Kunden beschweren sich über die Preissprünge
»Wir verdienen nichts an den Preissteigerungen«

Die Gaspreise knallen nicht erst seit dem Ukraine-Krieg hoch. Nun aber kommen die Preiserhöhungen immer mehr bei den Verbrauchern an.  | Foto: Netze ENBW
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  • Die Gaspreise knallen nicht erst seit dem Ukraine-Krieg hoch. Nun aber kommen die Preiserhöhungen immer mehr bei den Verbrauchern an.
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Kreis Konstanz/ Singen. Der Schock saß tief bei vielen Autofahrern letzte Woche, als der staatliche »Tankrabatt« auf den 1. September endete und die Preise über nacht wieder in die Höhe schossen. Ein Schock steht in Sachen Energie noch ziemlich vielen Menschen bevor, die nun in diesen Wochen ihre Jahresabrechnungen bekommen und erfahren, wie tief die dann in die Taschen greifen müssen mit den neuen Preisen. In Taschen, in denen oft auch gar nichts mehr ist um tiefer zu greifen. Die Thüga als einer der großen Endergienstleister der Region versucht hier zu erklären, weshalb sie drastische Preiserhöhrungen umsetzen muss.

Beim Wochenblatt liefen nach der Meldung von der letzten Woche, dass die Stadtwerke vorerst noch auf eine Erhöhung verzichten wollen doch eine ganze Reihe von Lesern auf, die hier der Thüga und anderen Anbietern in Sachen Gaspreise sogar »Abocke« vorwarfen, weil die ihre Erhöhungen schon angekündigt, zum Teil gar schon umgesetzt hatten. Sogar der Verbraucherschutz sei eingeschaltet worden, denn den Verbrauchern fehlte auch eine verständliche Erklärung, weshalb nun der Preissprung so hoch ist, dass er verständlicherweise ganz schön wehr tut.

Darauf gab eine lange Antwort durch den Regionalleiter Privatkunden, Sebastian Körner von der Thüga auf die Anfragen des Wochenblatt: »Wir verstehen den Unmut Ihrer Leser, niemand freut sich über steigende Preise. Den Vorwurf der Abzocke weisen wir strikt zurück und empfinden das auch als völlig unangemessen, liegen doch die Gründe für die massiven Preiserhöhungen auf dem Energiemarkt nicht bei uns. Wir bedauern, nicht anders agieren zu können und machen uns große Sorgen um unsere Haushaltskunden und gewerblichen Kunden«, so Körner in seinem Statement.
Ursache für die hohen Gaspreise seien zwei Dinge: »Zum einen sind die Gas- Beschaffungspreise aufgrund des Ukraine-Konflikts extrem gestiegenen und zum anderen werden ja die neuen Gasumlagen von der Bundesregierung zum 1. Oktober eingeführt.
Die Gasumlagen müssen wir von allen Kundinnen und Kunden unabhängig vom gewählten Tarif erheben und abführen. Wir profitieren davon nicht. Die Erhöhung der Beschaffungspreise betrifft alle Tarife. Eine Ausnahme bilden Tarife mit sogenannten Preisgarantien. Sebastian Körner: »Unsere Gaspreise spiegeln somit die gestiegenen Beschaffungspreise sowie die Weitergabe der gesetzlich festgelegten Umlagen wider.«

Gaspreise stiegen ums 12-Fache

Die Nachrichten zu den Energiepreisen hatten sich auch schon vor der Ukrainekrise überschlagen: Auf den Beschaffungsmärkten für Energie gibt es derzeit starke Turbulenzen und die Kosten für die Beschaffung von Gas sind auch in den vergangenen Monaten weiter extrem gestiegen. Der Energiemarkt ist derzeit völlig aus den Fugen geraten und verzeichnet Allzeithochs. Dies betrifft leider nicht nur die Gasmärkte, sondern auch die Strommärkte - deren Preise sind noch immer an den Gaspreis gekoppelt. »So hat sich beispielsweise der Preis für das Gas-Terminprodukt mit Lieferung in 2023 von 20,00 Euro pro Megawattstunde im Sommer 2021 auf 242,00 Euro pro Megawattstunde (24,20 ct/kWh) im September 2022 erhöht. Das entspricht einer Verzwölffachung des Preises!«, so die Thüga in ihrer Erklärung. Die sogenannten Spotmarkt-Preise, das heißt  Preise für kurzfristige Lieferungen am nächsten Tag, liegen aktuell sogar bei rund 280,00 Euro pro Megawattstunde (28,00 ct/kWh).

Kräftiger Sprung nach oben

»Unseren Kundinnen und Kunden mussten wir diese Preissteigerungen leider teilweise weitergeben und deshalb die Gas-Arbeitspreise in der Grundversorgung zum 1. Oktober um 5,74 ct/kWh netto beziehungsweise 6,83 ct/kWh brutto auf dann 19,10 ct/kWh netto (22,73 ct/kWh brutto) erhöhen. Die Grundpreise sollen aber unverändert bleiben.  Auch bei den Sondertarifen gab es Preisanpassungen, die aufgrund der Vielzahl verschiedener Gastarife mit unterschiedlichen Laufzeiten und Preisgarantien natürlich unterschiedlich hoch ausfielen.«
Und: »Bei solch widrigen Rahmenbedingungen ist unser höchstes Ziel, die Versorgungssicherheit unserer Kunden zu gewährleisten. Dies ist nur möglich, wenn Unternehmen Kostensteigerungen durch ihre Lieferanten in ihrer jeweiligen Produktkalkulation be- rücksichtigen können.«

Gaspreis noch unter dem Regionalschnitt

Die Thüga Energie beschafft wie alle Anbieter Gas für ihre Kundinnen und Kunden vorausschauend und kontinuierlich am Markt in vielen Tranchen. »Dennoch können wir uns den extrem gestiegenen Beschaffungspreisen nicht entziehen und müssen Zug um Zug auch jetzt Mengen zu sehr hohen Preisen einkaufen. Durch unseren strukturierten Einkauf haben unsere Kunden aktuell trotzdem einen enormen Preisvorteil gegenüber den Angeboten auf den Preisvergleichsportalen«, so die Thüga in ihrer Stellungsname. Der Gaspreis für einen Heizgas-Haushaltskunden in unserer Region liege beim Preisvergleichsportal »Verivox« beim günstigsten Anbieter aktuell am Montag (5. September) bei rund 40 ct/kWh brutto und damit deutlich über den aktuellen Preisen der Thüga Energie.«

Energiesparen lohnt doppelt

Alle Stadtwerke und Energieanbieter weisen in diesen Wochen nochmals verstärkt darauf hin, wie groß das Potenzial sein kann, schon durch einfache Maßnahmen wie richtiges Lüften viel Energie einzusparen. Eine erste Beratungsebende ist da zum Beispiel die Energieagentur des Landkreises: www.energieagentur-kreis-konstanz.de

Die Gaspreise knallen nicht erst seit dem Ukraine-Krieg hoch. Nun aber kommen die Preiserhöhungen immer mehr bei den Verbrauchern an.  | Foto: Netze ENBW
Die Graphik zeigt, wie brutal die Preissprünge der letzten Monate ausgefallen sind. | Foto: Tradinghub
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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