Kritik am Vergabesystem
Warum die Platzvergabe in Singen ist, wie sie ist

Der Neubau des Waldorf-Kindergartens dient in Singen als Blaupause für den Bau weiterer Kindergärten in Holzbinderbauweise.  | Foto: Oliver Fiedler
  • Der Neubau des Waldorf-Kindergartens dient in Singen als Blaupause für den Bau weiterer Kindergärten in Holzbinderbauweise.
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Singen. Die Kinderbetreuung der Stadt Singen steht stark unter Druck. Es gibt schon jetzt nicht genug Kita-Plätze und eine hohe Zuwanderungsquote erschwert eine Bedarfsplanung noch zusätzlich. Dabei stehen aktuell für Kinder über drei Jahren laut Auskunft von Leonie Braun, Abteilungsleiterin der Kindertagesbetreuung in Singen, insgesamt 1.842 Plätze zur Verfügung. 463 Plätze gibt es für die Ganztagsbetreuung. Hier wird beim Punktesystem der Platzvergabe unter anderem berücksichtigt, ob die beiden Elternteile arbeitstätig sind. Die übrigen Plätze verteilen sich mit 181 Plätzen auf die Regelbetreuung und 1.198 Plätze mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ). Sie machen knapp unter 75 Prozent der Plätze aus, bei der Platzvergabe gibt es jedoch fast ausschließlich Punkte abhängig vom Alter des Kindes. "Die Berufstätigkeit der Eltern hat an dieser Stelle keine Relevanz", heißt es in der Übersicht des Systems der Platzvergabe in Singen. Das aktuelle System der Platzvergabe wurde bereits seit dem 1. Januar 2022 erprobt, im Juli des vergangenen Jahres dann wurde dessen Beibehaltung durch den Gemeinderat beschlossen.

Kritik an der Platzvergabe

Diese Art der Platzvergabe stößt bei einer Mutter aus Singen, deren Name der Redaktion bekannt ist, auf Unverständnis. So kritisiert sie etwa, dass bei der Ganztagsbetreuung die Wohnortnähe nicht weiter berücksichtigt wird. Auf die entsprechende Anfrage des WOCHENBLATTs bei der Stadt Singen bemerkte Leonie Braun, dass die Wohnortnähe durch die Eltern selbst bei der Vormerkung für die Kitas miteinbezogen sei. Denn hier können die Eltern bestimmte Einrichtungen priorisieren, was zum Beispiel aufgrund der Wohnortnähe der Fall sein könne. "Diese Priorisierung wird bei der Vergabe berücksichtigt."

Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass bei den VÖ und Regelplätzen fast ausschließlich das Alter der Kinder über einen Platz entscheidet. Da nicht ausreichend Plätze für alle Kinder zur Verfügung stehen, werde so gewährleistet, "dass jedes Kind vor der Einschulung einen Kita-Platz erhalten kann", erklärt Abteilungsleiterin Leonie Braun. Würden Kinder von berufstätigen Eltern bevorzugt, wären viele Kinder vor der Einschulung ohne die Chance einer frühkindlichen Bildung in der Kita.

Keinen Platz bei der Kinderbetreuung zu bekommen, schränkt jedoch die Eltern und oft insbesondere Mütter in ihrer Arbeitstätigkeit ein, was in Summe wiederum die Wirtschaft negativ beeinflusst. "Natürlich wäre es wünschenswert, dass jedes Kind einen Kita-Platz erhält", äußert sich dazu Stefan Mohr, Pressesprecher der Stadt Singen. In den Ausbau von Kita-Plätzen investiere die Stadt deshalb mehrere Millionen Euro, unter anderem in die Schaffung neuer Betreuungsplätze, wo sich aktuell über 100 Plätze im Bau befänden. An erster Stelle stehe für die Stadt gleichberechtigte Bildungschancen und eine gute frühkindliche Bildung für alle Kinder zu schaffen. "Schlecht qualifizierte Schülerinnen und Schüler", so Mohr abschließend, "sind keine Stütze für unsere Wirtschaft von morgen."

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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