Fridays for Future-Aktivistin Noemie Mundhaas über ein Jahr, das ihr Leben veränderte und noch verändert
„Wir haben gesagt wir machen das“

Noemi Mundhaas | Foto: Noemi Mundhaas mit dem Konstanzer OB bei der Medienkonferenz zur Ausrufung des „Klimanotstands“ in Konstanz im Mai in der HTWG Kontanz. swb-Bild: of
  • Noemi Mundhaas
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Singen. Es war ein ganz schön stürmische Jahr für Noemi Mundhaas (24), die gerade im Masterstudiengang für Physik an der UNI Konstanz studiert, aber die letzten Jahr erst mal das Studium unterbrechen musste, weil sie plötzlich ganz anders gefordert war. Sie ist einer der Köpfe der »Fridays for Future«-Bewegung in Konstanz, die es geschafft hat, innerhalb weniger Wochen durch andauernde Schulstreiks und größere Demonstrationen, den Konstanzer Gemeinderat dazu zu bewegen, den „Klimanotstand“ auszurufen mit dem Ziel bis 2030 eine klimaneutrale Stadt zu erreichen. Und über diese Bewegung vom See kam die auch mit vielen Politikern aus dem Land in Berührung, in der Entschlossenheit etwas zu bewegen. Sie war bereit zu einem Interview über ihr so bewegtes Jahr 2019.
WOCHENBLATT: Frau Mundhaas, wissen sie noch was sie vor einem Jahr gemacht haben? Da waren sie ja noch keine so entschiedene Klimaaktivistin.
Noemi Mundhaas: Damals war ich in einer Klima-Aktionsgruppe und wir hatten schon überlegt, was wir nun genau machen können. Dann hatten wir von „Fridays for Future“ gehört und gesagt: „Das machen wir“. Als wir eine Gruppe gründen wollten, haben wir schnell erfahren, dass andere auch schon auf dem Weg waren und sogar schon die erste Demo angemeldet hatte. Und dann ist es sehr schnell ein Selbstläufer geworden. Wir haben sehr schnell angefangen mit dem OB und den Gemeinderäten in Kontakt zu treten. Das Thema hat schon vorher eine Rolle für mich gespielt, doch um so mehr man sich damit beschäftigt, um so mehr realisiert man wie dramatisch einfach die Lage ist und wie nötig es ist, jetzt zu handeln bevor es ganz zu spät ist.
WOCHENBLATT: Die Klimakrise ist ja ein sehr komplexes Thema dem man mit einzelnen Maßnahmen gar noch begegnen kann.
Noemi Mundhaas: Man muss eigentlich alles ändern. Ich hatte angefangen den Bericht des Weltklimarats und weitere Publikationen zu lesen und auch schnell gemerkt, dass man sich da richtig tief hineinarbeiten muss um die wissenschaftlichen Ansätze verstehen zu können. Wenn man es einmal verstanden hat, kann man freilich nicht mehr zurück. Wir sind deshalb viele Kooperationen mit den Schulen und auch der Vhs eingegangen, um unser Wissen weiterzugeben.
WOCHENBLATT: ist da so eine Art Missionar erwacht in ihnen? Sie spielen ja inzwischen auch bei Fridays for Future in Baden-Württemberg eine tragende Rolle.
Noemi Mundhaas: Ja, das schon. Wir sind informiert und berufen uns auch auf die Wissenschaft und das ist uns auch wirklich wichtig.
WOCHENBLATT: Wenn sie sich schon so intensiv engagieren, dann könnte das eigentlich sogar eine berufliche Perspektive sein, eventuell sogar in der Politik?
Noemie Mundhaas: Ich wollte eigentlich immer meinen Doktor in Physik machen und dann eine Vermittlerrolle zwischen Wissenschaft und Bürgern einzunehmen. Wenn ich nun sehen, vor welchem Abgrund wir eigentlich stehen, kann ich mir meine Zukunft so nicht mehr vorstellen, denn wenn wir nicht handeln kommt eine Katastrophe. Wenn ja alle Länder die Vorgaben der Klimaschutzkonferenz einhalten würden, steuern wir auf eine Erderwärmung von 3,2 Grad zu. Und kein Land hält diese Vorgaben überhaupt ein. Bis hier etwas passiert, kann ich mir die Frage nach einer persönlichen Zukunft nicht vorstellen.
WOCHENBLATT: Eigentlich haben sie in diesem Jahr schon eine ganze Menge erreicht, oder nicht?
Noemi Mundhaas: Wir haben ein Bewussstein geschafft und dass man darüber spricht . Aber bis jetzt haben wir noch keine CO2-Einsparung erreicht. Es kamen ja in den zwei Klimakonferenzen in Konstanz seit der Ausrufung des Klimanotstands im Mai zusammen und haben ganz viele Ideen gesammelt, was sie tun könnten. Aber ich kann nicht verstehen weshalb wir das machen müssen, wo eigentlich die Politik und Politiker dazu da sein sollten, auch das Leben zu bewahren.
WOCHENBLATT: Ich habe schon das Gefühl, dass da einiges in Bewegung kommt.
Noemi Mundhaas: Das hoffe ich sehr. Wenn man freilich das Klimapaket der Bundesregierung ansieht, dann haben wir noch einiges vor uns.
Das Interview führte Chefredakteur Oliver Fiedler, noch vor dem Abschluss der letzten Klimakonferenz in Madrid in den letzten Wochen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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