wann es kommt, auch was es dann kostet, wie es nicht nur Ingo Engel deutlich sagte, sondern auch im Anschluss sein Kollege Hansjörg Blender in der Diskussion.  Engel hält die Pläne der Bundesregierung, bald 15 Millionen E-Mobile auf den Straßen zu haben, für einen wahnsinnig anstrengenden Weg. Denn wo komme der Strom dafür her, wenn er schon grün sein sollte, um real den CO2-Fußbabdruck zu verbessern. "Wir haben da nur eine Chance, wenn wir die gleichen Ziele verfolgen, aber dann auch mit den gleichen Maßnahmen", verwies Engel auf das Wirrwarr an Wegweisern, die die Menschen verunsicherten.

Singens OB Bernd Häusler, die hier zum einen für die Autostadt Singen sprach, aber auch die Ziele der Stadt unterstrich, freundlicher für Fahrradfahrer wie Fußgänger zu werden, zeigte die weiter enorme Rolle des Individualverkehrs für die Stadt auf, und dass wie Wirtschaft auch in diesen Zeiten dann weiter leben können müsse. Vor allem zwischen Land und Stadt würden die Unterschiede groß bleiben. 

Verkehrsminister Winfried Hermann steht zum Grundbedürfnis, mobil zu sein. Schließlich sei das Auto das erfolgreichste Produkt der industrialisierten Gesellschaft gewesen, bis das Smartphone kam. Er selber gehöre ja zu "Generation Auto", die auf ihren Führerschein noch fieberte, doch inzwischen sei eigentlich jedem Klar, dass das Auto eines der größten Probleme sei, das auch bisher die wenigsten Einsparungen zur CO₂-Ersparnis beigetragen habe, weil es weiter ein Drittel der Treibhausgase in die Luft pumpe. "Wir werden nicht erfolgreich Klimaschutz betreiben, wenn wir nicht unsere Mobilität verändern können", pocht er immer wieder. Das E-Mobil alleine sei es aber nicht. Besserer und mehr ÖPNV, mehr Radverkehr auf besseren und durchgehenden Wegen, Carsharing und vieles mehr sind für ihn die Bausteine. Am Ende müssten einfach viel weniger Autos unterwegs sein, und die Zahl der Fahrgäste in Bus und Bahn verdoppelt sei. Im Land gehe man die notwendigen Transformationen mit Ministerpräsident Kretschmann an der Spitze an.

Wie funktioniert das ohne Wohlstandsverlust, war eine oft gestellte Frage. Ingo Engel hat auch schon in der Lausitz gearbeitet und "Transformation" dort in Form des Abschieds vom Braunkohle-Tagebau mit vielem Verlieren erlebt. Davor fürchteten die Menschen sich auch hier.  Und irgendwie stehe man doch noch am Anfang: die Transformation setzt, hat auf staatliche Hilfe, also massiver Förderung der Fahrzeuge wie der Ladeinfrastruktur. Die Autohändler beschwerten sich, dass unklar sei, welche Förderung nun gelte. Also wenn bestellt wurde, oder wenn das Auto dann komme. "Am Ende entscheidet der Kunden", so Ingo Engel. Denn müsse man eigentlich überzeugen.

Nicht nur Andreas Jung zeigte sich dabei inzwischen überzeugt: er ist elektrisch unterwegs  (natürlich noch immer viel mit dem Jet) im Ländle zumindest und nie "stehen geblieben". In diese Reihe stellte sich auch Andreas Konzept aus Böhringen, bei dem zumindest die Firmenwagen auch schon alle elektrisch sind und der gute Erfahrung gemacht habe. "Auf Langstrecken muss ich sowieso alle vier Stunden aufs Klo, da kann man den Wagen auch wieder laden".

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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