VABO-E-Klasse bekam die Abschlusszeugnisse
Ein ganz wichtiger Schritt fürs ganze »Hiersein«

14 Schülerinnen und Schüler einer Vollzeit- sowie Teilzeitklasse für erwachsene Geflüchtete in der Beschäftigungsgesellschaft (BG) des Landkreises haben es geschafft: Im Bild bei der Überreichung des Hauptschulabschlusses im Singener Ratssaal (links Mareike Binder, BG-Geschäftsführerin, rechts Monika Brumm, Amtsleiterin Migration und Integration im Landratsamt, mittig AbsolventInnen, umrahmt von LehrerInnen) | Foto: Bernhard Grunewald
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  • 14 Schülerinnen und Schüler einer Vollzeit- sowie Teilzeitklasse für erwachsene Geflüchtete in der Beschäftigungsgesellschaft (BG) des Landkreises haben es geschafft: Im Bild bei der Überreichung des Hauptschulabschlusses im Singener Ratssaal (links Mareike Binder, BG-Geschäftsführerin, rechts Monika Brumm, Amtsleiterin Migration und Integration im Landratsamt, mittig AbsolventInnen, umrahmt von LehrerInnen)
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Singen. Eine sichtlich stolze Mareike Binder, Geschäftsführerin der landkreiseigenen Beschäftigungsgesellschaft (BG) mit Sitz in der Singener Wehrdstraße, konnte am Dienstagvormittag im historischen Ratssaal des Singener Rathauses zur fünften feierlichen Ausgabe von Hauptschulzeugnissen an Absolventinnen und Absolventen zweier VABO-E-Klassen (Vorbereitung Arbeit/Beruf für Erwachsene) prominente Gäste begrüßen, darunter die BG-Aufsichtsratsmitglieder Dr. Thomas Auer und Tobias Volz sowie Claudia Walschburger vom Jobcenter Konstanz und Monika Brumm, Amtsleiterin für Migration und Integration im Landratsamt Konstanz.

Auf der Empore hatten sich zur Feierstunde zahlreiche MitschülerInnen anderer VABO-E-Klassen eingefunden, welche erwachsene Zuwanderer und Geflüchtete auf eine externe Hauptschul-Abschlussprüfung vorbereitet, um damit eine Ausbildung oder eine berufliche Einstiegsqualifizierung beginnen zu können.
Von ursprünglich 20 Teilnehmenden, darunter zehn Frauen, die Unterricht in einer elfköpfigen Vollzeitklasse sowie in einer erstmalig eingerichteten neunköpfigen Teilzeitklasse bei der BG bekamen, konnten nun insgesamt 14 ihr Ziel erreichen, darunter acht Frauen. „In der allerersten VABO-E-Klasse waren es gerade mal zwei Frauen“, freute sich nun Manfred Hensler, Mathelehrer bei der BG und Initiator der VABO-E-Entwicklung. Insgesamt waren 1.164 Unterrichtseinheiten zu bewältigen, darunter Mathe, Physik und Wirtschaft, teils auch Englisch, zudem umfangreiche Projektarbeiten neben der schwierigen Deutschlektüre „Kleider machen Leute“ von Gottfried Keller. „Wir möchten Menschen mit Kindern gleiche Chancen geben“, so Binder, „die längere Gesamtlaufzeit ist nötig, denn es ist eine totale Herausforderung, gerade für Alleinerziehende – aber das hat sich ganz großartig entwickelt, wir sehen Selbstbewusstsein und insgesamt großen Gewinn.“ Binder, die in den Klassen viel gegenseitige Unterstützung bemerkte, dankte allen Dozentinnen und Dozenten sowie allen an der externen Prüfung beteiligten Schulen. „Gehen Sie weiterhin Ihren Weg Richtung Ausbildung und Schule – hören Sie niemals auf zu lernen!“, schloss die versierte BG-Geschäftsführerin.

Ermutigung kam auch vom Rathaus: „Wir brauchen in allen Bereichen Menschen – in der Pflege, im Kindergarten, im Handwerk“, so der mit allen Mangelberufen sichtlich vertraute Fachbereichsleiter Torsten Kalb, der herzliche Glückwünsche von OB Bernd Häusler und der erkrankten Bürgermeisterin Ute Seifried überbrachte. „Sie haben sich toll auf den Weg gemacht und Deutsch gelernt“, so Kalb, der ebenfalls auf die damit verbundenen Anstrengungen der erwachsenen ZuwanderInnen verwies und betonte, dass die Stadt Singen auch weiterhin gerne hilft, zumal von 48.800 Einwohnern der Hegaumetropole 51 Prozent einen elterlichen Migrationshintergrund aufweisen und 27 Prozent einen ausländischen Pass besitzen.

Monika Brumm überbrachte Grüße von Landrat Zeno Danner, dem Integration ebenfalls eine „Herzensangelegenheit“ sei. Sie ermutigte die AbschlussklässlerInnen, eine Ausbildung anzustreben, wobei das Landratsamt bereits beispielhaft eine Teilzeit-Ausbildung anbietet. Zum „Daumendrücken für Bewerbungsverfahren“ gehöre aber auch die „Erwartungshaltung, dass Sie nach der Unterstützung und Begleitung etwas an unsere Gesellschaft zurückgeben“, so Brumm.

Mohammad Hussaini aus Afghanistan, der täglich aus Weiler auf der Höri eingependelt war und nun eine Ausbildung anstrebt, fand als Vollzeit-Absolvent lobende Worte sowohl für die Klassengemeinschaft als auch für die Stoff-Vermittlung der vielen Fächer und dankte abschließend allen Lehrerinnen und Lehrern: „Ich werde Sie nie vergessen“, wofür es ringsum starken Beifall gab.

„Willkommen gefühlt“ hat sich auch Amal Kamareddine aus dem Libanon, Schülerin der Teilzeitklasse, die neben der Teilnahme am Unterricht als Alleinerziehende zudem ihre beiden schulpflichtigen Kinder versorgt. Sie bekam immerhin ein „Sehr Gut“ im Zeugnis für ihre Projektpräsentation „Sozialpolitik in Deutschland und Libanon“. Auch Kori Shaabo Abdullah aus dem Irak schaffte die Schule und die Prüfung – mit sieben Kindern zuhause. Sie möchte sich mit ihrer großen Erfahrung in Richtung einer pädagogischen Hilfskraft weiterentwickeln – ein möglicher Gewinn für Singen.

Autor:

Bernhard Grunewald aus Singen

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